Ein scharfes Breitschwert auf dem Rücken, einen geölten Bogen in der Hand – was will man mehr? Okay, vielleicht noch zwei Dutzend Brandpfeile, eine weiche Lederrüstung und eine heroische Todo-Liste im Tagebuch. Jede Menge Quests, Magie und glaubwürdige Figuren. Dazu eine riesige freie Spielwelt, die mich mit heroischen Akkorden begrüßt und mir sanft ins Ohr
Mit dem Schiff von der Insel Khorinis an den großen Kontinent Myrtana: Die Welt ist etwa zehnmal größer als in Gothic 2. Mehr Bilder aus dem Intro gibt’s hier! |
flüstert: Du bist der Held. Du bist das Epos. Das hier ist dein Konzert, dein Abenteuer.
Und ganz wichtig ist: Ich will seine Geschichte beeinflussen können! Das Schöne ist: All das bietet euch Gothic 3 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=3724′)“>. Theoretisch. Vom Potenzial her. Aufgrund seiner Tradition. Diese Rollenspielreihe gehört immerhin zum Besten, was deutsche Entwickler bisher geschaffen haben. Ich habe den ersten und den zweiten Teil mit Awards gefeiert, ich liebe das derbe, das rauchige Flair aus den Piranha Bytes-Schmieden und habe mich richtig auf diesen dritten Teil gefreut. Dass wir einen Award nach Bochum schicken, sollte eigentlich nur Formsache sein.
Ernüchterung statt Euphorie
Aber das Blöde ist: Ich kann es diesmal nicht genießen. Im Gegensatz zu den vorherigen Teilen versinke ich hier nicht in ein euphorisches Endlosspiel. Kennt ihr das Gefühl? Man will einschlafen, sich entspannen und in angenehme Träume versinken. Aber anstatt in einen sanften Schlummer abzugleiten, wälzt man sich hin und her, wird von äußeren Umständen und störenden Geräuschen immer wieder aus dem Fluss des Versinkens herausgerissen. Und genau so geht es mir mit Gothic 3.
Es ist nicht eine blöde Fliege, die nervt. Auch nicht ein Bug hier oder ein Absturz da. Das wäre mir als Gothic-Fan schnurzpiepegal. Es ist das Zusammenspiel von fehlerhafter Kulisse und Technik, schlechter Wegfindung, katastrophalem Figurenverhalten und mangelhaftem Kampfsystem, das mir den Geschmack dieses Abenteuers nachhaltig versalzen hat. Ich hatte unheimlich Appetit auf dieses Spiel, ich mag den Stil und vor allem das Figurendesign der Orks. Aber es bleiben einfach zu viele Fragen offen:
Wieso müssen Arme durch Schilde ragen? Wieso gibt es überhaupt so viele Clippinfehler? Wieso bleiben Orks in Dächern hängen? Wieso versinken Gegner in Felsen? Wieso greifen mich beschossene Feinde nicht an? Wieso zielt ein Armbrustschütze nach rechts, schießt aber geradeaus? Wieso kann ich jeden Gegner aus erhöhter Position dutzendfach beschießen, ohne dass er den Weg hoch berücksichtigt? Wieso kommen Gegner nicht um Felsen rum und schlagen ins Leere? Wieso kann ich selbst Söldner-Champions mit einfachen Rechtsklickorgien besiegen? Wieso sieht der Horizont am Meer wie ein hässlicher Konturbruch aus? Und was ist das für ein Wasser zig Jahre nach Far Cry <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=2891′)“>? Wieso stürzt dieses Spiel so oft ab? Das ist übrigens nur eine Auswahl, aber erinnert schon an das Bugdesaster von The Fall <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=4576′)“>.
Epische Voraussetzungen
All das zehrt an den Nerven, bremst die Euphorie aus. Dabei sind die Voraussetzungen so ideal: Die Musik verspricht ein Epos, die Landschaft wirkt in ihrem Design unheimlich natürlich, zeigt wunderschöne Schluchten und bewaldete Hänge, versteckte Höhlen und vom Krieg geschwärzte Trümmerhütten. Und die Freiheit ist groß: Es bleibt mir überlassen, ob ich mich den Rebellen anschließe, um Myrtana von den Orks zu befreien, ob ich mich als skrupelloser Menschenjäger durchschlage oder arkane Pfade beschreite, um mir altes Wissen anzueignen. Ich bestimme, ob ich mich als Kämpfer, Magier oder Dieb, als Schmied, Jäger oder Alchemist beweisen will. Oder doch als zaubernder Schurke mit einem starken Schwertarm und einem Feuerball für Notfälle im Gepäck? Ja, auch der wilde Mix ist möglich.
