Trotz nicht von der Hand zu weisenden Ähnlichkeiten ist der Titel kein
Trials-Klon: Es wirkt so, als hätten die Entwickler das Prinzip mit einem Jump’n’Run gekreuzt. Ich flitze zwar auch hier mit einer Motocross-Maschine über steile Gerüstkonstruktionen, doch das Frustpotential ist um einiges geringer. Während man in Trials in jeder Sekunde Blut und Wasser schwitzt, um jedes einzelne Gramm Körpergewicht richtig auszubalancieren, geht Joe Danger seine Aufgaben entspannter an. Er ist robuster gebaut. Klappt ein Salto nicht hundertprozentig, rutscht er mitunter ein ganzes Stückchen kopfüber auf dem Helm weiter, bevor er sich doch noch auf die Räder rettet.
Vielleicht verleiht die wohlproportionierte Plautze meinem Evel-Knievel-Verschnitt Stabilität. Jedenfalls kann ich nach fast jeder Rampe ohne Probleme einen mehrfachen Salto aufs Parkett zaubern – gekrönt von einer albernen Pose, welche mit den abwechselnd gedrückten L- und R-Buttons ausgeführt wird. Doch Tricks sind nicht alles. Jedes Event besitzt seine speziellen Herausforderungen: Mal müssen sämtliche Münzen oder Sterne eingesammelt werden, später gilt es, nach weiten Sprüngen diverse Zielscheiben zu treffen. Die Aufgaben werden geschickt miteinander kombiniert. Halte ich von Anfang bis Ende eine Kombo-Kette aufrecht oder unterbiete ein Zeitlimit, wandern noch mehr Sterne auf mein Konto. Sie gelten als Währung, mit welcher jede Menge weitere Levels freigeschaltet werden.
Loops & Stunts
Das Schöne daran: Das reine Absolvieren des Kurses ist relativ einfach, wodurch mehr Zeit
für Tricks bleibt. Es steckt quasi weniger Pflicht und mehr Kür im Spiel. Statt sich die meiste Zeit mit dem Ausbalancieren herumzuschlagen, versuche ich mich lieber an ein paar Kombos. Wenn Joe sich wieder einmal lang macht oder im Haifischbecken landet, kann ich ihm außerdem nicht wirklich böse sein – dazu ist er einfach zu putzig animiert. Trotzdem habe ich mich in einige der Levels verbissen wie ein Pitbull. Drücke ich die Select-Taste, startet das Level blitzschnell am Anfang oder einem Checkpoint neu. Leider wird die Highscorejagd ein wenig dadurch ausgebremst, dass es kein grundsätzliches Zeitlimit für einen Level gibt: Will man hohe Punktzahlen erreichen, ist man zwangsweise recht langsam unterwegs, denn nur so lassen sich möglichst viele Tricks unterbringen und die Kombo-Kette in die Höhe treiben. Auf manchen Kursen bin ich zur Abwechslung nicht alleine unterwegs und bestreite ein einfaches Wettrennen gegen Computergegner.
Beim Design der Parcours hat das vierköpfige Team aus Großbritannien (die Mitglieder arbeiteten vorher bei Criterion, Sumo, Kuju, EA and Climax an diversen Rennspielen wie Burnout und MotoGP) ganze Arbeit geleistet: Es gibt Loopings, Spurwechsel, Stachelfallen, Beschleunigungspfeile und dicke Stampfer im Mario-Stil. Drücke ich die X-Taste, duckt sich mein Held. Lasse ich die Taste los, kann ich direkt danach über eine Bodenwelle springen. Oder ich verwandle mit der gleichen Taste einen Hopser in einen Supersprung. Wer möchte, darf im Editor kreativ werden. Der Baukasten lässt sich im Prinzip einfach bedienen, wirkt aber wie mit der heißen Nadel gestrickt: Die Objekte wurden nicht in Kategorien sortiert und mangels Anleitung erfährt man wichtige Details nur durch Herumprobieren oder im Forum des Entwicklers.
Neuerungen der Special Edition
Im letzten Jahr bezeichnete Sean Murray von Hello Games Microsofts XBLA-Plattform noch als Schlachthaus für Indie-Entwickler: Für kleine Titel sei es dort sehr schwer, ihre Entwicklungskosten einzuspielen. Nach langer Publisher-Suche wurde Joe Danger schließlich exklusiv im PSN veröffentlicht und bekam Unterstützung durch Sonys „Publishing Fund“. Mittlerweile stehen die Briten dem XBLA weniger kritisch gegenüber: Wer sich die ab heute erhältliche Special Edition zulegt, bekommt schließlich eine ganze Reihe exklusiver Extras.
Der wichtigste Zusatz sind die Labor-Levels, welche so umfangreich geraten sind wie ein
komplettes Add-On. Die Kurse waren ursprünglich nur als Spielwiese für Entwickler und Testspieler gedacht und sind dem entsprechend durchgeknallt geraten: Überall wimmelt es nur so von gigantischen Rampen, fies platzierten Mausefallen und anderen Gemeinheiten. Kurz gesagt: Sie sind ein Traum für Hardcore-Zocker, welche sich durchbeißen oder besonders hohe Kombos aufstellen wollen. Sehr cool sind die im Boden installierten Ventilatoren, welche Joe und sein Bike derart lange in der Luft halten, dass man bequem 1080s und noch längere Salti-Serien aufstellen kann. Ein weiterer Vorteil sind die Mehrspieler-Matches für zwei Spieler: Man darf nach wie vor nur auf dem geteilten Bildschirm gegeneinander antreten, doch neuerdings ruckeln die Rennen nicht mehr. Außerdem gibt es kürzere Ladezeiten, zehn neue Spielfiguren und das Bild wirkt durch das vierfache Anti-Aliasing einen Deut ruhiger. Kleine Treppchen kann man an geraden Kanten aber trotzdem noch erkennen. Davon abgesehen sieht das Spiel genau so hübsch und farbenfroh aus wie auf der PlayStation 3. Für Extra-Motivation sorgen die neuen Pro-Medaillen: Sie werden nur verliehen, wenn man alle Herausforderungen des Levels in einem Rutsch erledigt. Für die PS3 sollen die Extras der Special Edition höchstwahrscheinlich nicht mehr veröffentlicht werden. Sean Murray erklärte uns auf Nachfrage, dass sich dazu einfach zu viele grundlegende Details in punkto Handling, Score- und Freischalt-System geändert hätten.
87%
Hab die Demo Gestern gespielt und fand das Spiel so ziemlich grottig.
Es kam irgendwie kein Spielspass auf, hatte mir aber auch vllt. zu sehr ne Trials Kopie mit MP gewünscht..
Jo das wäre nicht schlecht, aber mehr als 5€ dürfte es nicht kosten bei dem Umfang.
Jetzt will ich eine PC-Steam version!