Sammeln und Aufrüsten in XXL
Hier hat es God of War für meinen Geschmack übertrieben: Irgendwann nimmt das Management von XP und Hacksilber, Ausrüstung, und Verbesserungen einfach zu viel Raum ein, ohne dass man sich gerade im letzten Drittel noch über all die Beute freuen kann, weil man schon alles Wesentliche an Fähigkeiten und Rüstungen freigeschaltet hat. Man wird zwar nicht so inflationär mit Klingen zugeschüttet wie etwa in Nioh, zumal Kratos und Atreus ja lediglich eine Axt und einen Bogen führen – aber wie gesagt: eine neue Waffe kommt für Kratos als Alternative hinzu, über die man sich dann auch so richtig freut. Aber man findet recht häufig neue Panzerungen, Zauber oder Talismane, die man auch noch einzeln in drei Stufen verbessern kann. Und kaum konzentriert man sich mal auf eine Rüstung, findet man gleich wieder eine höher stufige Alternative. Immerhin nutzt sich nichts à la Zelda ab, das ich ebenfalls für die zu hohe Ausschüttung kritisiert habe.
Aber der Vorteil all der Beute ist, dass man seinen Kampfstil damit dynamisch anpassen kann: Denn je nach angelegter Rüstung skalieren unterschiedliche Werte von Kratos wie Stärke, Abwehr, Vitalität, Runen, Abklingzeit oder Glück. Wobei das nicht ganz so transparent dargestellt wird wie in Dark Souls, wo ich numerisch genau erkennen kann, wie viel an Schaden oder Widerstand ich gewinne – hier erhöhe ich also die Stärke um plus fünf, aber weiß nicht, ob Kratos jetzt statt 100 auch 105 Schaden macht.
Andere Kleidung, anderer Kampfstil
Trotzdem hat dieses System der wechselnden Kleidung eine Stärke gegenüber klassischer Charakterentwicklung: Wer vor allem mit den leichten und schweren Runenzaubern agieren will, sollte sich z.B. auf Hüft-, Brust- und Armpanzerungen mit hohen Werten für Runen und Abklingzeit konzentrieren – schön ist, dass sich das spürbar auswirkt, so dass ein mächtiger Runenzauber deutlich früher wieder verfügbar wird. Wer in den Nahkampf will, konzentriert sich auf Vitalität, Stärke und
Abwehr. Und weil man in die drei Rüstungsbereiche noch bis zu drei Runen stecken sowie Talismane und Axtknäufe bestücken kann, ergeben sich über ein Dutzend optionaler Modifikationen. Und festhalten: Sie können zusätzlich nicht nur Widerstände gegen Gift, Feuer oder Blendung, sondern auch Spezialfähigkeiten wie etwa die Zeitlupe, einen heilenden Schutzkreis etc. beinhalten.
Hinzu kommen die über das Erreichen einer neuen Waffenstufe freigeschalteten Fähigkeiten in mehreren Talentbäumen sowohl für Kratos‘ Axt als auch die neue Waffe und den Bogen von Atreus – das ist eine enorme Auswahl an Manövern. Damit nicht genug, gibt es einen weiteren motivierenden Verstärker: Denn nur wer einen bestimmten Wert an Abklingzeit, Vitalität oder Runenkraft erreicht, schaltet bei jedem (!) damit verknüpften Kampfmanöver weitere Boni wie etwa zusätzlichen Frotschaden, weniger Kosten etc. frei. Das ist unterm Strich schon fast ein Puzzle für sich, das weit über die Kombomöglichkeiten eines Diablo hinausgeht! Ich habe mich dabei ertappt, wie ich über eine halbe Stunde vor einem Kampf gegen eine Walküre an der optimalen Zusammensetzung von Kratos gebastelt habe. Denn all das lässt sich wie gesagt schnell und damit je nach Arena ändern. Und auch das kann richtig Spaß machen.
Aber im Endgame hat man letztlich auch so viel an XP, dass alles Wesentliche verfügbar ist. Und obwohl ich mitunter gerne über die optimale Ausrüstung gegrübelt habe, hätte ich unterm Strich ein klareres und schlankeres System bevorzugt. Man hätte die Ausrüstung ja nicht gleich so weit reduzieren müssen wie in Soul Reaver, aber man hätte komplett auf XP und Hacksilber als parallele Währungen verzichten und eher auf Funde oder Belohnungen setzen sollen. Das ständige Kaufen und optionale Verkaufen passt einfach nicht in dieses Abenteuer mit seinem mythologischen Hintergrund, der eher für wenige archetypische Waffen und Fähigkeiten geeignet ist. Aber die Fülle scheint unabdingbar zu sein, weil es so viele Leute mögen. Und wie gesagt, hat dieses Experimentieren ja durchaus einige Facetten zu bieten. Weniger wäre in diesem Fall allerdings mehr gewesen.
Nicht nur, dass die Architektur und Grafikpracht überwältigend sind. Auch das Kampfsystem setzt auf Varianz, die bei einigen Gegnern auch bitter nötig ist. Dazu noch nette kleine Geschicklichkeits- und Rätseleinlagen, zwar nicht sehr anspruchsvoll, jedoch eine willkommene Abwechslung zu den Kämpfen.
Im Vergleich zu den arcadigen und trashigen Vorgängern tut diese offene Welt, die Perspektive und reife Erzählweise der Reihe sehr gut. Ein weiteres Trash-/Schlachtfest wäre eher more of the same in besserer Grafik und mithin irgendwie langweilig geworden. Insofern ein richtiger und wichtiger Schritt.
Ich bin begeistert! Und im Gegensatz zu Jörg mag ich Sammelkram, das weckt die Entdeckerlust in mir.
Hmm ich weiß nicht irgendwie machten mir die alten Teile mehr spaß, Ich werde mit diesen GoW einfach nicht warm und das Kampfsystem finde ich langweilig. Der Anfang war noch gut aber dann fing diese mini Open World an + dieses Crafting System will mir gar nicht gefallen weil ich mir denke das es nur eingebaut wurde weil es heute so viele Spiele haben müssen. Ich will nicht irgendwelche Rüstungen verbessern oder Fähigkeiten. Bzw nicht in diesen Umfang. Dazu kommt das neue KS System was einfach nicht bocken will...zündet bei mir leider nicht
Schaden kann es nicht, aber es ist auch nicht wirklich notwendig. Um die Story zu verstehen wird das Wissen über die Story der Vorgänger nicht wirklich benötigt. Die Geschichte der vorherigen Teile war im Grunde abgeschlossen. Um zu wissen wer Kratos ist und was er in der Vergangenheit erlebt hat, könnte es trotzdem interessant sein, sich eine Zusammenfassung anzuschauen.