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Fantasy General 2: Invasion (Taktik & Strategie) – Taktieren mit Gamepad

Im Frühling 2019 konnte Fantasy General 2: Invasion auf dem Rechner satte 85% im Test erreichen. Mittlerweile haben Publisher Slitherine und die österreichischen Entwickler von Owned by Gravity das Strategiespiel für 30 bis 40 Euro auf Konsolen veröffentlicht. Wie erobert es sich auf PlayStation 4 und Xbox One? Wir haben Version 1.01 getestet.

© Owned by Gravity / Slitherine Ltd.

Die Waffe zählt

Denn die Effizienz im Kampf richtet sich nicht nach Truppentyp, sondern nach Manöver und vor allem der Bewaffnung: Speere sind gegen Berittene zwar immer noch gut, aber auch einsetzbar gegen gepanzerte Einheiten der schweren Infanterie oder gegen einen Ansturm. Wer Schilde trägt, kann einen Wall bilden und auch Einheiten hinter sich gegen Beschuss schützen. Es ist schön, dass die Entwickler das etablierte Schere-Stein-Papier-Prinzip auf diese Art öffnen, denn so muss man sich etwas genauer mit den vielfältigen Möglichkeiten beschäftigen, denn man hat mehr Optionen zur Verfügung. Dabei hilft, dass man den Waffentyp einer Einheit sofort anhand der Icons erkennt und sich vor einer Attacke die erwarteten Verluste auf beiden Seiten anzeigen lassen kann. Diese Prognose kann nicht nur  überraschend sein, weil man z.B. alte Fire-Emblem-Routinen im Hinterkopf hat, sondern auch, weil sie in der ersten Anzeige nicht komplett akkurat ist – denn je nach Erfolg des ersten Schlags kann sich etwas ändern.

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Es gibt sowohl für Helden als auch Truppen eigene Entwicklungsbäume. © 4P/Screenshot

Zu Beginn eines Szenarios platziert man seine Einheiten in vorgegebenen Zonen, dann bewegt man sie in freier Reihenfolge über die Hexfelder, wobei es nicht nur Wälder, Flüsse, Hügel etc. mit unterschiedlichen defensiven Boni oder Mali, sondern auch Schreine und Siedlungen zum direkten Plündern gibt; man kann auch mal Schätze, Artefakte & Co à la Heroes of Might & Magic finden, so dass zwischen den Gefechten gemütliches Erkundungsflair entsteht – da es keine Zugbegrenzung gibt, kann man übrigens alles in Ruhe abgrasen. Außerdem gefällt mir, dass man jede Einheit erst bewegen kann, bevor man irgendjemanden angreifen lässt – so ist man nicht gezwungen erst alle Aktionen einer Truppe auszuführen. Berge sind nur für Flieger zugänglich, es gibt also keine Höhenvorteile hinsichtlich der Reichweite für Fernkämpfer, aber wer mit ihnen Türme besetzt, bekommt Kampfboni. Sehr lobenswert ist angesichts der Details von Rüstung über Tempo bis hin zu Magie oder kollektiven Boni, dass die Benutzeroberfläche übersichtlich designt ist  und dass es über Farben, Menüs und Pop-ups stets zusätzliche Informationen gibt. Neben dem Terrain gilt es Flankierungen und vor allem die Unterstützung durch Fernkämpfer wie die überraschend starken Schleuderer & Co zu beachten, denn die sorgen proaktiv für Beschuss, so dass man sie optimal zur Unterstützung hinter der ersten Linie einsetzen kann: dann feuern sie einmal automatisch auf den Angreifer und sind später selbst nochmal manuell dran.

