Folge dem Kaninchen
Held des Spiels ist »Dude«, ein kugelrundes Comic-Männchen, welches mit Nickelbrille und einem kleinen Schneckenhaus auf dem Rücken durch die Fantasiewelt watschelt. Eines Nachts taucht eine riesige Hand unter seinem Bett auf und stibitzt ihm einen Pantoffel.
Ein gutes Geschäft: Zum Preis von nur einem Dominostein lässt der linke Spieler den Hammer fallen. |
Also hopst er schnurstracks in das entstandene Loch und landet in einem Labyrinth unterirdischer Räume, welches von absonderlichen Kreaturen bewohnt wird.
Der sympathische Protagonist lässt sich mit klasssicher Point&Klick-Steuerung durch die Räume navigieren. Je nach Einsatzort verwandelt sich der Mauszeiger: Ein Fuß zeigt z.B. an, dass Dude zum Ziel laufen kann – theoretisch jedenfalls. Praktisch trippelt er nur zu einigen der anklickbaren Positionen. Finde ich ein Stück poröse Wand und will sie mit dem Hammer aus dem Inventar bearbeiten, reagiert die Steuerung ebenfalls ein wenig ungenau. Oft muss ich mittig auf das Objekt zielen, was mangels Hotspot-Anzeige zu nervigem Pixelhunting führen kann. Verwandelt sich der Cursor-Fuß in eines von drei Hand-Symbolen, lässt sich der Gegenstand aufnehmen oder mit anderen Dingen benutzen; durch Röhren klettern und von Leitern hüpfen kann der kleine Dude ebenfalls.
Was war zuerst da: Sonnenbrille oder Ei?
Das Highlight der surrealen Welt sind ihre Bewohner. Um ihre Vorlieben und Verhaltensweisen kennenzulernen, experimentiere ich ausgiebig mit ihnen herum. Eine der Figuren rückt z.B. ihre Sonnenbrille heraus, wenn ich ihr im Gegenzug eine Schublade überlasse, welche sie prompt als Kopfbedeckung missbraucht. Diese Tauschgeschäfte sind ein zentrales Element im Spieldesign. Eine andere Figur erinnert ein wenig an die Mumins und besitzt eine praktische Schublade im Bauch. Stecke ich die Sonnenbrille hinein, legt sie kurz darauf ein Ei, in welchem sich nun die Sehhilfe befindet.
Auch andere Dinge lassen sich auf diese Weise verpacken. Zur Not befreit der grimmige Nachbar im angrenzenden Zimmer das Objekt mit einer Kopfnuss aus der Schale.Die Minispiele sind Teil des Mysteriums: In diesem Fall klickt man einfach auf Dude und bewegt die Maus zur Seite, um die Wurfstärke zu bestimmen.
Diesmal kommen mir die Eier aber sehr gelegen: Ich kann sie in einem der geschickt in die Rätsel eingebundenen Minispiele benutzen. Das Känguruhwesen fängt nämlich liebend gerne Kugeln mit seinem Beutel und lässt sich so vor einem versperrten Eingang weglocken. Leider geben die Entwickler nur wenige Rätsel-Hinweise. Es ist also viel Trial & Error nötig, bis man die mitunter abstrusen Zusammenhänge des Spiels entschlüsselt hat. Happig wird es auch dadurch, dass viele Objekte nach dem Benutzen nicht einfach verschwinden, sondern in einem anderen Teil des wachsenden Labyrinths wieder und wieder benutzt und mehrmals hin- und hergetauscht werden müssen. Immerhin beruhigt der locker-flockige Jazz-Soundtrack die Nerven. Die kurzen Musik-Loops wiederholen sich allerdings schnell und sind recht holprig miteinander verbunden. Wer keinen Wert auf Verpackung und Poster legt, kann sich Full Pipe übrigens auch für nur 4,99 Euro auf Steam herunterladen, Daedalics Retail-Fassung kostet dagegen 19,99 Euro.