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Lucius 2: The Prophecy (Action-Adventure) – Der Teufel steckt im Detail

Vor etwa zweieinhalb Jahren hat Shiver mit dem Action-Adventure Lucius versucht, dem Horror-Klassiker ‚Das Omen‘ ein Spielegesicht zu geben. Mit mäßigem Erfolg – zudem wurde das Spiel hierzulande zwei Monate nach Veröffentlichung indiziert. Jetzt geht die Fortsetzung um den Satansbraten an den Start und möchte die Scharte auswetzen. Kann sich Lucius 2 als das höllisch gute Spiel präsentieren, das der erste Teil hätte sein sollen?

© Shiver Games / Shiver Games / UIG

Der wird allerdings immer wieder rapide eingebremst. Nicht nur dadurch, dass man sich unter dem Strich sehr schnell auf bewährte Methoden zurückfallen lassen kann – ich weiß nicht mehr, wie viele vergiftete Sandwiches oder Donuts ich unters Volk gebracht habe. Die grottige KI und das meist unglaubwürdige Figurenverhalten verleiden es einem zusätzlich. Offensichtlich sind die Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte nicht in der Lage, logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Ein Kind wandert ohne Eltern durch die Flure, hinterlässt eine Schneise der Zerstörung oder kommt gerade aus einem Zimmer, in dem ein Patient (dank Lucius) plötzlich gestorben ist. Und keiner kommt auf die Idee, dass er irgendwas damit zu tun haben könnte? Naja, im Rahmen der schwachen Story vielleicht plausibel, aber für die Atmosphäre sehr schädigend. Überhaupt versagt der Horror nahezu auf ganzer Strecke. Der Gore ist zu harmlos. Spannung ist kaum vorhanden. Auch Lucius‘ Fähigkeiten, die nach einigen Upgrades sogar so weit reichen, dass man andere Figuren übernehmen, kontrollieren und sie als Mörder einsetzen kann, vermögen es nicht, Horror-Atmosphäre aufkommen zu lassen. Weder auf dem Bildschirm noch im Kopf – schade.

Kein Zutritt


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Auch hier finden sich zahlreiche Möglichkeiten, tödliche „Unfälle“ zu inszenieren. © 4P/Screenshot

Immerhin: In den auf der Karte rot markierten Gebieten, die Sperrgebiete kennzeichnen, werden die Aktionen des Protagonisten aufmerksamer beäugt. Doch auch hier kommt Spannung nur selten auf. Wenn man sich in diesen Bereichen behutsam vortastet, immer das eine oder andere Sandwich parat hat oder in den Umgebungen Fallen platziert, kann man das Abenteuer weitgehend gefahrlos in etwa sechs bis sieben Stunden beenden. Wer den teuflischen Anspruch hat, keinerlei Überlebende zurückzulassen, kann nochmals zwei bis drei Stunden draufschlagen. Allerdings erhöht sich damit auch die Zeit, in der man nicht nur mit der Benutzerführung, sondern auch mit der im Bestfall durchschnittlichen Kulisse und abseits der KI zahlreich vorhandenen Bugs kämpft. Gegenstände, die weder ausgetauscht noch ins Inventar zurückgelegt werden können, so dass nur ein erneutes Laden des letzten Spielstandes hilft, gehören z.B. dazu. Leitern, die nicht erklommen werden können, aber nötig sind, um weiterzukommen, finden sich ebenfalls. Die Physik leistet sich auch immer wieder Aussetzer usw.

Dementsprechend verwundert es nicht, dass auch die visuelle Seite ein zwiespältiges Bild hinterlässt. Nicht nur, dass das Krankenhaus mit seinen fünf Abschnitten in der ersten Hälfte schnell eintönig wird und erst mit der Rückkehr in die Kleinstadt Ludlow etwas Abwechslung ins Spiel kommt. Zudem trüben Clipping-Probleme, sich in der Umgebung verhakende oder stecken bleibende Figuren das ohnehin nicht berauschende Gesamtbild. Es war eine gute Idee, die Abschnitte zu öffnen und großräumiger zu gestalten, da dies die Mechanik sinnvoll erweitert und Lucius 2 im Vergleich zum Vorgänger zum besseren Spiel macht. Doch zum einen wird das Potenzial nach wie vor nur marginal angekratzt. Und zum anderen ziehen die neu hinzu gekommenen Bugs und Probleme den teuflischen Todes-Puzzler immer wieder auf den Boden der harten Tatsachen zurück.

  1. Danke an LePie. Ich dachte, man könnte sich die Steamcharts auch direkt in Steam anschauen?!
    Egal, so geht es ja.
    Ich könnte ja bezüglich Release etc. auch wieder von Elite: Dangerous anfangen. Aber ich lass es mal bleiben ;)

  2. Schade, von der Idee her fand ich das Spiel ganz gut und so ein bisschen Hitmanfeeling bräuchte ich auch mal wieder. Dass da so ein Rotz draus geworden ist, ist umso bitterer, wundert mich aber nicht wirklich. Ich fürchte, dass da dutzende Patches nichts mehr retten können, jedenfalls habe ich noch nie ein Spiel mit solchen technischen Macken erlebt, das durch Patches wieder auf die Beine gekommen ist. Die Entwickler von DayZ Standalone schaffens seit Release nicht durch Wände glitchende Zombies zu fixen und ich rechne auch nicht mit einer Besserung in der Hinsicht, egal wie viele Jahre noch in die Entwicklung gehen mögen. Leider scheint das ein Trend zu sein, Spiele im Alphastatus als vollwertige Spiele zu verkaufen. Towns ist da nur ein (ziemlich unpopuläres) Beispiel für eine Vielzahl solcher Frechheiten.

  3. Wollte mit dem Beispiel nur verdeutlichen, dass QA im Steamstore de facto nonexistent ist. Lohnt nicht mehr, sich darüber aufzuregen.

    Jazzdude hat geschrieben:Hier wird eine Pre - Beta als "fertiges" Spiel veröffentlicht!
    Auch das ist (leider) längst Gang und Gäbe, siehe etwa das eigentlich noch in der Alpha steckende Towns.
    Jazzdude hat geschrieben:Wo kann man denn in Steam nachgucken, wie sich die Verkaufszahlen und aktive Spieleranzahl entwickeln? Das geht doch irgendwie?
    Aktive Spielerzahl geht über Steamcharts, würd immer einen kurzen Blick reinwerfen, ehe man einen Multiplayertitel kauft.
    Absolute Verkaufszahlen sind jedoch nicht einsehbar, nur die aktuelle Platzierung innerhalb der Topseller Charts.

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