Die Handlungsfreiheit ist dennoch bemerkenswert: Zu fast jedem Ziel führen zwei Wege und beinahe jede Aufgabe kann ich entweder mit Verdünner oder Farbe lösen. Wenn ich
manchmal zum Verdünner greifen muss, gewinnt das scheinbar böse Ausradieren sogar an Wert – clever. Das Malen und Entfernen ist zudem konsequenter als im Vorgänger, denn wenn Micky und Oswald an einen Ort zurückkehren, finden sie ihn diesmal so vor, wie sie ihn verlassen haben. Nur ausradierte oder befreundete Feinde merkt sich das Abenteuer leider nicht.
Du nervst!
Warum erlebt man dieses Abenteuer also am besten zu zweit? Am besten ist man mit einem Partner unterwegs, weil Oswald sonst vom Spiel gesteuert wird. Und die Handlungen dieses Oswalds sind häufig nicht nachvollziehbar. Warum springt der Hase nicht auf Mickys Plattform, sagt aber, dass er gleich bei ihm sein wird? Immerhin könnte ein zweiter Spieler denselben Oswald jederzeit dorthin bewegen. Wieso tritt er an manche Schalter nicht heran, wenn er anderswo über die gleichen Schalter mechanische Feinde zu Freunden macht? Als Solist erkenne ich nicht, welche Schalter Oswald bedienen kann und welche nur der Zierde dienen. Im Kampf gegen einen riesigen Sperling-Roboter wollte der
Hase außerdem unseren Feind ablenken, so dass ich in Ruhe angreifen könne. Das behauptete er jedenfalls wieder und wieder – während er tatenlos um den Spatz sprintete.
Oswald, bei aller Liebe: Du nervst!
Altersliebe
Mir fehlt diesmal auch das letzte Bisschen erzählerisches Feingefühl. Ging es in Micky Epic noch um Freundschaft, Liebe und die Folgen des Vergessenwerdens, dreht sich Die Macht der 2 fast nur um die Suche nach dem Feind. Die Geschichte ist trotzdem gut! Ihre Figuren sind ausgesprochen liebevoll gezeichnet und gesprochen. Sie nimmt interessante Wendungen und natürlich bestimmen meine Entscheidungen ihren Ausgang. Die emotionale Wärme des Vorgängers erreicht sie aber nicht. Geradezu märchenhaft sind dagegen gesungene Szenen, die mich wie auf einer Wolke in die Vergangenheit reisen lassen. Eigenartig: Ich war nie ein Fan der Musical-Einlagen. Inzwischen empfinde ich die Lieder aber als fantasievolle Bereicherung.