Dezentes Crafting
Das Arsenal ist nicht allzu ideen- oder umfangreich, aber nützlich: Die Waffen z.B. bringen jeweils eine aufladbare Zweitfunktion wie eine kleine Rakete oder einen kraftvollen Powerschuss mit sich. Mit Ressourcen aus Geheimräumen lassen sich Optimierungen für Statuswerte hinzufügen, mit denen man z.B. länger taucht oder schneller läuft. Eine kleine Ergänzung, die zwar keinen allzu großen Einfluss auf den Spielablauf nimmt, dadurch aber auch keine Crafting-Verächter nervt. Eine wichtige Rolle spielt natürlich der überdimensionierte Schraubenschlüssel, der Türen öffnet, sich als kleine Schwung-Liane benutzen lässt oder sogar feindliche Projektile abwehrt. Letzteres wird vor allem in den zahlreichen Auseinandersetzungen mit großen Roboter-Bossen nützlich. Der Kampf gegen sie gestaltet sich glücklicherweise ein wenig knackiger als gegen die etwas zu einfachen Standard-Gegner. Hat man erst einmal ihren wunden Punkt entdeckt, sind aber auch sie relativ schnell Geschichte – zumindest im „normalen“ Story-Modus.
Zum Start des Spiels darf man alternativ auch einen knackigeren Schwierigkeitsgrad auswählen. Nebenbei versucht man sich an einem lustigen kleinen Reaktionstest mit explosiven Kisten oder erledigt diverse weniger spannende Nebenquests wie Briefbotengänge. Beim Aufrufen der Karte weist ein nützlicher kurzer Denkanstoß auf die nächste Aufgabe hin. Zu einem eindimensionalen Gut-Böse-Schema verkommt die Geschichte glücklicherweise nicht: Fast alle Figuren denken auf Robins Weg laut darüber nach, inwieweit sie der Sicherheit oder dem sozialen Frieden zuliebe kollaborieren oder sich kleine Sünden wie eine dringend benötigte, illegale Reparatur leisten sollen.
Faszinierende Welt
Auch in der Führungsebene einer unterirdischen Widerstandsbasis oder des sektenartigen Konzerns „One Concern“ gibt es immer wieder Konfliktpotenzial. Mal ist eine depressive Mutter sauer, weil ein Widerständler einfach Fremde wie mich in die Basis lässt – später läuft der esoterisch schwafelnde „Royal“ nach einem Streit kurzerhand über und schließt sich mir an. Immer wieder hat man auf diese Weise einen Mitreisenden „im Gepäck“, der einem aushilft und z.B. an Toren Zugang verschafft.
Die bizarre Gesellschaftsordnung verleiht der Welt deutlich mehr Tiefe als im leichtfüßig-albernen Shantae oder ähnlichen offenen Plattformern. Leider übertreibt Joakim Sandberg es mit der Zahl und Länge der Dialoge. Man muss sich ohnehin schon gut konzentrieren, um den Sinn in all den bizarren, teils esoterischen Gleichnissen zu erkennen. Weniger wäre hier also klar mehr gewesen, zumal die Gespräche klassisch in kleine Textkästchen tickern. Die etwas hölzerne deutsche Übersetzung macht den Lesemarathon noch anstrengender. Macht euch schon einmal darauf gefasst, nur gut die Hälfte der rund 15 Spielstunden mit Rätseln und Action zu verbringen – und die andere mit dem Lesen von Dialogen. Hier werden wieder die typischen Vor- und Nachteile eines Ein-Mann-Projekts deutlich: Einerseits konnte während der sieben Jahre Entwicklungszeit niemand von oben Einfluss auf das erfrischend bizarre Konzept der Spielwelt nehmen.
