Na? Peinlich? Aber natürlich! Schließlich geht es ganz unverblümt um Sinnlichkeit, um Erotik. Luxuria Superbia ist das einzige Spiel, das ich nicht in der Öffentlichkeit starte – von plumpen Pornos mal abgesehen. Dabei dreht es sich um genau dasselbe: um die Art und Weise, wie Berührung, Suggestion und Genuss zum Höhepunkt führen.
Oder vielmehr: führen können. Denn wer wie in einem Geschicklichkeitstest größer, höher, schneller möchte, der versagt. Mit einem „Oops“ verabschiedet sich das Spiel dann.
Berühr mich!
Man muss es langsam angehen. Wenn sich die Blüte öffnet und bis auf weiße Bahnen nicht viel zu sehen ist, müssen die Finger (am besten mehr als einer) kleine Blütenblätter berühren, die sich aus dem Inneren nach außen schieben. So füllen sich die Bahnen mit Farbe und je nach Thema springen Bienen, Wolken oder Delfine aus den Blättern. Man sammelt Punkte, die Musik wird schwungvoller, freche Andeutungen sind zu lesen: „Streichel meine Blüten!“ oder „Berühr mich!“. Leider nur auf Englisch.
Sind alle Bahnen satt gefüllt, verschwindet die Farbe so schnell wie sie gekommen ist. Durch behutsames Berühren kann man sie halten – durch intensives Anfassen allerdings… Oops!
Es ist ein zarter Grat zwischen dem Verlust des Schwungs und dem vorzeitigen Abbruch. Das Ziel ist ein bronzefarbener, silberner oder goldener Punktestand.
Auf dem richtigen Pfad
Gemacht wurde das Spiel von Tale of Tales, einem Entwicklerpaar, das neue interaktive Wege sucht. Das gelang schon mit The Path, während Luxuria Superbia im vergangenen Monat mit dem Innovationspreis des Independent Games Festivals ausgezeichnet wurde. Denn es ist das erste Spiel, das Sinnlichkeit greifbar macht. Ohne verkopft zu sein, ohne Beischlafszene der Marke Hollywood – sondern im wahrsten Sinne des Wortes.
Es ist als Spiel nicht herausragend, da die zwölf Blüten sich wenig unterscheiden und nach dem Erreichen der goldenen Auszeichnung keine Herausforderung bieten. Die Veröffentlichung am PC ist zudem eine unglückliche Entscheidung, denn weder Maus noch Gamepad können das wichtige Berühren des Bildschirms ersetzen. Auf Touch-Plattformen ist Luxuria Superbia allerdings clever. Es ist frech, aber nie schmutzig. Und es hat sogar eine Botschaft.
Gärtner oder Casanova?
Auf einen Zaunpfahl verzichtet Tale of Tales dabei. Vielmehr versteht man von selbst: Wenn die Musik plötzlich an Schwung verliert und die Farbe aus den Blüten weicht, dann hat man nichts falsch gemacht. Das ist einfach so und es geht immer weiter, so lange die Finger ruhig massieren oder einfach auf der Stelle bleiben. Versagen wird nur, wer gehetzt die Blüten bearbeitet.
Man kann dieses Liebesspiel nicht bezwingen. Man muss sich hineinversetzen und es genießen wie es ist.
Kein Platin?
Was für eine Sauerei.
Ich glaube den größten Unterhaltungswert liefert der Titel bei den Kommentaren hier im Forum ab.
Hab erst jetzt den Test gelesen. Huiuiui. Unter Blümchensex hatte ich mir bisher eigentlich immer was anderes vorgestellt, aber was soll's. Verwirrend. Naja, wenn Blumensorten schon "Brennende Liebe" heißen, was will man machen, da kann man ja gar nicht anders, als erotisiert zu werden. Gut, dass man mich nicht für die Namensgebung gefragt hat. Luxuria Superbia klingt ja irgendwie...abtörnend. Schön hätte ich z.B. gefunden:
Goldrute-Rubbeln für Fortgeschrittene
Mach den Wegerich spitz
Flower-Powerpetting (jetzt auch mit Delfinen!)
Deine Blume, das unbekannte Wesen
Massier mir!