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Machinarium (Adventure) – Machinarium

Ein kleines Spiel überraschte uns in der Vorschau mit knuffiger Besetzung, stilvoller Aufmachung und intelligenten Rätseln. Jetzt ist Machinarium bei Daedalic erschienen. Kann das erste echte Adventure der Browsergame-Macher Amanita Design die Vorschusslorbeeren bestätigen?

© Amanita Design / XGen Studios / Daedalic / Lace Mamba

Träumen Roboter?

Haben Roboter eine Kindheit? Normalerweise nicht, denn Roboter 

Je weiter der Held nach oben steigt, desto mehr erfährt man über sein früheres Leben und worum es sonst geht.  

entwickeln sich nicht in Phasen wie Menschen, sondern sie bleiben abgesehen von Reparaturen und Upgrades wie sie sind. Wenn ein Roboter wie beim Film AI: Künstliche Intelligenz ein Kind ist, durchläuft er dann eine nicht enden wollende Kindheit? Er wird schließlich nie erwachsen. Warum ich das frage: Ganz einfach – der Roboter, den man in Machinarium spielt, scheint durchaus eine Kindheit gehabt zu haben. Jedenfalls denkt der Kleine öfters nach, wie er früher von den Größeren gemobbt wurde. Die schweren Jungs ließen ihn stolpern, nahmen ihn in den Schwitzkasten und knöpften ihm sein Geld ab. Wozu braucht ein Blechhaufen eigentlich eigenes Barvermögen?

Fragen über Fragen, die in Machinarium durchaus berechtigt scheinen, denn man spielt einen Roboter namens Josef, der seinen Weg zurück nach Hause finden muss. Alles beginnt auf einem Schrotthaufen in einer endzeitlichen anmutenden Welt, die von seltsamen Apparaturen besiedelt ist. Der Beginn ist fast märchenhaft, wäre da nicht die heruntergekommene Umgebung: In der Nähe einer Stadt wurde Josef auf den Müll geworfen. Eigentlich funktioniert er noch, allerdings erst nachdem er seine Einzelteile gesucht und zusammengeschraubt hat. Zunächst mutet er unscheinbar an, aber er wächst einem im Laufe des Spiels regelrecht ans Herz. Warum er rausflog, muss man erst noch rausfinden. Wollte man ihn etwa loswerden?

Interessante Mischwelt

Die eigentliche Verschwörungsstory kommt zwar nur zögerlich in Schwung, je mehr man in der Stadt der Maschinen in die

Die Herren in der Mitte sind Verbrecher, die Josef an den blechernen Kragen wollen. Sie klauen, spielen im Hinterzimmer Karten und tragen schwarze Hüte. 

Höhe steigt, aber dafür ist die Welt vielschichtig: Bald wird nämlich klar, dass die Roboter nicht von Menschen beaufsichtigt werden sondern sich selbst organisieren. Sie verhalten sich ziemlich menschlich, ohne freilich ihre eigene Identität zu verleugnen. So sieht die Stadt aus wie eine mittelalterliche Burg mit hohem Turm, aber bewacht wird sie von Maschinen, die wiederum eine Mischung aus Polizist und Ritter darstellen. Die Hunde stehen nicht auf Knochen sondern auf Öl, wie es sich für einen bellenden Apparat gehört.

So hat natürlich auch Josef ein Leben vor seinem Rauswurf geführt, das menschlich erscheint: Er hatte eine Kindheit und war in eine kleine Roboterfrau verliebt, deren Augen noch größer sind als seine. Je mehr man in raren Häppchen über ihn erfährt, desto liebenswürdiger erscheint der kleine Kerl. Es gibt allerdings auch Leute, die Josef nicht wohlgesonnen sind. So landet er unvermutet im Gefängnis, wo er nur mit einigem Geschick wieder rauskommt. Dunkle Gestalten treiben in der Stadt ihr Unwesen, die an ihren schwarzen Mützen und Brillen zu erkennen sind, Glücksspiel betreiben und sogar Knarren tragen. Was führen sie im Schilde und wieso hassen sie den gänzlich ungefährlichen Blechkameraden?

An jeder Ecke Mysterien

Zuerst wandelt Josef durch fast leere Eingeweide der 

Hier muss man das Wasser wieder zum Sprudeln bringen. Das geht nur, wenn sich Kollege Kneifzange auch einbringt.

Stadt, wo allenfalls ein paar Lichter auf die Existenz von Leben hinweisen. Hier unten scheint es nur Maschinen zu geben, aber nach und nach trifft er immer mehr Leute, die was von ihm wollen. Das zeigen sie ihm in Form von Sprechblasen an, die mit Piktogrammen gefüllt sind, denn das Spiel verläuft praktisch ohne Sprache. Der eine will eine Zigarette, der andere fürchtet sich vor Josefs ausfahrbarem Arm und die Frau an der Ecke sucht ihren blechernen Hund. Obwohl sich zunächst niemand groß für ihn zu interessieren scheint, geht’s nur weiter, wenn er die Aufgaben löst – da ist das sonst eher ungewöhnliche Spiel ein ganz klassisches Adventure.

Er muss seine künstlichen Neuronen anstrengen, um zur Lösung zu kommen. Und der Spieler seine grauen Zellen. Es gibt Rätsel, die Intelligenz, Kombinationsgabe und ein wenig Geschick erfordern. Man löst vertrackte Apparaturen, Logikpuzzle oder Knobelaufgaben. Einmal muss man sogar „Fünf gewinnt“ gegen jemanden in einer Bar spielen, um die Belohnung zu kassieren, die einen weiter bringt. Die KI ist nicht schlecht, da man oft verliert, bis man ihn endlich besiegt hat. So ist man sogar stolz, wenn man es schließlich geschafft hat. Zum Glück darf man die Rätsel im weiteren Spielverlauf in beliebiger Reihenfolge lösen, je größer die Areale werden.
                             

  1. Nur warum gibt's in der PS3-Version keine deutschen Texte? War das schon wieder zu kostspielig, obwohl sie in der PC-Version vorhanden sind und nur hätten übernommen werden können? Ich kapier's nicht!
    Edit: Ich nehm's zurück. War auf PC wohl auch nicht auf Deutsch. Ich bin nur davon ausgegangen, da es auf Amazon so angegeben ist. Werde mir im Oktober wieder mal PS+ gönnen (wegen Dark Souls-DLC und Spielstandsicherung) und Machinarium dann trotzdem eine kostenlose Chance geben. :wink:

  2. Seit dieser Woche gibts das auch für PS3 und zum Glück kostenlos für Plus, bin mal gespannt - eigentlich nicht mein Genre, aber was man hier liest macht Lust auf mehr!

  3. wenga hat geschrieben: Ansonsten wenn man ein eher traurigeres/depressives adventure sucht, sollte man sich The Whispered World anschauen. Ist auch von den gleichen spieleentwicklern, und auch genau so gut finde ich ^^
    FAAAALSCH! Herr Lehrer, der Mann hat was Falsches gesagt! :cry:
    Amanita Design hat nichts mit Daedalic zu tun. Daedalic ist lediglich der Publisher von Machinarium im deutschsprachigen Raum.
    Amanita Design hat vorher Samorost 1 und 2 entwickelt. M ist ihr erstes Großprojekt. :D
    Hamma wieder was gelernt. Apropos hamma, das Spiel ist der absolute Wahnsinn. Leider viel zu kurz, dafür so charmant und liebevoll, wie kein anderes Adventure in den letzten 5-10 Jahren. Ich liebe es. Die 29€ für die Box waren ihr Geld mehr als Wert.

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