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Football Manager 2016 (Sport) – Die Emotion in der Excel-Tabelle

Fußball ist Emotion. Doch wenn man jemandem erklärt, dass grafisch aufbereitete Statistiken diese Emotionmitunter besser transportieren als FIFA oder Pro EvolutionSoccer, wird man schief angeschaut. Dabei schafft das Phänomen Football Managergenau das. Die nach wie vor wegen lizenzrechtlicher Probleme nur alsImport erhältliche Kultserie geht in ihre alljährliche neue Runde -mehr dazu im Test.

© Sports Interactive / Sega

Beinahe peinlich

Eigentlich sollte ich den Football Manager 2016 wie seine Vorgänger nur in einem dunklen Kämmerchen spielen. Denn wenn mich jemand dabei beobachtet, wie ich in den nicht einmal sonderlich aufwändig dargestellten Matches mitfiebere, Schnappatmung bekomme oder mich über falsche (und manchmal auch richtige) Schiedsrichterentscheidungen aufrege, dürfte ich in Erklärungsnot kommen. Wenn ich die Fäuste balle, mir die nervösen Linien aus der Stirn massiere oder einfach nur wie von einem Schlag in den Magen getroffen in den Stuhl sinke, weil meine Mannschaft in buchstäblich letzter Sekunde noch ein Tor gefangen hat oder den Bildschirm mit irgendwelchen Spielernamen ankeife (gelegentlich sogar anbrülle), ist es schwer, plausible Gründe darzustellen. Außer, dass es doch Fußball ist.

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Statistiken, Tabellen, Zahlenkolonnen: Trotz dieser trockenen Elemente weckt der Football Manager starke Emotionen. © 4P/Screenshot

Dabei ist es wahrlich keine neue Situation. In den letzten Jahren, als Sports Interactive sich seit 2009 ständig Gold und für den Football Manager 2014 sogar einen Platinaward sichern konnte, war die Ausgangslage sehr ähnlich. Für einen Fußballfan wie mich, der sowohl zuhause vor dem Fernseher als auch im Stadion leiden (als HSV-Anhänger eine Grundvoraussetzung) und mitfiebern kann und auch nicht mit Kommentaren oder Verbesserungsvorschlägen hinter dem Berg hält, ist die Immersion enorm. Und dass, obwohl die Darstellung über die Jahre zwar verbessert und übersichtlicher wurde, ihr aber immer noch zu Recht das Stigma animierter Excel-Tabellen anhängt. Obwohl in der Standard-Version alle Namen von Spielern, Betreuern, Funktionären, Stadien oder Schiedsrichtern stimmen, muss man aber aus lizenzrechtlichen Gründen (EA hält die Lizenz immer noch auf Jahre exklusiv) nicht nur in der Bundesliga auf Logos etc. verzichten.

Alles fast wie immer


Wie kommt man an Logos und Spielerbilder?



Diverse Fanseiten wie z.B. www.passion4fm.com bieten Downloads an, mit denen man die spröde Darstellung aufpeppen kann.
Die Daten müssen im entsprechenden Ordner, z.B. „Dokumente/Sports Interactive/Football Manager 2016/graphics“ abgelegt werden. Achtung: Evtl. muss das Verzeichnis manuell erstellt werden. Dann in den Interface-Optionen „Clear Cache“ wählen, den Haken bei der Box „Reload skin when confirming changes in Preferences“ setzen und den Haken bei „Use caching to decrease page loading times“ entfernen. Voilá! Daten, Logos usw. sind integriert. © 4P/Screenshot

Doch nicht nur hier scheint der Football Manager in dieser Saison eher zu stagnieren. Weder die komplette inhaltliche Verzahnung aller Elemente noch die frei nach den eigenen Vorlieben konfigurierbare Tiefe der Entscheidungen oder die grundsätzliche Wochenroutine haben im Vergleich zum letzten Jahr große Fortschritte gemacht. Möchte man meinen. Dabei lassen sich im Detail natürlich Modifikationen ausmachen. Eine der deutlichsten, aber auch unwesentlichsten ist der Editor für den Trainer/Manager, der an der Seitenlinie steht. Mit einem rudimentären und unzeitgemäßen Editor kann man versuchen, ein virtuelles Alter Ego zu kreieren, das an der Seitenlinie steht und Anweisungen gibt oder mit den Auswechselspielern auf der Bank sitzt. Braucht der FM dieses Feature, das in einer leicht anderen Form auch in den späten Ausgaben der deutschen Fussball Manager aus dem Hause Bright Future zu finden war? Nicht wirklich – auch wenn der Effekt bei der Matchdarstellung durchaus ansprechend ist. Denn viel wichtiger: Der Rest funktioniert so gut wie zuvor – in einigen Punkten sogar noch besser. So laufen Spielergespräche z.B. nicht mehr ganz so schnell aus dem Ruder und man hat ausreichend Zeit, um ggf. getätigte Versprechungen wie mehr Einsatzzeit oder Aufstellungen in der Startelf umzusetzen.

