Zwar hätte die futuristische Ausgangslage durchaus erzählerisches Potenzial: Immerhin befindet man sich auf einer riesigen Raumstation namens Irid Novo, die irgendwo in der Milchstraße durchs Weltall düst. Sie wird manchmal erschüttert, es gibt dynamische Ereignisse, so dass z.B. Horden in Intervallen ihr Unwesen treiben. Aber die extrem spartanische Erzählweise kann diese Hintergrundwelt nicht so mit Leben füllen, dass man wirklich neugierig und vor allem stückweise geködert wird, mehr zu erfahren – obwohl die Vorstellung, dass all das nur „gedruckt“ ist, durchaus cool ist. Aber selbst innerhalb des reduzierten Storytelleings passiert letztlich zu wenig an narrativer Interaktion. Obwohl sich Cradle Games auch mit Nichtspieler-Charakteren an From Softwares Art der Regie orientiert, erreichen sie einfach nicht diese Anziehungskraft, zumal die Spielwelt zu dröge wirkt. Das asbtrakte Ziel zu Beginn lautet: „Finde den Architekten!“
Das Leveldesign ist angenehm verzahnt, so dass man immer wieder Abkürzungen öffnet, die auseinander liegende Bereiche verbinden. Allerdings sieht sich alles zu schnell zu ähnlich – das Artdesign kann auf lange Sicht kaum Akzente setzen. Und man muss hier häufiger als in anderen Spielen dieser Art dieselben weitläufigen Routen in faden Kulisse ablaufen – dabei kann man einige Geheimnisse entdecken, manche Wände zerstören und dahinter etwas finden etc. Aber es fügt sich kein Puzzle zusammen, das man vollenden will.
Einmal besiegte 08/15-Monster tauchen übrigens nicht nach dem Tod oder einem Aufrüsten am Riss, sondern einfach nach gewisser Zeit wieder auf – was mich irgendwann nur noch genervt hat. Denn recht früh ist man zu stark für sie, so dass man sich nur noch durchschnetzelt. Immerhin: Man kann am „Riss“ deren Stufen über Polarisierung oder Aushöhlung anpassen – aber auch das empfinde ich als ungeschickt im Spieldesign. Wenn man sich dann noch verläuft, da es keine Kartenfunktion gibt, wächst auch der Unmut. Obwohl man auch in Dark Souls oder Mortal Shell selbst zeichnen muss, gibt es dort immer wieder aufs Neue mehr in dichterer Atmosphäre zu entdecken. Gerade dieses ständige Wiederholen konterkariert auch das Aufkommen eines echten Horrorgefühls, ganz einfach durch Abstupfung – viele Aspekte dieses Spiels, vor allem die Story, hätten eher in einer Art Survival-Abenteuer ohne Soulsformel funktioniert. Bloodborne hingegen gelingt genau das, was mal wieder demonstriert, wie schwierig selbst das Abkupfern in der Spielewelt ist, wenn man sich am höchsten Niveau orientiert.
Was Hellpoint wiederum interessant macht: Man kann einige Bereiche der Raumstation nur zu bestimmten Zeiten erreichen – man hat in seiner Charakterübersicht oben links quasi eine Uhr. Und zweimal am Tag, wenn sich die Raumstation einem Schwarzen Loch nähert, schlägt die „Hell Hour“, die bisher blockierte Areale zugänglich macht. Allerdings tauchen in diesen Phasen auch härtere Feinde sowie Horden auf, so dass man sich fast ein wenig an die Arenen aus Doom erinnert fühlt. Mit dem großen Unterschied gegenüber anderen Soulsnachahmern, dass man gegen die kleineren Bosse zunächst einfach keine Chance hat, weil sie einen sofort killen – da hilft auch keine Strategie, da hat man quasi Pech und genau das erhöht den Frust gerade zu Beginn. Apropos Bosse: Auch wenn diese visuell im Gegensatz zur Kulisse markante Akzente setzen können, dürfte ihr teilweise seltsames Verhalten, das entweder viel zu durchschaubar oder konfus chaotisch ist, keine große Freude unter Arenataktikern auslösen, die sich gerne eine Strategie für einen Schlagabtausch zurechtlegen.
Heilung durch Kampf
Ansonsten läuft die Charakterentwicklung klassisch, indem man seine Axionen über acht Attribute von Stärke, Ausdauer über Reflexe bis Weitblick verteilt, die sich auf andere Fähigkeiten sowie den Kampf auswirken: Letzterer erhöht übrigens die Power okkulter Instrumente. Es gibt durchaus einige interessante Fähigkeiten! Der Fernkampf gewinnt neben den Nahkämpfen an Komplexität, so dass man auch auf diverse Art über Distanz feuern kann. Hinzu kommen sechs Schadenstypen, darunter Nihl, Induktion, Entropie und Strahlung, so dass man sich später gut spezialisieren kann bzw. rüsten muss: Kopf, Oberkörper, Arme und Beine können eingekleidet werden; es gibt auch zig Verbesserungschips. Auch ihr könnt in dieser SciFi-Welt fleißig drucken: Mit genug Rohstoffen wie Inselium oder Kohlenstoff sowie Modellvorlagen dürft ihr euch z.B. selbst so einen Schild anfertigen, den die großen Ritter tragen.
Hellpoint wollte ich auch im Test sehen. Ist leider scheisse.
Ist doch bloß komisch das sich hier niemand zu Wort meldet. Wenn es mehrheitlich gewonnen hate, sollte sich doch jemand im Test finden, der mal seine Meinung kundtut. Interessiert mich eben wer warum hier soetwas wählt und was er aus solch einem Titel an Spaß zieht.
Würde ja gerne mal, wie schon in der Wunschtest-News geschrieben, die Zahlen wissen, wieviele da wirklich immer mitmachen. Wenns im zweistelligen Bereich ist, ist das hier ja keiner Wunder, wenn mehr, dann gerne auch mal Meinungen zum Test, wie schon erwähnt.
Danke.
Tatsächlich hatte ich mit Hellpoint mehr Spaß als mit Mortal Shell, das mich komplett kalt gelassen hat und in dem ich ab ca. der Hälfte nur noch in Richtung Bosse durchgerannt bin.
Klar, manches an Hellpoint ist tatsächlich leider "gut gedacht, schlecht gemacht" (beim Gedanken an die Sprungpassagen zuckt mein linkes Auge immer noch ), aber im Großen und Ganzen ist es doch solide Soulslike-Kost inklusive NG+, alternativen Enden, versteckten Geheimräumen etc.
Wo sind eigentlich all die Leute die unbedingt dieses Machwerk im Test sehen wollten? Alles stille Pur-Leser?