„Schau dir das Video mal an. Man sitzt in einer Lore und sammelt Edelsteine.“ Mit diesen (oder ähnlichen) Worten wurde ich Minecraft vorgestellt. Ein gutes Jahr ist das her und seitdem hat sich Minecraft gewaltig verändert. Ich habe Dutzende Stunden damit zugebracht, wie Robinson Crusoe auf Inseln und in Bergen zu hausen – und trotzdem fange ich hier und jetzt noch einmal von vorne an. Warum? Weil Minecraft endlich fertig entwickelt und als Version 1.0.0 veröffentlicht wurde. Liebes Tagebuch…
Gnaaaaah!
An Glas kann ich erst mal aber gar nicht denken. An ein Glas Wasser vielleicht, oder ein Schälchen Suppe. Ich habe nämlich Hunger! Und ich habe offenbar eine Betaversion zu viel übersprungen. Tatsächlich hatte ich mir in den vergangenen Wochen strikten Minecraft-Verzicht verordnet, weil ich mit Genesis 1.0.0 ohnehin noch einmal bei Null anfangen wollte. Die Schikane mit dem knurrenden Magen hatte Notch aber erst vor kurzem ins Spiel gepflanzt – mir war sie also neu. Plötzlich erblicke ich also die rapide schrumpfende Sammlung kleiner… Hühnerschenkel. Oder was auch immer die neuen Symbole darstellen sollen.
Das Ausmaß meines Übersehens und die dringende Konsequenz von Hunger (!) in einem Überlebens(!!)spiel wird mir mit einem Wimpernschlag bewusst: Da ich keinen Freitag rösten kann, werde ich elendig verrecken. Ich schalte blitzschnell, erkläre meiner Freundin die Lage, drehe mich neunundachtzigmal bedeutungsvoll im Kreis und ergreife geistesgegenwärtig die Initiative, indem ich mein Holzschwert Marke Schlachtermeister ziehe und den Jagdinstinkt auf kalorienhaltige Mitlebewesen in Form unschuldiger Kühe und Schafe lenke. Notch gibt mir eine letzte Chance: Das kraftlose Lebensmeter sinkt nicht auf den Nullpunkt, sondern bleibt ein halbes (!) Herz vor der Leichenstarre stehen.
Rechts über dem Menü geben „Hänchenschenkel“ den Füllstand des Magens wider.
Ich werde also… plötzlich ist Nacht und ein Zombie macht mir den Garaus. „Gnaaaaaaaah!“, strecke ich die wiedergeborene Pflockfaust in den Himmel.
Übrigens bleiben beim Ableben abgestoßene Accessoires längst nicht mehr so lange liegen, dass man sie in Ruhe einsammeln könnte. Kurz: Mein Inventar ist futsch. Gnaaaaaah!
Hühnchen und Elefanten
Gut, ich hatte vorsorglich Materialien und Werkzeuge in den heimatlichen Kisten eingemottet. Ich schnappe mir also Schwert Nummer zwei und gehe damit auf das Federvieh los, das in der Nähe meines Hauses gackert. Schweine, Kühe, Schafe und anderes Getier gibt es hier leider nicht. Da kommen lange Wege auf mich zu… Blitzartig verschlimmere ich außerdem meine Versorgungslage, indem ich wie ein Elefant durch den Porzellanladen trampele und sämtliche Hühnchen in meinem Umfeld erschlage – die grausame Hungersnot sitzt noch zu tief in den Knochen. In den nächsten Tagen werde ich jedenfalls kaum verhungern.
Aha!
Wobei die Sache mit dem Essen – mal wieder – nicht so einfach ist. Fleisch ist nämlich gut und schön, besser und nahrhafter ist es im gegrillten Zustand. Ein Ofen muss her! Und zwar nicht nur für gehobene Gourmetansprüche, sondern auch für meine geplanten Glasfenster…
Es war mein Aha-Moment – der Augenblick, in dem ich die Faszination Minecraft plötzlich verstanden hatte. Damals, als ich zum ersten Mal ein wenig Sand gesammelt und einen Steinofen gebaut hatte. Auf einmal schoss mir die Physik meiner Schulzeit durch den Kopf: Schmilzt man Sand, erhält man Glas. Und als ich meine Sandquader im Ofen ablege, kommen tatsächlich Glaswürfel heraus – da hat es Klick gemacht.
… Ich brauche also Steine und die könnte ich fast überall abbauen. Die acht für einen Ofen benötigten Blöcke würde ich zur Not auch mit bloßer Hand schlagen. Allerdings benötigt so ein Ofen auch Kohle und die liegt meist tiefer. Professioneller Bergbau ist also mein nächstes Projekt. Überhaupt:
Home, sweet home!
Weil sich besonders die wertvollen Materialien unter Tage befinden, kommt man in Minecraft nie ohne Geschaufel und Gehacke aus. Nur in der Tiefe findet man z.B. Eisen, das man zu sehr starken, haltbaren Werkzeugen verarbeitet.
