Mit Maßen von 23,5 cm x 18 cm x 4,2 cm ist das Mega Drive Flashback von AtGames etwas mehr als halb so groß wie das 1988 in Japan, 1989 in den USA und schließlich 1990 im Rest der Welt veröffentlichte Originalsystem. Neben der Konsole befinden sich im Lieferumfang noch ein Adapter, mit dem man die Stromzufuhr über Micro-USB direkt aus der Steckdose ziehen kann (natürlich lassen sich auch Standard-Kabel verwenden), ein HDMI-Kabel sowie zwei kabellose Controller – für diese sind übrigens keine Batterien in dem Karton enthalten. Die Pads orientieren sich an den später im Lebenszyklus der Konsole veröffentlichten Pads mit sechs Knöpfen, haben aber zusätzlich zur Start-Taste noch zwei weitere Funktionselemente, die aus jedem Spiel heraus die Rückkehr ins Dashboard bzw. interne Speichersystem bzw. ein komfortables Rückspulen über mehrere gespeicherte Minuten hinweg ermöglichen, damit man Fehler während des Spielens ungeschehen machen kann. Während der Lautstärkeregler hier nur ein festes Dummy-Element der Mini-Konsole ist, sind sowohl die zwei Front-Eingänge für Originalpads als auch vor allem der Modulschacht bemerkenswert. Insbesondere die Möglichkeit, tatsächlich die Original-Mega-Drive-Module einzusetzen, hebt das System von dem Sega-eigenen Nachbau des Kultsystems ab, der im September erscheinen wird – dazu gleich mehr.
Während Segas Mega Drive Mini mit 42 vorinstallierten Spielen veröffentlicht wird, hat AtGames seinem Flashback-System in dieser überarbeiteten Auflage satte 82 Titel spendiert – damit sind fünf Spiele mehr enthalten als in den älteren Hardware-Revisionen, jedoch drei weniger als in der internationalen Variante, in der u.a. auch Mortal Kombat verfügbar ist. Allerdings verbirgt sich hinter dieser doch stattlichen Zahl auch etwas Augenwischerei. Denn zum einen finden sich darunter auch 14 „Eigenproduktionen“ – Spiele, die mit vielen zugedrückten Augen als biedere Indie-Fingerübungen von Programmieranfängern betrachtet werden können. Bei den restlichen 68 Titeln wiederum sind nur 48 der Mega-Drive-Ära zuzuordnen und werden im übersichtlichen Menü sehr uneinheitlich mal mit japanischen oder amerikanischen, dann wieder mit dem europäischen Cover abgebildet. Die 20 übrigen bestehen aus 14 Spielen (meist mit Sonic-Zusammenhang), die ursprünglich auf dem Master System veröffentlicht wurden und sechs, die auf Segas Handheld Game Gear erschienen.
Was ist dran?
Ältere Versionen des Mega Drive Flashback hatten mit einigen Problemen zu kämpfen. Input-Lag konnte die Retro-Spielerfahrung ebenso stören wie gelegentliche Sound- oder Tonaussetzer bei der Emulation von Spielen. Bei dieser Hardware-Version, die mit der offiziellen Firmware 2.0.1 ausgestattet ist, läuft es runder. Der Emulator, der auf einem Android-Betriebssystem aufbaut, gibt sich weder bei den Pad-Eingaben eine übermäßige Verzögerungsblöße noch gibt es bei den über 80 installierten Titeln Sound- bzw. Bildprobleme. Das bedeutet aber nicht, dass jetzt alles wunderbar ist. Denn was die visuelle Ausstattung betrifft, gibt sich das Mega Drive Flashback höchst spartanisch. Man darf zwar für die Menüs aus wenigen Hintergründen auswählen. Doch sobald es an die Spieldarstellung geht, hat das Flashback Nachholbedarf. Es gibt einzig die Option, Scanlinien zuzuschalten. Weichzeichner, sonstige Filter oder gar die Möglichkeit, die Größe des dargestellten Bildes zu verändern, sucht man leider vergebens. Und da auch die 720p-Auflösung, mit der die Konsole die Bildinformationen auf den Screen bringt, auf einem UHD-Fernseher denkbar grobpixelig wirkt, empfehlen wir den Betrieb an einem HDTV-Ausgabegerät mit maximal 25 Zoll Bildschirmdiagonale – alles, was darüber hinausgeht, wird in der Darstellung zunehmend augenfeindlich.