Zu viel Geschwafel
Andererseits hat offenbar auch niemand Sandberg darauf hingewiesen, dass die schiere Menge an Text in diesem Kontext ermüdend wirkt. Grafisch ist das Abenteuer dagegen meist erfrischend umgesetzt, obwohl die Animationen nicht die Detailverliebtheit und Vielfalt größerer Projekte wie Rayman Legends, Guacamelee oder Ori and the Blind Forest erreichen. Technisch gibt sich das Spiel auf allen Plattformen keine Blöße – und auch inhaltlich konnten wir keine Unterschiede zwischen den Versionen für PC, PlayStation 4 und PS Vita feststellen. Für Sonys Systeme gibt es löblicherweise Cross-buy, so dass Käufer einer Fassung die andere hinzubekommen. Auf Cross-Save für einen gemeinsamen Spielstand wurde aber leider verzichtet.
Die Musik ist auch super: https://konjak.bandcamp.com/releases
Youth March ist so verlockend in seiner Aggressivität, dass ich meine wütenderen Tage ganz kurz vermisse.
Ich habe mir das Spiel auch irgendwann mal im Angebot gesichert, da ich kurz zuvor in einem Test eine 9/10 gesehen habe, aber bisher noch nicht angespielt. Werde ich dann aber wohl bald mal tuen.
So, durch.
Ich finde ja dadurch das es ein Ein-Mann-Projekt ist, kann man es am ehesten mit Cave Story vergleichen und dann ist es Geschmackssache ob man eher den Fokus auf Action-Plattforming oder Puzzle legt. Iconoclasts ist letzteres.
Das Spiel ist nicht super crisp was das Gameplay angeht, aber das puzzlen ist toll. Als Beispiel sind fast alle Bosse auch Action-Rätsel, was sie meiner Meinung nach nicht nur einzigartig macht, sondern immer abwechslungsreich. Nicht unbedingt dann immer so das man super im Flow ist, eben nicht super crisp, aber es ist sehr befriedigend einen Boss zu killen.
Grafik, Sound sind über alles erhaben, das sieht richtig richtig gut aus. Story erstaunliche Düsternis und Tiefgang hinter der fröhlichen Fassade, auch wenn der Humor ebenfalls überzeugt. Nur das offenbar ein paar Dialogoptionen Auswirkungen haben....ich empfehle hier einfach in einen der Steamthreads zu gehen und sich die entsprechenden Fragen abzuspeichern/auszudrucken. Sind ca. 10 Stück und selber kommt man nicht drauf, weil es nicht die einzigen Optionen sind. Es ist cooler wenn man hier "richtig" antwortet.
Ich hoffe und bin gespannt ob dieser Mensch noch was macht. Pixels Output war ja nach Cave Story eher solala (bzw. wenig bis Kero Blaster, welches ich nicht mag).
Ich habe jetzt ca. 3 Stunden gespielt und bin sehr angetan. Bei allen Metroidvanias der letzten Jahre, fand ich es immer Schade das es sehr wenige Spiele wie Shantae gab, also Spiele die eine fröhliche und lustige Geschichte erzählen wollen, ohne gleich völlig drüber zu sein wie Guacamelee (was genauso ist wie es sein soll, nicht falsch verstehen).
Die Oris und Hollow-Knights dieser Welt sind alle so depri und dann bekommt man das hier. Alles ist bunt und wunderschön animiert, das Gimmick mit dem Schraubenschlüssel hebt es von anderen Metroidvanias ab. Gleichzeitig ist die Story überraschend interessant bisher. Zwar viel Humor, aber auch mit einer sehr düsteren Ebene. Ich liebe auch Robins Animationen, wie sie erkennbar Angst in Situation hat. Macht es noch liebenswerter.
Einziges was man noch sagen kann...das Gameplay ist jetzt nicht so super crisp, da gibt es sicherlich bessere Spiele wie Hollowknight. Ich hoffe natürlich auch das es nach hinten raus nicht wieder schwächer wird, wie viele Metroidvanias aus der Indieecke (finde auch Hollow Knight ist da zu voll und durcheinander im letzten Spieldrittel).
Sollt man sich echt gerade schießen beim GoG-Sale.