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Mit Original-Logos und -Spielerbildern wird die Atmosphäre nochmals gesteigert. © 4P/Screenshot

Es kommt auch nicht mehr vor, dass Spieler sich nach langer Verletzung darüber beklagen, nicht gespielt zu haben. Dabei sollte man das Tagesgeschäft selbstverständlich nicht vergessen: das Training und die Suche nach der besten Taktik sowie der besten Mannschaft für den nächsten Gegner. Und alles, was das Spiel an umfangreichen Statistiken in nahezu jeder Hinsicht bietet, ist auf die Analyse der vergangenen Spiele sowie der kommenden Teams ausgerichtet, bis hin zur Videoanalyse der erledigten Spiele. Wer sich hineinknien möchte, kann haarklein die Laufwege, das Passverhalten, die „Hot Zones“ (also die Bereiche auf dem Feld, auf denen der Spieler am aktivsten war) und vieles mehr studieren oder gegeneinander abwägen. Aber es gilt hier: Alles „kann“, nur wenig „muss“. Zumindest in die Aufstellung sollte man sich nicht reinreden lassen – ansonsten könnte man auch gleich den Urlaubs-Assistenten aktivieren, der alles automatisch ausrechnet. Form spielt eine Rolle, Fitness ebenso, wobei man hier mittlerweile zwischen der allgemeinen Kondition und Match-Fitness unterscheidet, die nur durch Einsatzzeiten aufgebaut werden kann – sowie durch ein Abstellen in die zweite Mannschaft, was von einigen Profis nicht besonders positiv aufgenommen wird. Natürlich kann man sich auch in die Weiterentwicklung der Jugendmannschaften oder der Amateure einmischen, wenn man dies nicht den dafür angestellten Coaches überlassen möchte. Man kann im Verein mit eiserner Hand regieren oder sich von den ihren Fähigkeiten entsprechend kompetenten Assistenten effektiv unter die Arme greifen lassen. Ich hätte mir beim Training zwar gewünscht, dass man nicht nur schichtweise, sondern tagesaktuell die Trainingsgestaltung beeinflussen kann, doch solange am Ende auch mit Hilfe des Individualtrainings das herauskommt, was ich mir als Ziel vorgestellt habe, kann ich darüber hinwegsehen.

  1. Wenn man sich die Trikots, Wappen, Spielerbilder usw. schon in der letzten Version runtergeladen hat, kann man sie auch einfach ins neue Verzeichnis kopieren, die IDs bleiben scheinbar immer gleich.
    Gibt da auch Dateien, wo man z.B. bis in die deutsche Verbandsliga spielen kann.
    Nur für die "neueren" Spieler gibt es dann keine Bilder, die muss man sich dann separat z.B. in Länderfiles runterladen (Als Beispiel Breel Embolo).
    Gibt auch Files, die den FM komplett auf deutsch stellen (mit ein paar kleinen Ausnahmen).
    Ich kann da nur www.meistertrainerforum.de empfehlen.
    Auch wenn der FM staubtrocken ist, ist er für mich jedes Jahr einfach ein Muss. Wobei dieses Jahr die Veränderungen recht gering zu sein scheinen (hab erst paar Stunden gespielt).
    Neu und auch recht interessant ist der Draft-Modus, wo man sich sein eigenes Team erstellt und je nach ausgewählter Liga ein bestimmtes Budget hat und sich dafür Spieler aus aller Wert dann zum Marktpreis holen kann.

  2. Mit Lizenzen tut man sich schwer, schließlich heißt das in PES: Teams sind gar nicht spielbar, bzw. früher auch schon in Anstoss: Lukas Podolski heißt Lulatsch Pomatski. Das gilt hier nicht, sonst dürfte das Spiel schließlich offiziell in Deutschland vertrieben werden.
    Nicht offiziell lizensierte Wettbewerbe/Teams im Spiel: original Vereinsmitarbeiter, Spieler, Rahmenterminkalender, Kaderregeln, Disziplinarregeln, etc. Wettbewerbsnamen verfremdet (German First Division statt Bundesliga), Vereinsnamen abgekürzt. Aber: keine Spielerbilder, keine Vereinswappen plus Wettbewerbslogos. Außerdem DFB-Teams verfremdet Wer das ändern will, siehe z.B. Meistertrainerforum.de
    Offiziell lizensierte Wettbewerbe im Spiel: logischerweise keine leicht verfremdeten Wettbewerbsnamen, plus Spielerbilder, Logos, Originaltrikots samt Sponsorenlogos enthalten
    Liste der offiziellen Wettbewerbe, Stand vor zwei Jahren (groß geändert hat sich glaube ich nix):
    http://www.sportra.com/football-manager ... announced/ Der 2016 hat zum ersten Mal einen Premier-League-Club voll lizensiert, da der FC Watford aufgestiegen ist. SI sind da schon seit einiger Zeit als Sponsor aktiv. Insgesamt Wettbewerbe aus über 50 Ländern ohne Downloads, dazu auch U-Nationalteams spielbar, Jugend-Championsleague, so ziemlich sämtliche Kontinentalwettbewerbe, etc. Die Datenfülle ist der kleinste Kritikpunkt des Spiels, das gilt schon historisch (diverse Clubs haben Scoutingverträge mit SI abgeschlossen, auch im Profibereich. Und SI haben einen Kontrakt mit Prozone).
    Sprachen: Türkisch, Englisch, Holländisch, Italienisch, Norwegisch, Portugiesisch, Französisch, Polnisch, etc. -- man spricht eigentlich alles, außer Deutsch

  3. der hinweis hinsichtlich der sperren im deutschen fußball ist nicht ganz korrekt. rote karten können auch wettbewerbsübergreifend gelten. erst vor kurzem wurde z.b. der schalker geis nach einem platzverweis in der liga auch für den pokal gesperrt. das sind aber einzelfallentscheidungen.

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