Das größte Problem sind jedoch die mitgelieferten Controller. Knöpfe und Digikreuz sind ungewöhnlich hoch und so hinterlässt das Pad mit seinen etwas zu langen Druckwegen und dem leicht schwammigen Digipad haptisch einen durchwachsenen Eindruck – auch dank des geringen Gewichtes. Man kann sich zwar an die Eingabegeräte gewöhnen. Doch es entsteht zu keinem Zeitpunkt das Spielgefühl von damals, das auch Nintendos Mini SNES akkurat einfängt bzw. wiedergibt. Die vorinstallierten Spiele mit ihrem Sonic-Fokus gehen in Ordnung, müssen aber in der Gesamtauswahl der letztes Jahr auf Switch, PS4 sowie One veröffentlichten Sammlung Sega Mega Drive Classics den Vortritt lassen – diese liefert einen besseren Querschnitt der Genesis-Ära. Dafür jedoch kann man hier seine eigenen Module verwenden, die ausgelesen und temporär im Zwischenspeicher festgehalten werden. Wir haben im Testrahmen 20 Spiele auf Kompatibilität geprüft und keines davon hat Probleme gemacht – unabhängig, ob das Modul aus Japan, den USA oder Europa kam. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass eine hundertprozentige Kompatibilität gesichert ist. Zusätzlich verfügt das Gerät über einen SD-Kartenslot. Auf den Speichermedien, die maximal 16GB groß sein dürfen, kann man nicht nur Speicherstände archivieren, von denen man 250 über alle Titel hinweg auf der Konsole ablegen darf. Man kann auch ohne den Einsatz von Third-Party-Firmware Titel „sideloaden“ – was in der Praxis ohne Probleme funktioniert. Es soll sogar möglich sein, mit einer „Fremd-Firmware“ 32X- und Mega-CD-Spiele zum Laufen zu bringen. Dies können wir jedoch nicht bestätigen, da wir uns für den Test nur auf den unmodifizierten Zustand beziehen.
Für alle, denen Emulation reicht würde ich auch eher auf Segas eigenes Gerät warten. Ja ich weiß, kein Modulschacht, aber das Problem bekommt man heute auch mit entsprechenden USB-Adaptern in den Griff. Das At Games Zeug fand ich bislang richtig grauenhaft.
Ich warte auf das Mega Drive Mini. Freue mich schon sehr drauf, denn als Nintendo-Fan habe ich das Mega Drive damals einzig in der Zeitschrift Video Games verfolgt. Ordentliche Spieleauswahl und eine hoffentlich gute Emulation. Nintendo hat da mit seinen Mini's die Messlatte zugegeben hoch gelegt, aber ich bin guter Dinge.
Das hier? Nä, lieber nicht.
Das Konzept von dem Ding versteh ich nicht. Wer bitte braucht denn für seine echten Module eine Konsole, die nur emuliert. Mega Drive Emulation funktioniert seit vielen Jahren nahezu perfekt. Selbst mit der Steamversion von SEGA Mega Drive & Genesis Classics lassen sich via Workshops kinderleicht eigene ROMS einbinden. Wenn ich meine echten Spiele zocken will, dann möchte man das doch auf echter Hardware. Für alles andere emuliert man eben, aber beides vermischen ist unsinnig.
Mir gefällt ehrlich gesagt die Größe nicht. Da ich keine Module habe ist der Schacht für mich auch nur Platzverschwendung.
Bin daher sehr froh über das Mega Drive Mini und hoffe auf ein Master System Mini.
Wer richtig viel Nostalgie und Enthusiasmus für das Mega Drive (Genesis), sowie das nötige Kleingeld mitbringt, sollte sich vielleicht das Analogue Mega SG mal anschauen. Spielt natürlich Module und soll inzwischen wohl auch "erweiterbar" sein.
Von den AT-Games-Teilen werde ich definitiv meine Finger lassen.
Da dann noch lieber auf das Mega Drive Mini von SEGA mit von M2 portierten Games warten.
Klar, da fehlt dann der Modulschacht.
Das Ding wird sicher auch nicht ewig "geschlossen" bleiben, so dass es vermutlich auch zeitnah nach Erscheinen Möglichkeiten gibt andere Spiele darauf zu verwenden.