Verluste und Moral

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Recht früh darf man Entscheidungen treffen, die sich auswirken können. © 4P/Screenshot

Auch die solide, in mehreren Stufen einstellbare KI nutzt das, so dass man sie bei gestaffelter Aufstellung nicht so leicht überrennen kann. Bei einem Kampf gibt es zunächst einen direkten Schlagabtausch zwischen Angreifer und Verteidiger, die in der Regel beide Verluste hinnehmen, wobei ein siegreicher Angreifer das Feld besetzt. Eine weitere gute Idee ist übrigens, dass Truppen bei derartigen Verlusten nicht nur an Kampfkraft, sondern auch an Erfahrung verlieren, selbst wenn sie knapp mit einem Mann überleben! Man überlegt sich also zweimal, ob man überhaupt Schaden nehmen will, wenn man kurz vor dem Aufstieg steht. Will man seine Truppen retten, muss man sie frühzeitig evakuieren und irgendwo rasten lassen, wobei es mitunter auch Heiltränke gibt oder Burgen & Co, in denen man gegen Gold komplett regeneriert. In diese Situation und auch zum Nachspielen einer Schlacht wird man des Öfteren kommen, denn die Schwierigkeit kann plötzlich anziehen – was vor allem daran liegt, dass man das Kampfsystem trotz seiner lobenswerten Vielfalt manchmal in einer Art umsetzen muss. Also: Als Barbar gilt es, seine Agilität einzusetzen.

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Es gibt keinen Online-Multiplayer, lediglich Einzelgefechte gegen die KI auf sechs Karten. © 4P/Screenshot

Für militärtaktische Effizienz sorgen hier Plänkler und Scharmützler, die selbst keinen Gegentreffer nach dem Angriff einstecken oder in Hit&Run-Manier zuschlagen und dann zurück zum Ausgangspunkt galoppieren – nur muss man diese auf bestimmte Art schützen bzw. positionieren. Auch Hilfstruppen zur Belagerung oder Flieger bringen weitere Würze in eine Schlacht. Hinzu kommen die wichtigen magischen Attacken, für deren Gebrauch man Mana benötigt, das über Quellen im Gelände gesichert oder über die Seelen verstorbener Truppen gewonnen werden kann. Die Magie ist vor allem gegen Truppen mit geschwächter Moral sehr effizient. Letztere spielt eine entscheidende Rolle, denn selbst eine nominell stärkere Armee kann durch „Terror“ in Form von Heldenfähigkeiten, Artefakten, Hinterhalten, Sturmangriffen oder höherem Schaden in direkten Duellen an Kampfkraft verlieren. Krieger können zerrüttet werden und ganze Verbände fliehen sogar! Schön ist auch, dass eigene Artefakte gestohlen werden, wenn man eine Schlacht verliert – will man es zurück haben, muss man die feindliche Truppe besiegen. Eine derartige Dynamik ist in rundenbasierten Hexfeldschlachten selten zu beobachten. Eigene Truppen werden u.a. durch die Nähe des Anführers oder eigene Entscheidungen moralisch stabilisiert werden. Schade ist allerdings, dass das Töten des feindlichen Anführers nahezu keine Effekte auf dessen Truppenmoral zu zeigen scheint.

Erfahrung und Spezialisierung

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Man kann drehen und zoomen, aber einen Schönheitspreis gewinnt dieses Spiel auf Konsolen nicht – die Animationen sind mager, die Einheiten grob geschnitzt. © 4P/Screenshot

Egal ob Helden oder einfache Truppen: alle gewinnen Erfahrung, alle können über Artefakte, Waffen weiter ausgerüstet oder über eigene Techtrees in der Anwendung von Fähigkeiten bzw. der Waffengattung spezialisiert werden – lediglich die angeheuerten Söldner verändern sich nicht. Dabei hat man ausgehend von zwei Basiseinheiten die freie Wahl der Entwicklung. So kann aus einfachen jungen Schwertkämpfern oder Speerträgerinnen bei den Barbaren alles Mögliche werden – eine stärkere Variante, Berserker oder Schleuderer, Scouts, Hirschreiter,Wolfsmütter, Beschwörer, Axtkämpfer oder Plänkler, so dass man sehr individuelle gemischte Verbände inkl. magischer Fähigkeiten zusammen stellen kann; insgesamt stehen 75 Truppentypen zur Verfügung. Für die Rekrutierung braucht man Gold, Waffen & Co, die man als Ressourcen findet, bei Plünderungen oder Abschluss eines Szenarios bekommt.

