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Guitar Hero 3: Legends of Rock (Musik & Party) – Guitar Hero 3: Legends of Rock

Guitar Hero – das ist trotz der kurzen Lebenszeit der Serie bereits jetzt sowohl Legende als auch schönes Beispiel dafür, wie man eine simple Idee perfekt umsetzt. Gleichzeitig war der letzte Teil (»Rocks the 80s«) auch eine prima Demonstration für die Melkfreudigkeit mancher Publisher. Nun gut, vergessen wir dieses Kapitel, das Harmonix wohl abliefern musste, bevor es sich für EA Rock Band zuwenden durfte. Denn Guitar Hero 3, entwickelt von den Tony Hawk-Helden Neversoft, ist da. Und es ist göttlich! So göttlich!

© Neversoft (360, PS3) / Vicarious Visions (Wii) / Budcat Creations (PS2) / Aspyr Media (PC) / Activision

Das gute Rockerleben

Das ist Guitar Hero, wie wir es lieben: Schnell, laut, hart!

 Gitarristen sind coole Schweine: Lässig entlocken sie ihrem brummenden Instrument die heißesten Soli, während sie ihr langes Haupthaar in einer geschmeidigen Bewegung durch die Lüfte schwingen, gleichzeitig dem Dutzend gut gezielter Stringtangas ausweichen, das in regelmäßigen Abständen aus dem nur für sie kreischenden Publikum angeflogen kommt. Wenn sie nicht gerade auf der Bühne Fantastilliarden verdienen, sitzen sie abends am heimelig knackenden Lagerfeuer, und entlocken den gebannten Zuhörern einen von Herzen kommenden Seufzer nach dem anderen, während sie sanft die Saiten einer Akustikgitarre liebkosen. Jaja, so ist das, kein Stück übertrieben, ehrlich! Ärgerlicherweise setzt dieser Zustand meistens Jahre der frustrierenden Übung, blutende Fingerkuppen und Auftritte in nach Tigerurin stinkenden Bars voraus – nicht jedermanns Sache. Hilfe naht: Guitar Hero 3 (GH 3) ist gegenwärtig die beste Möglichkeit, sich wie ein Rockgott zu fühlen, ohne das gut geheizte Wohnzimmer verlassen zu müssen!

Wer die Vorgänger kennt, darf gleich zum nächsten Absatz hetzen, denn es folgt eine kurze Beschreibung dessen, was Guitar Hero eigentlich ist. Wenn ihr schon mal ein Rhythmusspiel à la Samba De Amigo oder Dance Dance Revolution gespielt habt, dann dürftet ihr eine ziemlich klare Vorstellung davon haben, was euch erwartet: Je nach Schwierigkeitsgrad fliegen euch mehr oder weniger Noten entgegen, die ihr zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Höhe treffen müsst – dann erschallen wohlfeile Klänge, der Multiplikator schnellt in die Höhe, das Publikum zappelt in Ekstase. Falls ihr es vermasselt, macht es »Klink!«, Klank!« und »Raböm!«, die Punkte stagnieren, das Publikum räuspert sich für ein gut geöltes »Buuuuuuh!« und das Game Over naht. Um das zu vermeiden, sammelt ihr 

mit speziellen Noten »Star Power« – habt ihr davon genug angestaut, reißt ihr die Gitarre wie ein echter

Neversoft hat nicht nur das HUD grafisch aufpoliert, sondern auch viele Vereinfachungen eingeführt – nichtsdestotrotz ist der dritte Teil der bislang schwerste der Serie.
Star nach oben, woraufhin Blitze um das Notenfeld herum bratzen, das Publikum völlig ausflippt und der Punktemultiplikator für kurze Zeit in ungeahnte Höhen schießt. Die Gitarre? Ja, die Gitarre: Auf dem Stück Plastik, optisch dieses Mal einer Gibson Les Paul nachempfunden, befinden sich fünf farblich markierte Knöpfe (»Frets«) und ein Anschlagshebel (»Strum«) – Erstere repräsentieren die Noten, mit Letzterem werden sie angeschlagen. Klingt einfach? Ist es ja eigentlich auch, wenn man etwas Rhythmus im Blut sowie Geduld hat. Denn am Anfang (sprich: auf »Easy«) werden gerade mal drei Frets genutzt, entsprechend wenig Noten müsst ihr treffen. Auf »Medium« gibt’s vier Frets und mehr Ziele, auf »Hard« wird das gesamte Frets-Spektrum genutzt – und auf »Expert« werdet ihr von in Lichtgeschwindigkeit auf euch zurasenden Noten erschlagen! Die Schwierigkeitsgrade sind sehr gut abgestuft, die Songs werden im Laufe der Karriere spürbar schwieriger – und wenn ihr partout an einem Lied verzweifelt, wartet immer noch der nach wie vor ungeschlagene Übungsmodus, in dem sich die Songgeschwindigkeit so weit runterkurbeln lässt, dass selbst ein »Through the Fire and Flames« an Biss verliert. Aber dazu gleich mehr.

Von Fans für Fans

Die Karriere wird von netten Comic-Filmchen umrahmt, die die Höhen und Tiefen euerer virtuellen Band witzig darstellen.
GH 3 macht an sich nichts neu. Das ist auf der einen Seite erstaunlich, angesichts der Tatsache, dass mit Neversoft ein neuer Entwickler das Ruder übernommen hat. Auf der anderen Seite sollte man sich den Nachfolger als gigantische Feile vorstellen, die jede Ecke und jede Kante des Vorgängers gnadenlos abraspelt und das Vorhandene in jeder Hinsicht erweitert – in aller Kürze ist Guitar Hero 3 das bislang umfangreichste Spiel der Serie! Schon die Songliste sprengt bisherige Grenzen, satte 70 Songs warten von Anfang an auf der DVD, die vier Jahrzehnte des Rocks umfassen: The Rolling Stones (»Paint it black«), 

Alice Cooper (»School’s Out«), Guns’n Roses (»Welcome to the Jungle«), Metallica (»One«), ZZ Top (»La Grange«), Iron Maiden (»Number of the Beast«), Pearl Jam (»Even Flow«), Beastie Boys (»Sabotage«), Rage Against The Machine (»Bulls on Parade«), Muse (»Knights of Cydonia«) – der Anteil der B-Titel hält sich dieses Mal in überschaubaren Grenzen, die meisten der vorhandenen Songs dürfte man in der einen oder anderen Weise schon mal gegrölt haben. Darüber hinaus wurde mehr als die Hälfte der Titel von den tatsächlichen Bands eingespielt, was natürlich der Qualität erheblich zugute kommt, die Battle-Songs wurden speziell für das Spiel von Tom Morello und Slash geschrieben. Für »Anarchy in the UK« fanden sich sogar die Altpunks der Sex Pistols zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in einem Tonstudio zusammen, um eine ganz eigene Guitar Hero-Version aufzunehmen – eine beachtliche Leistung für eine Serie, die vor zwei Jahren noch kein Mensch kannte!                

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