Du bist nicht allein (auf dem Platz)
Was tut man nicht alles, um einst gefeierter Tennisgott wie Bobbele zu werden? Im Falle von Max und Tina, den Protagonisten im Story-Modus des Spiels, finden sich die beiden auf der Tennisakademie wieder, bereit Racket-Geschichte zu schreiben. Doch vor dem finalen Matchball gegen die »mysteriösen« Herausforderer der hauseigenen Platzhirsche stehen ungefähr 15 Spielstunden, in denen ihr eure Figur wie in einem Rollenspiel auflevelt, fleißig auf Tennisplätzen übt, immer neue Herausforderungen besteht – und sehr viel labert.
Man merkt dem Story-Modus den Golden Sun-Hintergrund von Entwickler Camelot mehr als deutlich an: optisch mit Iso-Perspektive, satten Farben und knuffigen Charakteren mehr als vertraut, spielerisch mit vielen Dialogen und allerlei Geschichte mehr als ein reines Tennis-Game. Der laberlastige Story-Modus könnte optisch auch einem Rollenspiel entspringen.
Tatsächlich dauert es hier sogar ziemlich lange, bis man zum ersten Mal den Schläger spielen darf, vorher gibt’s jede Menge Gelaber und Herumgelaufe. Dazu kommen noch diverse Minigames (die nicht mal unbedingt etwas mit Tennis zu tun haben müssen) sowie natürlich die vielen, vielen Matches durch die Tennisgruppen. Wer darauf verzichten kann, stürzt sich vom Hauptmenü aus ins freie Spiel, wo ihr Einzel- oder Doppelmatches austragen könnt, auf vier Plätzen gegen in ebenso vielen Stufen regelbare Computergegner wie Mario, Peach, Waluigi oder Donkey Kong. Allerdings bleibt die Auswahl auf diese acht Figuren beschränkt, wenn ihr nicht in der »Karriere« weitere Charaktere freispielt – so oder so führt um die Story also kein Weg herum. Netterweise werden dort sogar eure sozialen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, denn ihr müsst euch um beide Figuren kümmern, da sehr viele Doppel gespielt werden. Wer egoistisch nur den eigenen Charakter hochlevelt und dabei den Partner außer Acht lässt, bekommt früher oder später erhebliche Probleme.
Mit dem Hammer auf den Ball!
Spielerisch orientiert sich Mario Power Tennis am N64- bzw. Game Boy Color-Vorläufer-Hit »Mario Tennis«, ebenfalls aus dem Hause Camelot. Ihr habt den wenigen Buttons zum Trotz vielerlei Schlagmöglichkeiten, die sich aus Tastenkombinationen ergeben: schnelle Bälle, Lobs, Stoppball, offensiver und defensiver Powerball, Schmetterball, Topspin oder Slice – und Hechten könnt ihr auch. Dazu kommen die vom neuesten GameCube-Ausflug eingeführten Powerschläge, die einen verloren geglaubten Ball spektakulär und meist reichlich albern noch retten können: Mario packt da z.B. den gigantischen Hammer aus
oder Peach wirft dem unglücklichen Ball einen reichlich rosa Handkuss zu. Jede Figur hat ein eigenes Spezialmanöver, das logischerweise nicht ganz so aufwändig wie auf dem GameCube präsentiert wird, aber den kleinen GBA-Screen dennoch in ein ansehnliches Effektmeer taucht.Mit den Powerschlägen geht die Tennispost richtig ab.
Die rasanten Schlagwechsel werden von sehr schön animierten Figuren ausgeführt, dank derer man gerne über die reichlich öden Tennisplätze hinwegsieht. Habt ihr bis zu drei Freunde mit je eigenem Modul, ein Linkkabel oder den GBA Wireless-Adapter bei der Hand, könnt ihr auch gegeneinander in Einzel- oder Doppelmatches antreten. Falls ihr nicht wisst, worüber eigentlich die ganze Zeit geredet wird, könnt ihr im Hauptmenü jederzeit im umfassenden Tennislexikon stöbern – und im Optionsmenü die reichlich trötige Midi-Musik abschalten, die sich zu den netten Effekten und kurzen deutschen Sprachsamples bei der Punktedurchsage gesellt.