Eine grüne Leuchtdiode wurde von einer im Sterben liegenden Boombox gebeten, in ihrem Inneren nach dem Rechten zu sehen und nicht nur das Gerät, sondern die Musik wieder zum Leben zu erwecken. Klingt skurril? Ist es auch. Doch damit steht es im Einklang mit dem Konzept. Zwar sieht Inside my Radio (IR) auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher 2D-Plattformer aus, der ein Pixelartdesign mit psychedelischen Farben und Hintergründen verbindet. Doch an der Art und Weise, wie man sich hier durch die Level bewegt, gelegentlich gegen Feinde kämpft, Schalter betätigt oder Wände sprengt, ist absolut nichts gewöhnlich.
Denn abgesehen von der seitlichen Bewegung, die jederzeit frei ist, müssen alle Aktionen passend zum Takt der Musik ausgelöst werden. Das betrifft das Überqueren von Abgründen ebenso wie das mehrstufige Emporspringen an Senkrechten oder den Seitwärtsschub bzw. den Salto nach einem Sprung, der in einem Bodenangriff endet. Das Konzept klingt so einfach, dass ich mich gefragt habe, wieso noch niemand darauf gekommen ist, es bis in diese letzte Konsequenz umzusetzen. Aber es ist nicht so einfach, dass man das Keyboard (oder den Controller) in die Hand nehmen und mir nichts, dir nichts die zwölf Abschnitte bis hin zum finalen Bosskampf bewältigen könnte.
Sprunggewaltiges Musik-Erlebnis
Schalter müssen im richtigen Moment umgelegt werden, bevor man von einem Laserstrahl erledigt wird. Wenn man nicht auf den Rhythmus achtet, hat man keine reelle Chance, die schwebenden und im Takt ihre Position verändernden Plattformen zu überqueren. Und wer schon mit Titeln wie Amplitude, BeatHazard oder KickBeat seine Schwierigkeiten hatte, wird auch hier in Dance-Offs, Fluchtsequenzen, in denen eine Limbo-sche Spinne hinter einem her ist, oder den Auseinandersetzungen mit Gegnern oder der Umgebung gefordert. Und das alles wunderbar auf die Musik abgestimmt.
Die gibt sich im Übrigen nicht nur sehr enorm treibend sowie variantenreich, sondern auch interaktiv: Funk, Disco, Rock oder Dubstep geben sich die musikalische Klinke in die Hand und gelegentlich kann man an Schaltern, Keyboards oder Mischpulten die Klänge nachhaltig verändern. Dabei hat man zwar nicht so viele Optionen wie z.B. in Fantasia: Music Evolved. Doch die Klanggebilde, die entstehen, treiben einen immer wieder an, sich durch das leider viel zu kurze Spielerlebnis zu hüpfen. Nach etwa drei bis vier Stunden ist der Bosskampf erledigt. Dabei sind schon etwaige Bildschirmtode bzw. das Zurücksetzen an die fair gesetzten Speicherpunkte eingerechnet. Weniger fair hingegen wirkt die im Gegensatz zur genauen Steuerung inakkurate Kollisionsabfrage: In manchen Situationen stürzt man am Rande eines Vorsprungs ab oder schafft es trotz (optionaler) Rhythmus-Anzeige nicht, an Senkrechten emporzuspringen, während bei identischen Situationen alles sauber vonstatten geht.