Überragendes Gameplay
Spielerisch ist das Ganze nach wie vor eines der besten Fernost-Rollenspiele, die plattformübergreifend erhältlich sind. Level- und Rätsel-Design sind zwar nicht allzu komplex, aber das vorbildliche Gameplay sucht in diesem Genre noch immer seinesgleichen. Im Gegensatz zu Final Fantasy & Co sind Gegner beispielsweise schon aus der Ferne zu sehen und können dadurch elegant umgangen oder taktisch klug von hinten mit einem Überraschungsangriff überrumpelt werden – Zufallsbegegnungen sind damit Schnee von gestern. Das eigentliche Kampfsystem überzeugt dabei mit einer erstklassigen Mischung aus rundenbasiertem und in Echtzeit ablaufendem Schlagabtausch, der taktisch ansprechend und doch actionreich in Szene gesetzt wurde.
Mit dem richtigen Timing weicht Ihr gegnerischen Angriffen gezielt aus, setzt zu durchschlagskräftigen Kontern an oder werft Euren Kontrahenten in der Zugfolge erbarmungslos zurück. Faule Zeitgenossen können ihre Recken sogar mit vorgefertigten KI-Scripts ausstatten und sich bei den Kämpfen gemütlich zurücklehnen. Für geplättete Gegner werdet Ihr anschließend nicht nur mit Gold, Items und Erfahrungspunkten, sondern auch mit speziellen Münzen belohnt, mit denen Ihr Euer Arsenal an Zaubern und Spezialfertigkeiten stetig ausbaut und verbessert. Alles andere findet Ihr in Schatztruhen oder Shops, wobei in Letzteren auch diverse Gameplay-Tutorials kostenlos angeboten werden.
Technischer Rückschritt
So weit, so gut. Was hingegen die technische Umsetzung betrifft, muss man traurigerweise feststellen, dass die einst so imposante Dreamcast-Optik nicht nur Federn gelassen hat, sondern einfach nur ein programmiertechnisches Armutszeugnis darstellt. Eine schwache PAL-Anpassung gab es zwar auch schon im Original, aber was die Sega-Konsole mit VGA-Box-Unterstützung wieder wett machte, bezahlen PS2-User ähnlich wie bei Devil May Cry mit dicken Balken und Geschwindigkeitsverlust. Doch damit leider nicht genug: Die einst so prächtigen Texturen sind nur mehr ein Schatten ihrer selbst und das starke Interlace-Flimmern ist für die Augen die reinste Tortur.
Ansonsten sind ein paar Videosequenzen, die im Original noch in Echtzeit berechnet wurden, nun mittelprächtig vorgerendert und der ein oder andere Grafik- oder Soundeffekt dezent überarbeitet. Da Grandia II auch auf der PS2 nicht eingedeutscht wurde, sollte man auf jeden Fall über grundlegende Englischkenntnisse verfügen, denn gesprochen wird so einiges, auch wenn leider nur in manchen Sequenzen Sprachausgabe geboten wird. Zudem lassen sich die Texte nicht einfach wegklicken, was, wenn man des Englischen mächtig ist, aber nur teilweise nervt, denn die Dialoge sind oft sehr amüsant und prägen das Erscheinungsbild der einzelnen Charaktere maßgeblich.
Oh Grandia 2, das hatte ich recht gerne. Irgendwann muss ich mir das nochmal reinziehen, hab glücklicherweise noch die CD.