All diese süßen Versprechungen haben mich nach Myrtana gelockt. Und an der Oberfläche bleibt Gothic 3 faszinierend – vor allem, was die politischen Konsequenzen angeht: Man kann von Orks beherrschte Siedlungen mit Hilfe der Rebellen befreien. Überall gibt es verdeckt arbeitende Widerständler, die man finden und unterstützen kann. Man kann das Machtpendel auf diesem Kontinent tatsächlich in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen. Und in jedem Ort, bei jeder Fraktion kann man sich einen Namen machen: Bringt den Rebellen einen fähigen Schmied und euer Ruf wird steigen. Erreicht ihr ein bestimmtes Limit, vertraut man euch und ihr bekommt wichtigere Aufgaben oder Zutritt zu bisher unzugänglichen Orten. Im Gegensatz zu The Elder Scrolls IV<a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=6001′)“> (Oblivion) sprechen sich eure Verbrechen auch nicht automatisch rum: Wenn man eure Taten nicht sieht, können sie auch nicht geahndet werden; wenn ihr in ein anderes Dorf zieht, seid ihr ein unbeschriebenes Blatt. All das wird euch übersichtlich in den Statistiken und auf der Karte angezeigt.
Die oberen Zehntausend
Ein Wiedersehen mit Diego: Der alte Haudegen will sich nach Süden aufmachen und sein Glück suchen. Ob ihr ihn wiederseht? |
Gleich zu Beginn lockt die Fantasykarriere natürlich auch den Jäger und Sammler: Man ist schon froh über tausend Goldstücke, aber sieht beim Händler Waffen und Rüstungen, die in die Zehntausende gehen. Wollt ihr euren Charakter in Fähigkeiten wie dem Schärfen des Schwertes, dem Brauen von Tränken oder dem Knacken von Schlössern, müsst ihr nicht nur Lernpunkte über Quests ergattert haben, sondern auch jede Menge Bares hinlegen. Auch der Gebrauch von fortgeschrittenen Waffen verlangt von euch die gezielte Ausbildung: Einen durchschlagenden Armeebogen dürft ihr erst führen, wenn ihr 170 Jagdgeschick besitzt – zu Beginn sind es knapp 100. Ihr wollt ein fortgeschrittener Schwertkämpfer werden? Das kostet fünf Lernpunkte und 2500 Goldstücke. Alles ist teuer, Gold makes Gothic go round.
Die Aufrüstmotivation ist da, gar keine Frage. Aber wo ist die erzählerische, wo ist das Drama unter der Oberfläche der Leveltretmühle? Der Einstieg in das Abenteuer kann zwar nicht mit dem packenden Königstod aus Oblivion mithalten, ist zwar noch viel versprechend, aber zu nüchtern präsentiert. Im Intro wird ein Schiff gezeigt, das den namenlosen Helden und seine Kumpanen von der Insel Khorinis (Schauplatz der ersten beiden Teile) an die Küste Myrtanas bringt. Warum hört man hier nicht mal die Stimme eines Erzählers, der auf die Geschichte des zweiten Teils eingeht oder vielleicht einen laut ausgesprochenen Gedanken des Helden? Erst später erfährt man in Dialogen, dass die Runenmagie verschwunden ist und die Armeen der Menschen von den Orks besiegt wurden; Reste der Überlebenden haben sich mit einer magischen Kuppel geschützt. Wo ist der König? Was hat es mit dem Verrat des Hexers Xardas auf sich?
:')
Ich hatte damals einen für G3 schlechten Rechner mit einem Athlon XP 2600+ und einer GeForce 6600 GT. Das ruckelte schon fein.
Aber selbst wenn ich für 2006er Verhältnisse High-End-Bedingungen mein Eigen hätte nennen dürfen, wäre G3 nunmal leider einfach Schrott geblieben.
Oh ja, Gothic 3 Release. Werde ich glaube ich auch nie vergessen. Ab ins erste Dorf, den Kampf dort mit Mühe und Not überstanden...nur um dann zuzusehen wie sich plötzlich Sonne und Mond im Sekundentakt abwechselten.
An dem Punkt war mir irgendwie klar dass das ganze vielleicht noch etwas Zeit gebraucht hätte.
Inzwischen ganz man es wirklich ganz gut spielen. Vom technischen Standpunkt her. Ändert halt nix an der Grotten schlechten Regie, dem quasi nicht vorhandenen Pacing und dass es inhaltlich einfach komplett unausgereift ist.
G3 bis zum ersten... Dorf? gespielt dann war Schluss. Nie wieder angefasst eigentlich Schade.... aber heute wohl nicht mehr der Hit. Da hat mich The Switcher zu sehr verwöhnt.
Nu ist's fast auf den Tag genau 12 Jahre her, dass ich bei Release vorm Einzelhandel auf Einlass wartete, um diesen sehnlichst erwarteten Nachfolger von Gothic 1 und 2 endlich spielen zu können - und bitter enttäuscht wurde.
Jedes Jahr im Oktober denk ich da seitdem wieder dran :')