Trotzdem sind die Verluste im Norden überaus schmerzhaft. Warum habe ich nicht gewartet, bis ich die Idee der Artillerie weiter erforscht habe? Meine Armeen, darunter die tapferen Vasallen aus Sachsen, wurden aufgerieben – ich musste mich mit mickrigen 3000 Mann bis nach Hamburg zurückziehen. Und gerade revoltieren die Dänen. Wie soll ich das Spiel noch gewinnen?
Ich muss in diesem jederzeit pausierbaren Echtzeit-Strategiespiel immerhin nicht ganz Europa erobern, sondern die erwähnten Schlüsselprovinzen. Dafür habe ich allerdings ab 1805 nur 15 Jahre Zeit, in denen man sehr wenig an Wirtschaft sowie Infrastruktur ändern kann, zumal das System dahinter recht undurchsichtig ist – dieses Spiel gewinnt man ausschließlich militärisch und nur so weit diplomatisch, als dass man über Tribute verhandelt oder Bündnisse schließt. Im Idealfall annektiert man fremde Nationen oder gewinnt die verpflichtenden Provinzen als Tribut nach einem Krieg. Die Crux: Man sollte möglichst schnelle und effiziente Kriege führen, damit Moral und Nachschub nicht gefährdet werden – die Kriegsmüdigkeit kann in der Schlacht zu Abzügen führen und die Rekrutierung absenken. Diese Ideen sind lobenswert, aber in der Praxis greift nicht alles ineinander.
Die Macht der Ideen
Und wie bekommt man diese Fortschritte? Eine Idee kostet zweihundert Punkte, die man wiederum in einem monatlichen Rhythmus sowie durch Kämpfe erlangen kann – und dazu wird man verpflichtet. Wer als Preuße einen Grundwert von 15 erhält, müsste ansonsten über 15 Monate warten, bevor er wieder in etwas investieren kann. Bei einer Spielzeit von gerade mal zwanzig Jahren ist das eine Ewigkeit, in der man sich kaum entwickelt. Man kann Ideenpunkte leider nicht effizienter über Bauprojekte, Bildung oder Persönlichkeiten gewinnen. Überhaupt braucht man viel Geduld und Geld beim Bau: Manchmal muss man über ein Jahr warten; ein Fort kostet satte 10.000 – wie soll man an die Kohle kommen? Nur wer erfolgreich zu Lande oder zur See kämpft, kommt auch technologisch und wirtschaftlich über die Kriegsbeute schneller voran.
Großmacht oder Außenseiter?
Sie gehören zu den acht Großmächten, die das Spiel theoretisch alleine gewinnen können. Wenn man bedenkt, dass Preußen zur Vormacht nicht nur Malmö, sondern dazu auch Norwich, Brügge, Riga und München braucht, sollte die strategische Schwierigkeit klar werden: Da herrschen Großbritannien, Frankreich, Russland und Österreich. Preußische Disziplin hin, Clausewitz her – alleine die Franzosen verfügen neben dem aktuellen stehenden Heer über eine potenzielle Rekrutierung von 136.000 Mann gegenüber 42.000 zwischen Berlin und Königsberg. Und für ein Linienschiff-Geschwader braucht mein Hafen satte 277 Tage! Wie sich heraus stellte, brauche ich ja bis Skandinavien keine Marine, weil ich einfach so übersetze – erst Norwich verlangt Schiffe.
@Cp6uH
Besser hätte ich es nicht formulieren können! Hearts of Iron II hat sich trotz Komplexität irgendwie "fluffig" gespielt. Der dritte Teil hat mich aber schlicht unter 10.000 Provinzen und einem Berg an völlig überfrachteten Aufgaben begraben! Sowas macht dem Ottonormalparadoxer irgendwann keinen Spaß mehr! Zu viel Hardcore macht ein Spiel schlicht unspielbar!
Ich bin ja selber bekennender Paradox-Fan und vor allem Hearts of Iron 2 habe ich gefühlte 100 x durchgespielt.
Aber Paradox ist leider mit der Zeit ein wenig Opfer seiner eigenen Fans geworden. Klar - es sprich durchaus für Paradox, dass sie sich die Wünsche ihrer Fans derart zu Herzen nehmen. Doch bei Hearts of Iron III - dem großen Griff in die Kloschüssel - hat man gesehen was passieren kann, wenn man versucht es allen recht zu machen. Ein Grand Strategy Game hört dann auf Spass zu machen, wenn ich einen richtigen Generalstab benötige, um es zu spielen. 10.000 Provinzen, völlig überfrachtete Forschung, so gut wie keine Events, eine Truppenvielfalt, welche selbst Manstein überfordert hätte ... das war einfach zu viel des Guten.
Und ich wollte HoI3 wirklich wirklich eine Chance geben ... aber alleine die rote Armee umzustrukturieren bei Spielanfang hat 2 Spieltage in Anspruch genommen. Verschlimmbesserung pur
Hier muss ich Jörg mal zustimmen. Testweise hab ich mir die Demo runtergeladen, und sofort, nachdem ich im Spiel war und den Pausemodus beendete, kam die Meldung, dass sich Frankreich und England verbündet haben!
Also nee ...
Das Pochen auf historische Genauigkeiten bei späteren Bündnissen wäre in diesem fiktiven Spiel tatsächlich fehl am Platze - schließlich will man ja die Geschichte ja umschreiben, sonst macht der Kram keinen Spaß.
Aber in diesem Fall geht es eher Richtung nerviger Bug, denn England und Frankreich sind sich (historisch korrekter Weise) zu Beginn spinnefeind, wobei Preußen und England gleichzeitig ein tolles Verhältnis im Spiel haben. Dadurch wirkt das Bündnis zwischen Frankreich und England gegen Preußen weder historisch noch in der Spielumgebung authentisch. Das war ärgerlich, aber auch nicht der entscheidende Kritikpunkt an March of the Eagles. Und nix mit Determinismus. :wink: