Taktische Anweisungen erteile ich nur vor der Schlacht: Während ich die Aufstellung der feindlichen Flotte vor mir habe, ziehe ich so viele meiner eigenen Schiffe auf die gegenüberliegende Seite, wie das Budget erlaubt – Dreadnoughts, Kreuzer, Zerstörer, Fregatten, Jäger und Bomber. Ich bestimme, dass schnelle Schiffe mit Lasergeschossen feindliche Jäger ausschalten und große Pötte ihre schweren Waffen auf gleichwertiges Material richten. Ich lege außerdem fest, welche Ziele Priorität haben und welche Waffen aus welcher Distanz welche Gegner beschießen. Gruppen weise ich an, sich nicht zu zerstreuen und ihr Feuer auf angeschlagene Feinde zu konzentrieren.
Dann klicke ich auf „Kämpfen“ und beobachte nur noch. Taktische Anweisungen erteile ich im Gefecht nicht. Ich schaue mir lediglich Zahlenwerte an, wenn Geschosse einschlagen: Richten Sprengkörper ausreichend Schaden an? Halten die eigenen Schilde? Das maximal vierfache Zeitraffer beschleunigt die Schlacht, bis der Schwächere die Segel streicht.
Weltraum-Lotto
Ist das cool? Im Ansatz schon. Während Gratuitous Space Battles jedoch ein unterhaltsames Zahlenspiel war um die Frage „Wer stellt die effektivste Flotte zusammen?“, schießt der Nachfolger gewaltig übers Ziel hinaus. Es stehen sich ja nicht nur vielleicht ein Dutzend Schiffe gegenüber; es können locker doppelt so viele sein, auf
jeder Seite. Nur ist das nicht aufregender. Vielmehr entblößt es die Tabellenkalkulation endgültig als solche. Denn etliche im zweidimensionalen Weltraum übereinander schwebende Dreadnoughts erinnern eher an einen Darstellungsfehler als an Star Wars.
Der unangenehme Eindruck verstärkt sich beim Erforschen neuer Ausrüstung nach einem erfolgreichen Gefecht. Dann wählt man nämlich von der ersten Schlacht des Tutorials an aus unübersichtlich vielen, wenig markanten Symbolen jene Systeme, die man in eigenen Schiffen verbauen will – ohne die neuen Systeme zu kennen oder mit vorhandenen vergleichen zu können. Eine echte Wahl hat man so nicht. Die Forschung erinnert eher an die Ziehung von „6 aus 49“.
Die Spieler müssen es richten
Bleibt mit dem Erstellen eigener Raumschiffe der grundsätzlich motivierende Kern. Allerdings machen die unübersichtlichen Symbole das Hantieren unnötig kompliziert. Der eigentliche Witz ist aber: Der Eigenbau ist nahezu überflüssig! Ich habe fast alle elf Kampagnen-Schlachten mit der gleichen Taktik und ähnlichen Schiffen gewonnen. Viel zu selten musste ich die vorgegebenen Einheiten modifizieren, etwa als keine Schilde erlaubt
waren. Im Wesentlichen ähneln sich die wenigen Einsätze aber viel zu sehr. Spätestens als ich auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad mit meiner grob zurecht geschnitzten Standardflotte auf Anhieb gewann, hatte ich endgültig die Lust verloren.
Stimmt schon: Eigentlich geht es ja um Ehre, also einen Wert, der mit jedem hinzugefügten Schiff und in Abhängigkeit von dessen Größe und Bewaffnung abnimmt. An der Effektivität könnte ich also feilen. Um eine gute Vergleichbarkeit in den Ranglisten zu gewährleisten, müsste das Verwenden der von anderen Spielern erstellten Download-Schiffe jedoch zum Punktabzug führen. Die Listen sollten zudem mehr als die ersten 20 Spieler aufführen und die Vielfalt der Schiffssysteme könnte größer sein.
Immerhin finden Langzeitmotivierte die mit Abstand besten Inhalte unter den von Fans kreierten Herausforderungen. Erst die bieten nämlich taktisch interessante Aufgaben, gegen die eine auf Masse gebaute Flotte nicht die geringste Chance hat.