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Haven (Rollenspiel) – Eine Reise für zwei

Von knallharten Bosskämpfen zum entspannten Erkunden: Nach Furi stand dem französischen Studio The Game Bakers nach einem ganz anderen Abenteuer der Sinn. Und so entstand die Geschichte um ein junges Paar, das auf einem fremden Planeten strandet. Die Entwickler wollen von Liebe und Beziehung erzählen, ohne lediglich viel zitierte Klischees zu kopieren – inwiefern ihnen das gelingt, haben wir im Wunschtest Dezember für euch herausgefunden.

© The Game Bakers / The Game Bakers

Rostige Fauna

Yu und ihr Freund Kay sind davongelaufen und auf einem Planeten gelandet, dessen Oberfläche aus kleinen Inseln besteht. Eine Energie namens Flut hält diese zusammen und wird von den Ausreißern vor allem als Energiequelle genutzt, die ihre Antigravitationsschuhe antreibt, weshalb die beiden schwebend ihre Umgebung erkunden. Auf schmalen Flutströmen laden sie dabei nicht nur ihre Batterien auf, sondern erreichen wie mit einer Art Schienen auch besonders hohe Plattformen, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten.

So erkunden Yu und Kay ihre neue Heimat auf elegante Weise, entdecken neue Inseln und finden dort Wrackteile, mit denen sie ihr Schiff reparieren. Sie sammeln außerdem eine Substanz namens Rost, die sie nicht nur für die Reparaturen benötigen, sondern aus der sie auch Verstärker herstellen, mit denen sie im Kampf u.a. starke Angriffe ausführen. Immerhin treten von Rost befallene Tiere so aggressiv auf, dass man ihnen zunächst eine Lektion erteilen muss, bevor sie wieder friedlich durch die Wildbahn streifen und sich sogar streicheln oder beruhigen lassen.

Hausarbeit

Überhaupt ist jeder Aspekt des Spiels nicht nur eine Statistik, sondern wird als „greifbarer“ Teil des Abenteuers dargestellt. So müssen Yu und Kay etwa Früchte sammeln und später gar selbst anbauen, um daraus Nahrung oder Arznei herzustellen, mit der sie sich Zuhause oder an Rastpunkten stärken. Die Raststellen ermöglichen daher längere Ausflüge, auch wenn dort nicht alle Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, weshalb ich nach einiger Zeit stets wieder ins heimische Schiff zurückgekehrt bin. Diese sanften Anreize dienen also dem Einhalten eines logischen Rhythmus’ aus Erkunden und Heimkehr, was das Abenteuer auf angenehme Art erdet.

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Kay und Yu erkunden einen fantasievollen, von Flutströmen durchzogenen Planeten namens Source. Wie auf Schienen überwinden sie über Ströme in großer Höhe auch große Tiefen. (PS5) © 4P/Screenshot

Nur Zuhause können Yu und Kay ja mit Gegenständen interagieren, die man als Belohnung für aufmerksames Erforschen erhält – auch das tut dem glaubwürdigen Erlebnis gut. Nur Zuhause können sie wie erwähnt Rost verarbeiten, ihren Garten pflegen, für einen (automatischen) Levelaufstieg miteinander anstoßen und über die jüngsten Ereignisse sinnieren. Vor allem aber finden nur Zuhause bestimmte Unterhaltungen statt, etwa vor dem Duschen. Oder genau währenddessen.

Reden statt erklären

Somit erfährt man über zahlreiche Dialoge im Laufe der Zeit erst, warum Yu und Kay ihre Heimat eigentlich verlassen haben, wer genau sie sind, was es mit den verlassenen Gebäuden auf sich hat und vieles mehr. Richtig glücklich war ich jedenfalls über die sehr natürlich wirkenden Gespräche, in denen nicht einfach wichtige Informationen vorpredigt wurden. Vielmehr ergeben sich fast alle Unterhaltungen aus dem Moment heraus, während die Protagonisten manches Detail wie nebenbei erwähnen, bevor es später irgendwann eine Rolle spielt.

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An Raststellen ruhen sie sich aus und fast immer haben sie dabei etwas zu bereden oder einen anderen Grund sich zu unterhalten. (PS5) © 4P/Screenshot

Und es ist wirklich viel, über das die beiden sprechen! Fast jede Aktion im Schiff wird mit einem Dialog verbunden – so als würden sie sich vor dem Einschlafen oder beim Essen eben unterhalten. Erkundet man schwebend den Planeten, reden sie sogar über aktuelle Entwicklungen oder das, was sie zuletzt erlebt haben. Es gibt beim gemütlichen Erkunden zwar einige Standard-Kommentare, die sich eine Idee zu schnell wiederholen, alles in allem folgt man aber immer einer lebendigen Erzählung und wird deshalb Teil des gemeinsamen Erlebens von Yu und Kay.

Man ist dabei, wenn sie sich gegenseitig veralbern, individuelle Interessen gegen ihre gemeinsame Zukunft aushandeln, zusammen träumen und auch mal streiten. Selbst Sex spielt eine Rolle – auf eine vollkommen unverblümte, aber nie auch nur im Ansatz exhibitionistische Art. Schön, dass das in einem audiovisuellen Medium möglich ist! Wobei es natürlich hilft, dass die Zwei ein ausnehmend charmantes Paar sind, dessen Stimmen man verdammt gerne zuhört und dem die Autoren statt ausgelatschter Floskeln den aufrichtigen Schwung junger Lebensfreude in den Mund legen.

 

  1. Danke 4players. Ohne den Test wäre das an mir komplett vorbei gegangen. Gestern für 25€ im PSN geholt und gefällt mir sehr gut. Die Kämpfe, die etwas an die alten FF erinnern (Active Time Battle), man aber beiden Figuren simultan Befehle geben kann ist ein sehr nettes Element.

  2. PfeiltastenZocker hat geschrieben: 04.01.2021 20:48 Ich hatte versucht in das Spiel rein zu kommen aber die Dialoge... buärg *kotz*, ich höre mich vermutlich jetzt an wie ein 14 Jähriger Teenager der noch nie eine Freundin hatte, aber diese Lovey Dovey Schiene wird durchgängig gefahren "oh look at this cute couple!" ob im Titelbildschirm, im Ladebildschirm in den aberdutzenden an cheesy Dialogen in der sich 2 von 3 Fällen eine Sex-Anspielung versteckt. Das ging für mich überhaupt nicht klar, die Schreiberlinge und Grafikdesigner hatten wohl permanent rosige Bäckchen als sie das Spiel gestaltet haben.
    Zur Ausgangslage steht bei Steam: "Zwei Liebende haben alles aufgegeben und sind auf einen verlorenen Planeten geflohen, um zusammen sein zu können."
    Das was du dem Spiel zum Vorwurf machst, ist also doch genau das, worum es in dem Spiel geht. Es ist also eine Geschmacksfrage und keine der Qualität.

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