Luigi ist normalerweise bekannt durch sein Verwandtschaftsverhältnis zu Super Mario. In dessen Welt spielt er den etwas ängstlichen und tollpatschigen Bruder, den man typischerweise Spieler*in Nummer zwei überlässt oder zum Zwecke der Abwechslung in einem neuen Durchgang wählt. Für seine Fans mag er auch manchmal die erste Wahl sein, wenn es zum Beispiel darum geht, einen Charakter ins Kart-Rennen zu schicken.
Doch in den seltensten Fällen darf Luigi selbst den Vordergrund einer Spieleverpackung schmücken. Diese Ehre wird ihm vor allem bei seinem berühmten Solo-Abenteuer Luigi’s Mansion zuteil, welches sich mittlerweile über eine ganze Trilogie erstreckt. Der zweite Ableger wagt nun den Sprung vom Nintendo 3DS auf die Switch, und zwar in aufpolierter Form als Luigi’s Mansion 2 HD. Wie sich das Remaster gemessen an heutigen Standards schlägt, verrate ich euch in diesem Test.
Ein wenig Kontext zu Luigi’s Mansion 2 HD
Wer hätte gedacht, dass gerade der mutlose Luigi sich abseits seines Klempnerjobs als Geisterjäger verdingt? Auch wenn er vielleicht nicht immer ganz freiwillig in Spukschlösser gerät, scheint er bei weitem keine schlechte Arbeit zu leisten. Immerhin wurde er seit seiner ersten paranormalen Tätigkeit im Jahr 2002 noch einige weitere Male unter dem Stichwort Luigi’s Mansion angeheuert.
In seinem Portfolio darf er damit prahlen, bereits auf dem GameCube, dem Nintendo 3DS und der Switch Geister ausgetrieben zu haben. Auf dem 3DS sogar doppelt, denn hier gelangte zusätzlich seine erste Mission durch eine Neuauflage ganze siebzehn Jahre nach Erstveröffentlichung wieder an Relevanz. Ein ähnliches Kunststück hat Nintendo nun mit Luigi’s Mansion 2 vor, dass nach dem 3DS nun dreizehn Jahre später auch die Switch erobern soll. Technisch gesehen ist damit nicht mehr Luigi’s Mansion 3 aus dem Jahre 2019 das aktuellste Spiel der Reihe, sondern Luigi’s Mansion 2 HD.
Ungewöhnlicherweise begegnet uns das Remaster außerhalb der Gruselsaison schon am 27. Juni 2024. Ich durfte bereits im Voraus reinschauen und habe das Game sowohl unter Einsatz von Pro-Controller und Bildschirm, als im Handheld-Modus auf seine Tauglichkeit überprüft. Kleiner Disclaimer vorweg: Die ursprüngliche Version von Luigi’s Mansion 2 für den 3DS lag mir leider nicht zum direkten Vergleich vor, stattdessen wurden Aufzeichnungen herangezogen. Da das Spiel allerdings auch für Neulinge funktionieren soll, habe ich mich für den Test an diese Perspektive gehalten.
I. Gidd, ist das etwa ein verrückter Wissenschaftler?
Wer von euch bereits das originale Luigi’s Mansion 2 gespielt, oder fleißig Trailer geguckt hat, wird die Prämisse der Story kennen: Der Finstermond, welcher sonst die Gemüter der Geisteswesen mit seinem Schein zur Ruhe bringt, ist zerstört und Chaos bricht im Tal aus. Um die frechen Gespenster zu bändigen und schließlich den Himmelskörper wieder zusammenzusetzen, benötigt der Spuk-affine Forscher Professor I. Gidd Luigis, und damit eure Hilfe. „Teh-Teh, Suku-Suku“, wie der Wissenschaftler selbst sagen würde.
Seine liebliche Stimme dürft ihr auf jeden Fall noch öfter vernehmen, denn sein Bunker bildet eure Basis, in die ihr nach jedem Ausflug zurückkehrt und euch ein entsprechendes Debriefing abholt. Der immer gleiche Hintergrund, gepaart mit den in erster Linie punktuellen Bewegungen der beiden Gesprächspartner, kann für schnelle Finger auf dem A-Knopf sorgen – besonders während des Einstiegs, der sich aufgrund dessen unnatürlich in die Länge zieht.
Bis auf ein paar mal mehr, mal weniger gute Wortwitze aufseiten des Professors entsteht hier kaum eindrucksvolle Interaktion. Fairerweise ist Luigis Mansion 2 HD kein Spiel mit besonderem Fokus auf Dialoge und Storytelling, etwas mehr Abwechslung wäre in den Zwischensequenzen im Bunker aber durchaus positiv aufgefallen. Stärkere Dynamik und wechselnde Szenerien hätten beispielsweise zusätzliche Würze in die recht faden Unterweisungen gebracht.
Auch die Bedienelemente der Basis sind etwas sehr pragmatisch umgesetzt worden: Statt sich per Knopfdruck durch Menüs zu navigieren, wäre es spielerisch aufregender gewesen, den Bunker selbst durchlaufen zu können und mit verschiedenen Terminals zu interagieren – ein ausgereifter Hub mit eigenen kleinen Details eben. Dadurch würde nicht das Gefühl kleben bleiben, bei jedem Betreten der Räumlichkeiten die Kontrolle abzugeben, bis man sich zum nächsten Level durchgeklickt hat.
Zugegebenermaßen hat Nintendo sich hier natürlich nur an die Vorlage des Originals gehalten, wie es bei einem Remaster der Fall ist. Im Kontext eines alleinstehenden Spiels fällt dieser Umstand jedoch negativ auf. Da hier allerdings nur ein Übergang zwischen den eigentlichen wichtigen Teilen des Spiels geschaffen wird, ist das aber durchaus verzeihbar und der Gesamteindruck leidet nicht merklich.
Steifes Geplapper mit I. Gidd wird zudem von den drolligen Cutscenes innerhalb der Level wettgemacht, die häufig die Sperenzien frecher Geister zeigen oder einen bibbernden Luigi, der offensichtlich lieber ganz woanders wäre. Zu sehen, wie der grün bemützte Klempner keine Zurückhaltung dabei kennt, seine Panik sowohl in Sachen Gestik als auch Mimik raushängen zu lassen, macht irgendwie glücklich. Nicht unbedingt aus Gründen der Schadenfreude, sondern weil Luigi dabei auch ohne große Worte stets witzig und sympathisch rüberkommt. Zum Beispiel, wenn er, um sich selbst zu beruhigen, die unheilvolle Spielmusik mitsummt.
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