Mysteriöse Rätselwelt? Von wegen! Seit Stunden rolle ich jetzt von einem Puzzle zum nächsten; vorbei an einer sterilen Kulisse ohne Mensch und Tier und ohne Seele. Ein [GUI_PLAYER(ID=106968,width=377,text=Das Spiel mit der Schwerkraft verspricht spannende Rätsel – die Wirklichkeit sieht leider anders aus.)] plakatives Stillleben ähnlich den kalten Tech-Landschaften mancher Demo-Künstler – daran erinnern mich die leeren Stimmungsbilder. Viel zu selten gibt die Umgebung etwas von ihrer Geschichte preis. Ich entdecke keine Geheimnisse und ich spüre keine Verstecke auf, die meine Neugier wecken.
Stattdessen rolle ich eine Kugel, die zu Beginn wie ein Meteorit auf die Oberfläche stürzt, von einem Rätselraum in den nächsten. Auf dem Weg dorthin schiebe ich Steine aus dem Weg oder nutze sie als Kanonenkugel und lese drei Leuchtkugeln auf, die den Eingang zum kommenden Raum öffnen. Ich kann sogar mehr als drei Kugeln finden, um… für nichts. Und obwohl ich die Kugel aktiv bewege, fordert das Auflesen nicht einmal die Fingerfertigkeit in anspruchsvoller Weise.
Wenn links oben ist…
Sobald ich in einen der Rätselräume gelange, die wie gläserne Villen in der Landschaft stehen, ändert sich die Umgebung: Anders als die Außenwelt bestehen sie aus
hellen Mauern (so weit, so Portal) und ändern das Zentrum ihrer Schwerkraft, sobald ich die Kugel auf einen Schalter rolle – die meisten Aufgaben drehen sich um das interessante Prinzip. Logisch, dass ich von einem Schalter zum nächsten gelangen muss, um den Ausgang zu erreichen.
Aufwändig wird das spätestens dann, sobald weitere Kugeln ins Spiel kommen, die ich an meine eigene heranziehen oder von ihr fort schieben kann. Schalter reagieren entweder auf meine oder eine der anderen Kugeln und bevor ich die verschieden farbigen „Helfer“ nicht in unterschiedliche Ziele gelotst habe, komme ich nicht aus dem Raum heraus. Da steckt viel Stoff für knackige Rätsel drin, zumal ich es mir richtig schwer vorstelle, die Räume so zu gestalten, dass mehrere Kugeln auch nach mehrmaligem Drehen der Schwerkraft immer dorthin rollen, dass das Puzzle lösbar bleibt.
Programmierunglück
Ein wichtiges Element haben die Entwickler allerdings übersehen: Ich muss die Rätsel verstehen, damit ich sie lösen kann. Und genau diese Übersicht fehlt ihrem Spiel über
weite Strecken. Das offensichtlichste Versäumnis ist eine Markierung der Richtung, in die ein Schalter die Schwerkraft kippt. Cleveres Vorausplanen ist allein deshalb fast unmöglich. Eine eigensinnige Kamera, die in zahlreichen Ecken in die falsche Richtung blickt, tut ihr Übriges. Würde ich z.B. farblich markierte Schalter erkennen und auch durch Wände hindurch sehen, könnte ich vorausschauend grübeln und mir nach einem Erfolg auf die Schulter klopfen. Stattdessen rolle ich einfach drauflos – langweiliges Probieren führt meist ans Ziel, auch weil sich der richtige Weg viel zu oft von selbst ergibt.
Während das Versuchsspiel ohnehin nicht lange dauert, bleiben Besitzer eines 32-Bit-Betriebssystems übrigens von vornherein außen vor: inFlux kann auf entsprechenden Windows-Versionen so häufig abstürzen, dass es unspielbar ist. Auch von Problemen bei 64-Bit-Systemen mit 8 GB Hauptspeicher wurde berichtet. Das sind keine ärgerlichen Fehler, das ist eine technische Katastrophe! Zumal die Probleme seit Monaten vor der Veröffentlichung bekannt waren.
Das Spiel ist wirklich eine Enttäuschung. Habe es dank den vielversprechenden Screenshots und dem recht interessanten Trailer auf GoG gekauft und ihm dort auch eine Bewertung von 2 von 5 Sternen gegeben. (Btw. warum dürft GoG Reviews nur so kurz sein? Ich musste sehr viel kürzen...)
Das Spiel hält leider absolut nichts vom ersten Eindruck. Ich wusste, dass das Spiel vorallem durch Atmosphäre leben will, daher hatte ich nicht das beeindruckenste Gameplay erwartet, aber Das?
Durch die Levels rollen, sinnlos irgendwelche, mehr schlecht als recht, versteckte blauen Kugeln finden und dann ein schwer einschätzbares Trial and Error Rätsel lösen, spaß sieht anders aus.
Die Atmosphäre wird leider auch durch die komplett leeren Level und dem mangel an Interaktion in diesen zerstört.
Btw. bezüglich technischer Probleme:
Das Spiel ansich läuft auf meinem PC mit Windows Vista 64 - Bit und 4 GB RAM.
Allerdings ist es auch sonst eine technische Katastrophe:
Der Ball hat ein dermaßen schlechtes Clipping, dass man manchmal denkt, er wäre aus Gummi anstatt aus hartem Stahl.
So passiert es, dass der Ball manchmal durch das ganze Level durchfliegt, wenn man von einem Vorsprung runter oder einen kleinen Weg hoch boostet (das btw. einzig einigermaßen interessante Feature, dank Zeitlupe).
Außerdem gibt es Soundprobleme und das Level muss dauernd nachgeladen werden.
Das Spiel macht wirklich gar keinen Spaß und bietet auch sonst nichts.
Leider ein Failkauf.
Auf GoG wird es natürlich von Einigen wieder als absolute Indieperle abseits des Actionmainstreams gefeiert. Ich lass ja jedem seine Meinung, aber sorry, so ein langweiliges Stück Software mit 5 Sternen in den Himmel zu loben ist einfach lächerlich.