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Leider gibt es keine Erklärungen, was genau „Eiserne Jungfrau“ und „Gegnerskalierung“ machen. Aber Permatod und Feinde, die sich an den eigenen Level anpassen, kennt man ja… © 4P/Screenshot

Abseits der Kampagne kann man über seinen Steam-, GoG- oder Slitherine-Account gegen die KI oder Freunde spielen, wobei auch eine neutrale Kraft wie in der Kampagne zuschaltbar ist. Dabei geht es entweder um die Eroberung von Burgen oder die komplette Vernichtung des Gegners. Allerdings ist der Umfang überschaubar: Es gibt lediglich fünf Karten und zwei Fraktionen, die sich aber angenehm unterschiedlich spielen. Während die Truppen der Barbaren leicht gerüstet sind und im Stile der Guerilla-Taktik schneller und hinterhältiger aus dem Wald zuschlagen können, vor allem in einem Gelände ohne weite Ebenen, agiert das Imperium mit schwer gepanzerten Reitern, Langbogenschützen & Co etwas behäbiger im Stile einer formierten Großmacht, aber kann Untote beschwören, die wiederum die Moral stark beeinflussen. Man kann zig Optionen hinsichtlich Gelände, Truppenerfahrung & Co voreinstellen. Und schließlich gibt es die Möglichkeit, eigene Szenarien zu erstellen.

  1. bohni hat geschrieben: 19.08.2020 11:29 Was mich auch an dem Spiel stört:
    Die gegnerischen Einheiten haben offensichtlich keine Mana Begrenzung.
    Die Magier, Schamanen etc. spammen die ganze Zeit über neue Einheiten als wenn es keinen Morgen gibt. Ergo das Spiel schummelt da recht offensichtlich. Es macht folglich für den Gegner keinen Unterschied, ob man alle Manaquellen besetzt hat oder nicht ... und der Spieler kann froh sein 2-3 Mal Einheiten zu beschwören ... nicht schön.
    Ein dämmliches Zeitlimit für die Maps ... auch wenn es keinen großen Unterschied macht .. was soll das?
    uvm.
    Es ist ein gutes Spiel, aber kein würdiger Fantasy General Nachfolger, finde ich.
    Der Spieler hat in diesem Spiel die Möglichkeit zu speichern. Das macht jeglichen Vorteil der Gegner wett. Man gerät in einen Hinterhalt, der dich blöderweise mehrere Einheiten kostet? Reload und Vorbereiten.
    Für mich war das Spiel ab einem gewissen Teil zu einfach: Wenn man dann seine 25 Einheiten hat, dann wälzt man einfach nur noch durch.
    Selbst die Endmission wurde dann auch so gespielt: die Karte bestand aus einer Art Festung im Inneren und aussenherum Ebene, die voll war mit gegnerischen Einheiten. Zuallererst säubert man die Gegend um die Festung herum. Für die Festung packt man dann die stärkste Defensiv-Einheit nach vorne, gefolgt mit den stärksten Fernkampfeinheiten. Wenn der Gegner sich dann auf die Fronteinheit konzentriert hat, lässt man die Fernkampfeinheiten ihren Job tun. Ich hab nicht eine Einheit verloren.
    Und für die Magiereinheiten, die Einheiten spawn: das gleiche wie bei Diablo: man konzentriert sich zu allererst voll und ganz auf die Magier. Ich hab bei Diablo auch falsch gespielt: als Hexenmeister von hinten Einheiten gespawnt. Geriet man dann an einen Gegner, der selber Einheiten spawnte, dann war das ein Patt, das sich bis in die Unendlichkeit ausdehnen konnte. Ich erinnere mich, dass ich da mehrere Stunden nur an einem Kampf gehangen hab, bis ich kapiert habe, dass ich...

