Zug ex machina
Aber genauso stark wie die Kulisse zwischen Unter- und Oberwelt sowie Schnee und Wüste wechselt, schwankt leider auch das Spieldesign – und zwar bis ins Extrem. Schon der Einstieg wird viel zu hastig inszeniert. Der Regie gelingt es nicht, dieses Abenteuer überzeugend einzuleiten. Im Intro heißt es zwar, dass es von Metro 2035 „inspiriert“ wurde, aber wer den Roman kennt, wird hier nur vage Anknüpfungspunkte und nicht mal den Ansatz der dortigen Beziehungen, Konflikte oder Handlungsfäden finden. Außerdem kann man sich mit dem stummen Helden Artjom kaum identifizieren – lediglich in den Tagebucheinträgen hört man seine Stimme, die übrigens gut auf Deutsch eingesprochen wurde. Warum verzichtet man während des Spiels darauf?
Natürlich wäre das nicht zwingend erforderlich! Artjom wird aber auch aus erzählerischen Gründen als Charakter nicht wirklich greifbar, denn der Story fehlt ein solides Fundament: Wer Metro bisher weder gespielt noch gelesen hat, dürfte von vielen Fragezeichen begleitet werden. Gerade noch war er der naive Träumer, der an weitere Reste der Zivilisation in der Weite des atomar zerstörten Russlands glaubt, dann fährt plötzlich ein Zug vorbei, der urige Zugführer ex machina gleich anbei – und auf einmal sind alle, die gerade noch Spinner oder Hochverräter waren, an Bord und als Team unterwegs.
Ein Team auf der Aurora
Zwar kann das Verhältnis zu Anna, die wiederum nicht überzeugend eingesprochen wurde, und seinem Schwiegervater in spe,
dem militärischen Anführer Miller, einiges an der Hierarchie der Crew erklären. Außerdem scheint die russische Mentalität angenehm durch, wenn alle zusammen feiern und erstmal jovial anstoßen. Aber je weiter man spielt, desto mehr wird dieser Artjom zum reinen Befehlsempfänger von Miller, der zwar Feinde töten oder bewusstlos schlagen, aber ansonsten nichts entscheiden oder sagen darf: Geh hierhin, mach dies, erober das, jetzt los und danach weiter. Selbst Annas ständige Sorge zehrt irgendwann an den Nerven.
Es ist nicht so, dass es keine interessanten Dialoge oder Themen gibt – denn auch die Unterdrückung von ethnischen Minderheiten sowie Ausbeutung wird angerissen. Außerdem entsteht eine Art familiäres Umfeld mit kleinen Reaktionen rund um den Zug, der als mobile Basis dient und von allen „Aurora“ getauft wird. Dort trifft man nach erfolgreichen Missionen z.B. auf befreite Frauen und Kinder,
die sich über optionale Geschenke freuen, kann mit seinen Kameraden singen, wenn man ihnen ein Instrument beschafft oder bekommt neue Ausrüstung vom Handwerker. Gleich zu Beginn gibt es das Druckluftgewehr, das man zwar jedesmal manuell aufkurbeln muss, für das man aber günstige Stahlkugeln herstellen kann – zudem kann es noch um explosive Geschosse, Zielfernrohr & Co erweitert werden.
Aber selbst wenn so ab und zu ein emotionales Stilleben sowie ein gnadenloses endzeitliches Russland greifbar wird, wird die eigentliche Geschichte auch in den folgenden Kapiteln meist zu überhastet und vor allem vorhersehbar in ihren wenigen Wendungen erzählt. Die sporadischen Textnotizen sowie Audiologs können zwar einiges aus dem Umfeld oder Einzelschicksale erläutern, außerdem geben sie manchmal Hinweise auf Beute, aber sie sorgen zu selten für eine dramaturgische Verdichtung der Spielwelt.
Habe das Spiel jetzt erst begonnen und mich gefragt, ob ich der einzige bin, der diese Meinung teilt.
Die Zwischensequenzen sind so unfreiwillig komisch und das Gunplay echt unterirdisch - demgegenüber steht eine geniale Optik. Naja
Vielleicht immerhin eine Möglichkeit Russisch zu lernen mit deutschen Untertiteln... Oder so...
Au weia
Seltsam, dass die miese KI hier für so eine Abwertung sorgt. Denn mal ehrlich: Ist die KI z.B. in Days Gone etwa besser? Ich habe mich fast immer nur mit Nahkampfwaffen durch das ganze Spiel geholzt und auf Schusswaffen beinahe komplett verzichtet, weil man ganze Lager erledigen kann, indem man einfach nur auf die Gegner zurennt und diese umschmiert (und ich rede hier nicht von den hohlen Freakern, sondern von menschlichen Gegnern (Schwierigkeitsstufe "Normal"). Und auch Wachen die direkt daneben stehen, merken meist nix. Und wie habt ihr dieses Spiel bewertet? Mit "Gut", obwohl die KI dort auch völlig unterirdisch ist....
Ich pack das hier sicherheitshalber auch nochmal rein:
Unbekannte sollen vor einiger Zeit in ein Presswerk eingebrochen und dort Steamkeys für Metro entwendet haben. Diese Keys sollen noch immer bei einigen Keyresellern kursieren, von einem Kauf ist jedoch dringend abzuraten, da diese von Deep Silver gesperrt werden:
https://steamcommunity.com/app/412020/d ... 683077969/
Guckt euch mal alle Metro Wertungen an, die sind auf 4 players deutlich niedriger als auf metacritic und zwar alle 3 Teile. Ich war mal früher ein 4player Fanboy, aber seit Monaten zeichnet es sich ab, dass für mich 4p nur einer von mehreren Meinungen ist und seit dieser Auffälligkeit geht es um so mehr in diese Richtung.
Hab mich nach ein paar tagen mit vermindertem Schwierigkeitsgrad nochmal rangewagt und bin jetzt durch. Der Funke wollte nicht überspringen. Die Reihe zeichnete sich durch spezielle Momente aus. Durch seine Fraktionen, das Leben der Menschen in der Metro oder so Erinnerungswürdige Abschnitte wie z.B. die Bibliothek . Exodus fehlt imo die Intimität welche die Vorgänger auszeichnete.
Bin echt enttäuscht