Lux Delux orientiert sich sehr nah an Hasbros Brettspielvorlage. Sogar die klassische Risiko-Weltkarte mit den vertrauten Ländereinteilungen und Armeeboni ist mit an Bord. Auch Zug- und Nachschubregeln inklusive Bonuskarten sind quasi identisch. Lediglich Auftragskarten und Würfel fehlen. Letztere werden aber einfach im Verborgenen gerollt, während das Auftragsziel stets die Eroberung der gesamten Karte ist. Ohne sichtbare Würfelduelle entgeht man vermutlich etwaigen Lizenzstreitigkeiten, büßt aber auch an Spannung und Atmosphäre ein.
In meinen Augen hätte man wenigstens eine Option auf alternative Duelldarstellungen mit Energiebalken, Cartoon-Kämpfen o. ä. einbauen sollen, denn standardisierte Detonationen und Farbwechsel allein wirken doch sehr steril.
Durch den Wegfall jeglicher Visualisierung des Kampfverlaufs fallen allerdings auch lästige Wartezeiten für Unbeteiligte weg. Per Tastenkürzel lassen sich selbst Schlachten mit Hunderten von Soldaten in Sekundenschnelle ausfechten. Dadurch eignet sich Lux Delux auch für den kleinen Eroberungshunger zwischendurch. Man kann sich allein gegen eine Reihe vorgefertigter sowie von anderen Spielern erstellter KI-Persönlichkeiten versuchen, bis zu fünf Freunde um sich scharen oder im Netz nach willigen Kontrahenten Ausschau halten, was dank reger Community fast nie ein Problem ist.
Eine starke Gemeinschaft
Der Community verdankt Lux Delux letztendlich auch seine Langlebigkeit, denn die sorgt nicht nur für unzählige Gegner, sondern auch für fortlaufenden Kartennachschub. Dank Bildimport und integriertem Editor lässt sich so ziemlich alles in Schlachtfelder verwandeln, auf denen man dann eigene Grenzen ziehen, Hindernisse setzen, Sonderverbindungen schaffen und Boni ausloben kann.
Die Entwickler liefern ebenfalls fleißig Nachschub, so dass mittlerweile schon über 800 Karten zur Auswahl stehen. Dazu zählen sowohl aktuelle als auch historische Landkarten, geometrische Gebilde, mittelalterliche Burgbelagerungen, Ausflüge ins Weltall und vieles mehr.
Mit American History Lux und Ancient Empires Lux sind sogar zwei als Kampagnen angelegte Erweiterungen an Bord, in denen Sillysoft in die umkämpfte Vergangenheit Amerikas, Ägyptens, Indiens, Chinas, Griechenlands, Roms und anderer Völker lädt. Zwar gibt es anders als in Risiko: Fraktionen keine gravierenden Umgebungsbeeinflussungen und Spezialmechanismen. Aber kleine Besonderheiten wie negative Truppenboni in Sümpfen, Einbahnverbindungen über Katapulte sowie Bonusarmeen für einzelne Städte, Türme oder Nachschublinien sorgen ebenso für Abwechslung.
Immer wieder anders
Zudem kann man an allerlei Spielparametern herumschrauben, um individuelle Startbedingungen, Zeitlimits sowie Bonus-, Tausch- und Platzierungsregeln festzulegen. Vermisst habe ich lediglich eine Rücknahme-Option für versehentlich falsch aufgestellte oder gezogene Truppen. Mit der Biohazard-Funktion kann man hingegen selbst Karten, die man bereits in- und auswendig kennt, immer wieder neue Facetten abgewinnen.
Je nach gewählter Intensität werden nämlich verschiedene Landstriche verseucht und so dauerhaft unzugänglich, was entscheidende Auswirkungen auf Grenzverläufe, Nachschubwege und Gebietsboni haben kann.
Darüber hinaus gibt es spezielle Turniere, globale Ranglisten und neuerdings auch Steam-Errungenschaften. Steam-Benachrichtigungen können derzeit allerdings für herbe Grafikfehler auf den Schlachtfeldern sorgen. Unschöne Überlagerungen kann es gelegentlich aber selbst bei spielinternen Einblendungen geben. Die deutsche Lokalisierung wirkt ebenfalls extrem unfertig, Tutorial und Menüführung lieblos, die allgemeine Aufmachung sehr zweckmäßig. Doch allein die unzähligen und mitunter wirklich originellen Schlachtfelder drängen diese Mankos schnell in den Hintergrund.