  2. Ich lach mir nen Krampf wenn ich sehe was da für Spiele kommen - Vogelperspektive - bei dem Gedanken, dass heuer noch ne PS5 mit 8K Marketing-Gag auf den Markt kommt die kein Mensch braucht. Spiele die es so vor 20 Jahren gab ha ha ha ha.
    Mit 8K kann aus 4m Entfernung nicht mal ein Adler oder ne Eule die Pixel sehn, geschweige den ein Mensch, zumal noch dazu kommt, dass der Großteil Kontaktlinsen oder ne Brille brauchen - Mann. Völliger Schwachsinn ha ha ha, wenn ich im Mediamarkt beobachte wie Leute bei nem 4K od. 8K TV 15cm von der Glotze stehen und sich ein ensprechendes Demo anschaun und sich daran erfreuen keine Pixel zu sehen ha ha ha.
    Diese TV-Deppen sind ja noch nich mal in der Lage, HD-Fernsehn auf allen Sendern in dieser Quali zu strahlen. Da kann man auch S/W Sendungen sehen Anno1958 aufgeblasen bis zum geht nicht mehr.
    Und jetz kommen immer mehr VonObenSpiele nextGen muuuuuaaaaaha ha ha ha ha :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

  3. Was mich auch an dem Spiel stört:
    Die gegnerischen Einheiten haben offensichtlich keine Mana Begrenzung.
    Die Magier, Schamanen etc. spammen die ganze Zeit über neue Einheiten als wenn es keinen Morgen gibt. Ergo das Spiel schummelt da recht offensichtlich. Es macht folglich für den Gegner keinen Unterschied, ob man alle Manaquellen besetzt hat oder nicht ... und der Spieler kann froh sein 2-3 Mal Einheiten zu beschwören ... nicht schön.
    Kein Undo für vertippte Befehle .. sollte bei einem Rundenbasierten Spiel kein Problem sein. (Man denke da nur an Disgaea z.B. wo man problemlos alle Befehle zurücknehmen kann, bis man die Runde abgeschlossen hat)
    Man muss mehr oder weniger linear durch die Kampagne und kann keine zusätzlichen (alten) Maps spielen, um die Einheiten zu vertärken z.B. Das ist sehr dumm, da man auf dem Titelschirm ja nicht genau weiß welche Einheiten man kaufen oder Steigern sollte, damit man die nächste Map auch schaffen kann. Auch dumm, wenn erst bei wählen eine Map ein "Held" die Truppe verlässt und man diesen Verlust dann nicht mehr kompensieren kann ...
    Der Spieler bekommt keine "richtigen" Lufteinheiten .. die Gegener haben aber Drachen, gefügelte Pferde, Harpies etc.
    Ein dämmliches Zeitlimit für die Maps ... auch wenn es keinen großen Unterschied macht .. was soll das?
    uvm.
    Es ist ein gutes Spiel, aber kein würdiger Fantasy General Nachfolger, finde ich.

  4. Ein überraschend gutes Spiel mit schöner Atmospähre. Leider hat mich der Umfang enttäuscht. Wenn etwas "Fantasy General" heißt erwarte ich eigentlich das ganze Programm. Vor allem viele unterschiedliche Fraktionen. Orks zum Beispiel.
    Zwei Fraktionen wovon nur eine in der Kampagne zu spielen ist finde ich schon mager und hat dem Spiel auch dementsprechend wenig Spielzeit beschert.
    Schade um die frischen Ansätze in dem Genre. Das hätte mehr sein können. Aber schön das sie es auch für die Konsolen rausbringen. Vielleicht spült das ja genug Geld in die Kasse um ein paar Fraktionen nachzuliefern.

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