Im Ziegengalopp durch die Explosionen
Vor mittlerweile acht Jahren machte der Goat Simulator die digitale Randale salonfähig. Sicher, die Mod-Spielwiese Garry’s Mod gab es schon früher, etwa seit 2004, und auch das 2009 erschienene Rabbids Go Home drehte sich schon vorher um gepflegten Krawalltourismus. Der Goat Simulator pfiff 2014 aber komplett auf jeglichen Anspruch, überhaupt ein konventionelles Spiel abbilden zu wollen und zog nebenbei gekonnt die damalige Flut grottiger Alltagssimulationen durch den Kakao. Zehn Jahre und einige Erweiterungen (z.B. „GoatZ“) später kommt endlich ein großer Nachfolger. Dass sich der Entwickler Coffee Stain Studios nach wie vor nicht ernst nimmt, beweist schon der Titel: Teil 2 wird einfach übersprungen, an seiner statt folgt gleich der Goat Simulator 3, der zeitgemäß in einer größeren, offenen Welt spielt. Eine Geschichte gibt es nicht wirklich: Selbst der Erzähler im Intro wundert sich, wenn ich sein inkohärentes Geblubber nicht vorzeitig abbreche. Zur Belohnung fürs Zuhören gibt es aber immerhin eine Trophäe – hurra!
Die gebotenen Aufträge lassen das Action-Adventure fast schon wie ein Adventure erscheinen. Der behufte Held ist hier schließlich unbesiegbar – ein Knopfdruck genügt und schon wird aus dem zuckenden Ragdoll-Modell wieder eine gesunde Ziege. Meist liegt die Herausforderung also nicht in den Quests selbst, sondern darin, ihre kryptische Aufgabenstellung zu durchschauen oder eine Meme-Anspielung zu erkennen. Einige Ballett-Tänzerinnen etwa lassen sich mit Rammattacken leicht in Rotation versetzen und belohnen den Hauptdarsteller mit einem schicken Tütü.
Blöken, lecken, randalieren
Offensichtlich ist auch, warum der arme Wal Billy aus dem Zoo befreit werden muss: Er ist in einem derart kleinen Aquarium aufgewachsen, dass er es mittlerweile komplett ausfüllt und dessen Würfelform angenommen hat. Also zersplittere ich sein gläsernes Gefängnis mit den Hörnern und setze die klebrige Ziegenzunge meines Helden Pilgor ein – sie dient als äußerst nützliches Multifunktionswerkzeug. Einmal befestigt, zerrt die elastische Zunge alles und jeden polternd durch die Kulisse, in diesem Fall den Wal Billy in Richtung Ozean. Dort kann er endlich artgerecht leben. Und sterben natürlich, denn schon Sekunden später wird er von einem noch größeren Meeresbewohner gefressen. Wie rührend, der ewige Kreislauf des Lebens…
In einer Fabrik voller Bananenschleim hingegen bin ich noch nicht auf den Trichter gekommen, wie ich die gefangenen menschlichen Versuchskaninchen befreie. Das ist in diesem Spiel aber nicht weiter tragisch. Um die Ecke warten schließlich schon fünf weitere Quests auf Personen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne. Hinzu kommen kleine „Instinkte“-Herausforderungen wie das Erklimmen eines besonders Aussichtspunkts oder kleine Stunts à la Tony Hawk’s Pro Skater. Schon wenige Sprünge auf dem Trampolin lassen die Extremsportziege erstaunliche Höhen erreichen, währenddessen lasse ich sie per L2 für Tricks in alle Richtungen rotieren. Die Bewegungen mit Arcade-Fokus gehen recht ordentlich von der Hand, sogar beim Erklimmen von Wänden mittels kurzer Wandsprints. Auch das Kapern und Fahren von Autos ist mittlerweile möglich, was das Vorankommen ein wenig erleichtert. Grand Theft Auto lässt grüßen.
Massenhaft Gadgets und Kostüme
Nach und nach steige ich in den Illuminati-Rängen auf und schalte gegen Spielwährung spielbare Biester und viel Nonsens frei. Wie wär es mit einer Sushi-Platte auf dem Rücken des skatenden Hammerhais Tony Shark? Oder mit einem stilvollen Aluhut für die riesige Giraffe mit grünem Fell? Vieles davon ist nur kosmetischer Klimbim. Extras im Gadget-Slot nehmen mehr Einfluss auf Pilgors Opfer: Dazu gehört eine Satellitenschüssel, die Objekte oder Menschen einsaugt, um sie schwungvoll wieder auszuspucken. Kaum macht es „Flump!“ gleitet mein Opfer auch schon meterweit durch die Luft. Guten Flug! Manche Extras verstecken sich in verborgenen Abschnitten wie einer verpixelten Wolfenstein-Hommage voller angriffslustiger Großmütter. Bei ihrem Abschluss bekam ich zur Belohnung ein Kostüm des Muttchens, und zwar inklusive Schaukelstuhl und Wollknäuel-Bazooka. Nicht besonders effektiv, aber verwirrend, da die Oma den Blick auf die Ziege fast komplett verdeckt.
ich hab mir während dem Durchlesen des Tests gelegentlich gedacht "Was für eine Wertung wird da am Ende stehen?"
Bei aller Subjektivität, wie bewertet man so ein Spiel, das am besten im Bundle mit einem Kasten Bier bekauft werden müsste. Welche Zahl ist da angemessen?
Als ich die Wertung dann gesehen haben, musste ich grinsen. Well played.
Mit jüngeren Kindern ein Heidenspaß im Coop, gibt zur Zeit nix lustigeres! Ich finde den Teil sogar besser als die (bzw. DEN) Vorgänger, da dass "Questsystem" und einige andere Sachen ausgereifter sind. Auch der Engine Wechsel tut dem Game sehr gut! Grafisch echt schön. Man darf es halt nicht zu ernst nehmen, aber unser kurzer gackert sich immer einen weg wenn wir das spielen: Ziel erreicht.
Unter Gefällt mir nicht fehlt noch epic-fail-exclusiv