Wie der Name bereits andeutet, geht die Miniaturisierung diesmal noch ein Stückchen weiter, denn der VR-Trip von Entwickler Nival führt durch das Innere einer Zelle. Wir haben uns zum Spielen das DK2 von Oculus Rift übergestülpt – wer möchte, kann aber auch konventionell auf dem Monitor und mit einem 360-Controller spielen. Als Teilnehmer eines Experiments begibt sich der Spieler ins Innere dieser kleinsten Einheit des Lebens, die von einem gefährlichen Virus bedroht wird. Das Ziel ist einfach: Erreiche den Zellkern, bevor der Virus ihn zerstören kann. Präsentation und Spielprinzip erinnern an N2O auf der PSOne oder Scorcher auf Saturn und PC: Man düst auf der Außenseite einer kreisrunden Bahn entlang und versucht, den Krankheitserreger abzuhängen. Um VR-Neulinge nicht zu überfordern, ist der Ablauf so einfach wie möglich gehalten. Man kann weder schießen noch Gas geben – stattdessen rauscht man durch Beschleunigungsfelder und weicht rotierenden Barrieren aus.
Das mag ziemlich fade klingen, ist dank der hübschen Präsentation und der immersiven Umsetzung aber eine Weile lang recht unterhaltsam. Vor allem in den ersten Minuten habe ich mich immer wieder staunend umgesehen, um die bunten, teils leuchtenden Innereien der Zelle zu begutachten. Die Entwickler haben sich den realen Aufbau als Vorbild genommen, ihn für das Spieldesign aber ein wenig angepasst und verschönert. Am angenehmsten funktioniert die Steuerung per Kopf-Tracking der Oculus-Rift-Kamera. Mit „normalen“ Bewegungen sehe ich mich um, damit ich die Kurven auf der sich schlängelnden Bahn früh genug entdecke; gelenkt wird per Kopfneigung. Ich weiß nicht warum, aber das sanfte Hin- und Herwiegen des Kopfes fühlt sich erstaunlich natürlich an und schlägt mir nicht auf den Magen.
Köpfchen ist besser als Daumen
Ganz anders verhält es sich bei der alternativen Steuerung per Analogstick oder Tastatur: Selbst wenn ich nur sehr behutsam lenke, sorgen die zu plötzlichen und ruckartigen Bewegungen sofort für ein ungutes Kribbeln im Magen, auf das ich schon nach wenigen Sekunden keine Lust mehr hatte. Die Kopfsteuerung hat übrigens ebenfalls einen Nachteil: Wer länger als eine halbe Stunde am Stück spielt, kann am nächsten Tag mit Muskelkater oder einem dezent verspannten Nacken rechnen.
Um die nur vier kurzen Welten mit je einer Hand voll Levels etwas abwechslungsreicher zu gestalten, kann man auf der Strecke noch Protein-Symbole aufsammeln, mit dem sich die Geschwindigkeit der Spieler-Kapsel, des Virus und einige anderer Statuswerte aufmöbeln bzw. abschwächen lassen. Die Änderungen nehmen aber kaum spürbaren Einfluss auf den Spielablauf. Ab und zu stoße ich außerdem ein paar Energiekügelchen in die passende Richtung, um Barrieren aus dem Weg zu räumen. Auf dem Weg zum Zellkern kann man sich außerdem ähnlich wie bei Outrun für unterschiedlich knifflige Abzweigungen entscheiden. Die technische Umsetzung der Kulisse ist den Entwicklern gut gelungen: Auf einer GTX 770 lief alles stets so flüssig, wie das Virtual-Reality-Erlebnis es erfordert. Trotz der geringen Auflösung des DK2 hatte ich nicht den Eindruck, die Bildschirme direkt vor den Augen zu haben – stattdessen fühlte ich mich tatsächlich wie vor der rundlichen Frontscheibe meiner „Rennkapsel“.
Entspannte Präsentation
Die sphärische Synthie-Musik und die unaufgeregte Präsentation sorgen für beruhigende Unterhaltung, das Drumherum könnte allerdings ruhig deutlich üppiger ausfallen. Von ein paar Textfenstern und schnippischen Kommentaren des Computers abgesehen ist der Trip in keinen erzählerischen Rahmen eingebunden. Außerdem können die biologischen Fachbegriffe der Stoffwechselfunktionen zunächst für Verwirrung sorgen, da das Spiel nur auf Englisch verfügbar ist. Des Weiteren kam es manchmal zu Bugs in den Menüanzeigen oder beim automatischen Speichern, so dass ich einige Levels unverschuldet mehrmals angehen musste. Weltweite Bestenlisten, Geister oder andere Multiplayer-Möglichkeiten fehlen – mittlerweile wurden aber immerhin einige (schnell erreichte) Steam-Errungenschaften nachgeliefert.