Eine erstaunliche Erfahrung
Es ist ein ganz normaler Dienstag: Ich sitze am Steuer eines Subaru WRX STi und beschleunige mit allem, was das aufgebohrte Boxer-Hochleistungsaggregat unter der Haube hergibt, heraus aus der berüchtigten T3-Spitzkehre des Red Bull Rings. Vor mir ein Jaguar F-Type, hinter mir ein Nissan Skyline – und wenn ich den Blick aus dem Fenster schweifen lasse, kann ich am Fuße des Berges, hinter den Tribünen, die Weite der Steiermark erblicken, deren Berge aufgrund der regnerischen Bedingungen in Nebel gehüllt sind. Aber keine Zeit für Sightseeing, der Bremspunkt der folgenden, engen Rechtskurve ist bei feuchter Strecke schwierig zu treffen, erst recht, wenn die GT7-KI wie üblich viel zu früh den Anker wirft.
Nein, keine Sorge, ich bin nicht plötzlich zum Hobby-Rennfahrer geworden. Mit PSVR2 ist Gran Turismo 7 aber nah dran an der virtuellen Fahrer-Akademie. Denn obwohl ich schon mit Driveclub VR, Gran Turismo Sport und Project Cars 2 intensive VR-Rennen hinter mir habe, ist GT7 eine ganz erstaunliche Erfahrung. Wer vorher wissen möchte, was das PlayStation-Exklusive Rennspiel alles (nicht) kann, der sollte sich Boris’ Test aus dem letzten Jahr zu Gemüte führen. Ich kann euch hier nur verraten, wie die VR-Umsetzung funktioniert. Und, soviel nehme ich vorweg, sie fasziniert ab den ersten Metern!
Mehr Schärfe, mehr Fahrspaß
Das liegt vor allem daran, dass PlayStation VR2 bei Gran Turismo 7 ein ungleich schärferes Bild ausliefert als das Vorgänger-Headset noch bei GT Sport. Klar – immerhin liegen eine ganze Konsolen- und VR-Generation zwischen den beiden Rennspielen. Doch trotz der logischen Verbesserungen, die GT7 mit der notwendigen, hohen Framerate und entsprechenden Bildschärfe auf dem neuen Headset darstellen, bin ich einfach nur beeindruckt, wie immersiv diese Rennerfahrung ist. Wenn ich mich hinter mein mittlerweile altehrwürdiges Logitech G29 klemme und das Headset aufsetze, sitze ich plötzlich in den jeweiligen Rennwagen. Die Innenräume der Fahrzeuge sind für VR-Verhältnisse knackscharf und wunderbar detailliert, sodass sich Instrumente hervorragend ablesen und Innen- wie Außenspiegel das erste Mal wirklich organisch nutzen lassen. So fühlt es sich einfach unheimlich natürlich an, in einem der Rennwagen zu sitzen und über die Piste zu prügeln.
Selbstverständlich stellen sich dabei auch alle Vorteile des VR-Racings ein – ich kann Abstände viel besser einschätzen als am flachen Bildschirm, etwa wenn ich dicht hinter einem Kontrahenten herfahre. Meinen Blick richtet sich gezielt auf den Scheitelpunkt einer Kurve, um eine bessere Linie zu treffen und natürlich habe ich einen viel besseren Rundumblick, was mir bei Überholmanövern ermöglicht, jederzeit die Position des Gegners im Blick zu haben. Das alles macht die virtuellen Rennen deutlich zugänglicher, da sich vieles anfühlt wie in einem echten Fahrzeug, erst recht mit einem Lenkrad. Das ist jedoch nicht zwangsläufig nötig, natürlich lässt sich Gran Turismo 7 auch wie gewohnt mit dem DualSense-Controller steuern. Die PSVR Sense-Controller hingegen werden nicht unterstützt.
VR-Vollgas mit vollem Umfang
Schön ist auch, dass Gran Turismo 7 mit PSVR2 zu einem vollwertigen VR-Spiel wird. Wirklich alle Modi, egal ob Single- oder Multiplayer, lassen sich komplett in Virtual Reality fahren. Vorbei sind die Zeiten reduzierter Starterfelder oder separater VR-Varianten – wenn ich mir PSVR2 aufsetze und Gran Turismo 7 starte, werde ich bei Rennbeginn automatisch auf den Fahrersitz in der virtuellen Realität gebeamt. Das ist zwar im ersten Moment immer etwas desorientierend, weil alle Menüs als 2D-Videowand präsentiert werden und erst im allerletzen Moment in den VR-Modus gewechselt wird, funktioniert aber sehr gut. Es ist nur etwas schade, dass ich meine virtuelle Sitzposition nicht im Menü anpassen kann, so wie es am 2D-Bildschirm vorgesehen ist.
VR-Neueinsteiger müssen allerdings Vorsicht walten lassen: So sehr sich die virtuelle Realität auch für Cockpit-Erfahrungen wie Rennspiele anbietet, so langsam muss man sich an die eigene Belastungsgrenze herantasten. Es gibt bei Gran Turismo 7 nämlich keinerlei Schutzeffekte wie Vignetten oder ähnliches, die VR-Neulingen einen doppelten Magen-Boden verleihen. Das hier ist die volle, ungefilterte Breitseite an Renn-Action, und das kann für schwächere VR-Mägen durchaus etwas zu viel sein. Mein Körper erwartet bei Kurven und Senken zum Beispiel, durch unwillkürliche Muskelspannung im Nacken spürbar, starke G-Kräfte, die sich natürlich im heimischen Sessel nicht so richtig einstellen wollen.
Das führt schnell zu Motion Sickness, also der umgekehrten Seekrankheit. Das Auge sieht Bewegung, kann diese aber nicht mit dem Innenohr abgleichen, was zu Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen führen kann. Hier gilt wie auf hoher See: Das kann jeder Mensch unterschiedlich gut ab. Daher sollte man sich mit kurzen Fahr-Sessions langsam an die VR-Rennen gewöhnen. Ich musste im Test zum Beispiel nach jeder 20-Minuten-Sitzung mindestens 15 Minuten Pause machen, um meine recht ordentliche Resilienz gegenüber Motion Sickness nicht überzustrapazieren. Besonders Dreher oder Rückwärtsbewegungen sind aufgrund der fehlenden, physischen Rückmeldung unangenehm. Hier kann es helfen, kurz die Augen zu schließen oder eine Pause einzulegen.
Bei mir funktioniert das Eye Tracking mit Brille nicht, vermute das Gestell verdeckt den IR Sensor oder die sind unglücklich verspiegelt (sind so bei Sonne selbstfärbende Gläser).
Ich schwank‘ noch zwischen VR Optiker und Linsen…
Mittlerweile kann man nun die Linsen bei VR Optiker bestellen.
Okay danke, also ich hatte das Problem jedenfalls mit beiden Sony Headsets noch nicht, ich achte aber mal drauf:)
Jetzt bin ich überrascht - sollte man das nicht tun, gibt es da Warnungen bzgl. Zerkratzen?
Ich hab damit bisher keine Probleme (hatte meine Brille unter der PSVR1 auch immer an).