[GUI_PLAYER(ID=87782,width=400,text=Das Vorspiel fand auf Kickstarter statt.,align=left)]Da steht er wieder, der kleine Kerl in seinem weißen Discoanzug, die Arme lässig hochgekrempelt, das fette Goldkettchen um den Hals und mit dem typisch treudoofen Gesichtsausdruck inklusive Schlafzimmerblick. Endlich wieder zurück in Lost Wages und nur wenige Schritte von der pornoroten Eingangstür von Lefty’s entfernt – der Aufreißer-Bar, in der Larry im ersten Stock einmal mehr seine Unschuld verlieren wird. Es scheint fast so, als hätte sich nichts verändert. Und damit liegt man gar nicht mal falsch: Abgesehen von der aufgebohrten Technik mit liebevoll restaurierten Kulissen, dem stimmungsvollen Jazz-Orchester mit Arrangements von Journey-Komponist und Grammy-Anwärter Austin Wintory sowie einer kompletten Lokalisierung mit starken englischen Sprechern hat sich inhaltlich im Vergleich zum Original nur wenig geändert.
Okay, ein paar Rätsel wurden leicht abgewandelt oder erweitert, es gibt neue Sequenzen wie einen Dankeschön-Song an die Kickstarter-Community und ein Tutorial sowie eine neue Nebenhandlung mit einer bisher unbekannten Dame (und Tieren). Das mag auch einer der Gründe sein, warum man hier nicht wie beim Remake von The Secret of Monkey Island zwischen alter und neuer Grafik umschalten kann, obwohl eine solche Funktion sicher cool gewesen wäre. Trotzdem bekommt man im Kern den alten Larry, den man kennt und liebt: Angefangen bei der kultigen Alters-Verifikation mit Multiple-Choice-Fragen (…die sich nicht mehr mit der bekannten Tastenkombination austricksen lässt) über das mitunter leicht nervige Zocken an Automaten bis hin zu pinkelnden Hunden, großzügigen Pennern, attraktiven (aber hinterhältigen und egoistischen) Damen sowie herrlich süffisanten Kommentaren des Erzählers wird wieder alles aufgefahren, was man an den Abenteuern des Schürzenjägers schätzt.
Für die Fans!
Dazu die vielen subtilen oder offensichtlichen Andeutungen sowie Insider-Gags, an denen vor allem Sierra-Fans ihren Spaß haben werden. Beim Betrachten eines Posters wird z.B. die Brücke zu Police Quest geschlagen und der Anruf bei der alten Hotline-Nummer läuft hier etwas anders ab als damals. Ja, es gibt viel zu lachen – und sei es nur beim Betrachten eines Gemäldes, das einen klassischen Atari 2600-Joystick zeigt und vom Künstler schlichtweg „Penis“ getauft wurde. Nicht zu vergessen die vielen abgedrehten Situationen, mit denen Larry das Zeitliche segnet. Man sollte es sogar gezielt darauf anlegen, Unsinn anzustellen, da die lustigen Abgänge nicht nur das Zwerchfell reizen, sondern auch meist Steam-Auszeichnungen mit sich bringen. Ein Hauch Nostalgie kommt bei der Titelmusik auf: Das Stück setzt erst mit dem Gepiepse des Originals ein, das dann mit dem Einsatz des Jazz-Orchesters abgelöst wird, bei dem Mr. Al Lowe persönlich die Melodie mit Ohrwurmcharakter auf seinem Saxophon trällert – klasse!
Ich denke jedenfalls, dass die Übersetzerstudios relativ unabhängig sind. Ich glaube nicht, dass das Originalstudio da noch mal genau drüberschaut.
Sofern er das also nicht mit seinen Auftraggebern kommuniziert hat, ist das - aus meiner professionellen Sicht - ein grober Fehler.
Wenn er das diesen Word of Magic Leuten mitgeteilt hat und die das abgenickt haben (bzw. ignoriert haben), dann sind sie natürlich schuld.
Es gibt durchaus Unterschiede, was die Übersetzung von Filmuntertiteln und Spielen angeht. Insofern hinkt der Vergleich etwas.
Aber ich sage ja nicht, daß der Vermarkter, die Entwickler, die Übersetzerfirma oder sonstwer die Schuld trägt... sondern der Übersetzer (falls es tatsächlich wie beschrieben abgelaufen ist). Wenn er die kritischen Änderungen kommuniziert und die Verantwortlichen das absegnen, dann ist das was anderes.
►Yeah, well … y'know that's just like eh your opinion, man.
Nein, ernsthaft: Du hast einen guten Punkt genannt, um einen Teil Deiner Meinung zu untermauern. "Ein Übersetzer darf gerne inhaltliche Änderungen machen - diese müssen aber zwingend mit dem Auftraggeber abgesprochen werden." Nur hat hier der Übersetzer laut Words of Magic freie Hand bekommen, zu ändern, was er für nötig hält. Die Absprache fand also schon im Vorfeld statt.
Auf Krawall stand die Meldung zu den Änderungen in der Übersetzung am 4. Juli, wimre. Das Fass, dass Al Lowe, Replay Games, UIG und Words of Magic in den letzten zehn Tagen aufgemacht haben, muss flüsterleise an mir vorbei gerollt sein. Allerdings gebe ich zu, dass ich bei weitem nicht alle Neuigkeiten rund um LSL verfolge. Die Spielereihe hat mich noch nie begeistern können.
Was den Punkt inhaltlicher Änderungen allgemein betrifft: Sprechen Untertitelfirmen bei Filmen für den deutschsprachigen Markt immer mit dem Produzenten und dem sagen wir mal US-Verleih ab, dass sie statt einer Übersetzung der Originaldialoge nur die Dialoge der Synchronfassung zum Lesen anbieten? Ich befürchte, hier (Filme) wie da (Spiele) ist den meisten Vermarktern so etwas einfach schnurz.
Völlig unabhängig davon kann man die Änderungen gerne diskutieren... ich hatte mal einen Fall, in dem sehr extrem die SS und weitere Nazi-Aspekte in einem Kriegsspiel vorkamen. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, wir haben das mit den Auftraggebern besprochen und sie haben das von sich aus in "Elite" usw. geändert. Diese Änderung an sich muß einem nicht gefallen... auch mir hat sie nicht wirklich gut gefallen... aber für das Spiel als Gesamtwerk war sie leider nötig, weil sonst ein stark braun gefärbter Eindruck hätte entstehen können. Aber der ausschlaggebende Punkt hier ist: Ich habe das nicht eigenhändig geändert, sondern es meinen Auftraggebern vorgetragen.
Juden- und Islam-Witze in einem Spiel zu entschärfen, kann man gerne ins Auge fassen. Aber bitte nicht eigenmächtig entscheiden. Ein "guter" Übersetzer sollte abschätzen können, wie "schwerwiegend" seine Änderungen sein könnten...