Auf Zehenspitzen steige ich in die Finsternis hinab: Einer meiner Ausgänge führt inzwischen in das Bergwerk unter meiner Insel und weil dort kein Sonnenstrahl eindringt, breiten sich die Monster sogar tagsüber nach Belieben aus. Immer wieder grummelt ein Zombie, zischt irgendwo eine Spinne. Ich will nicht wieder an den Startpunkt zurück, will nicht noch mal alle Gegenstände verlieren. Mit jedem Monster, auf das ich treffe, schnellt deshalb mein Puls in die Höhe. Vorsichtig fuchtele ich mit meinem Schwert in die Richtung des Untoten und bange, dass kein zweiter Feind aus einer finsteren Ecke auftaucht. Gruselig! Zum Glück befindet sich Kohle auch in höheren Felsschichten, während die meisten Felswände aus Stein bestehen. Und so sprinte ich schon bald wieder nach oben, stelle meinem ersten Ofen auf, heize mit Kohle vor – und genieße wenig später meinen ersten Broiler, während ich in Ruhe den tiefroten Sonnenuntergang durch die frisch eingezogenen Glasfenster genieße. Die Pfeile der Skelette können mir jetzt nichts mehr anhaben. Home, sweet home!
Der verborgene Kreislauf
Mehr und mehr schließen sich die Kreisläufe. Jedes Material hat einen Nutzen, aus seiner Weiterverarbeitung ergeben sich neue Verwendungszwecke. Mit jeder Stunde mache ich mir diese pixelkrude Zufallswelt ein Stück mehr zu eigen. Natürlich bauen viele Architekten nicht im „Überlebens-“, sondern im „Kreatvimodus“, wo sie als unsterbliche Avatare über sämtliche Ressourcen in unbegrenztem Ausmaß verfügen.
Zur iOS-Version
Während Android-Spieler bereits seit einigen Monaten Klötzchen bauen, durften iPhone- und iPad-Besitzer erst vor wenigen Tagen loslegen.
Richtig durchstarten können sie allerdings noch nicht. Denn die aktuelle Alpha-Version (0.1.2) enthält lediglich den „Creative“-Baukasten. Mehr als ein umfangreicher Leveleditor ist dieses Minecraft also nicht.
Updates werden sicherlich folgen. Dennoch sollte man wissen, dass sich ein Großteil der Faszination Minecraft in diesem Zustand noch nicht erschließt.
Für mich ist es aber nicht der „Leveleditor Minecraft“, der mich wie ein Sog ins Spiel zieht, sondern das Erforschen der Höhlen, das Absichern meines Überlebensraums und das Errichten meines eigenen kleinen Wirtschaftskreislaufs.
Umso schmerzhafter, das merke ich immer wieder, wiegen die fehlenden Erklärungen. Es gibt ja nichts, bei dem mir Minecraft unter die Arme greift. Natürlich klingt es auf dem Papier schön, die Welt und ihre Zusammenhänge ohne Vorsager zu entdecken. Allerdings ist es völlig unmöglich, die Bestandteile und das Herstellungsmuster der meisten Gegenstände zu erahnen! Man weiß ja nicht einmal, ob es einen gewünschten Gegenstand überhaupt gibt. Minecraft ist groß – aber Wirklichkeit und Vorstellungskraft sind nun mal größer. Und so komme ich auch nach Dutzenden Stunden noch immer nicht ohne die Bauanleitungen des Internets aus. Schade: Für das fertige Spiel hatte ich mir viel mehr erhofft.
Ätsch!
Dennoch: Sobald man gewisse Vorgänge aus dem Effeff kennt, öffnen sich schier endlose Möglichkeiten und man macht sich die Blockwelt immer mehr zu eigen. Weil ich mir der untoten Gefahr etwa längst bewusst bin, sichere ich die Zugänge zu meinem Zuhause mit Doppeltüren: Sollte eine samt Rahmen und halbem Haus gesprengt werden (alles schon erlebt!), knalle ich einfach die zweite hinter mir zu. Die lautlosen Creeper sind clevere Selbstmörder. Aber wie sagte Keanu Reeves damals in Speed: „Ich bin cleverer!“
Und dann kommt mir die sinisterste aller sinisteren Ideen: Ich werde Fallen bauen. Ich will die Monster nicht nur von mir fernhalten – ich werde selbst auf die Jagd gehen. Und die dicht bemonsterte Wüsteninsel direkt gegenüber kommt mir da gerade recht…
Die Welt von Minecraft ist in seiner aktuellen Form erschreckend leer. Zwar gibt es Dorfbewohner, die aber keinerlei Interaktionsmöglichkeit oder sonstige Funktion haben, Tiere die nur als Rohstofflieferranten dienen und kaum zur Atmospähre beitragen (Stichwort Vogelgesang im Wald). Nachts bzw. an dunklen Orten tauchen Monster auf, damit Schwierigkeit in das Spiel gebracht wird. Dungeons, Höhlen, andere Welten sind bei genauerem Blick stark zufallsgeneriert und wirken dadurch wie ein random Blockverteilen, zusätzlich gefüllt mit Monstern um eine Herausforderung beim Erkunden zu bieten und teils mit Kisten um den Aufwand des Entdeckens zu belohnen. Wobei man in den Kisten hauptsächlich Dinge findet die man a) schon hat bzw. selber produzieren kann und somit nicht zwingend braucht oder b) nicht zwingend notwendig sind und mehr ein kurzweiliger Spaß darstellen. Auch die Craftingmöglichkeiten sind trotz der vielen Rezepte auf Dauer arg begrenzt, auch weil man nicht alle von ihnen braucht und etliche, je nach Spieler, komplett vernachlässigt werden können. Minecraft hat soviele Schwächen und Fehler, und doch kann es einen packen und süchtig machem nie wieder aufzuhören. Gerade da ist so schade das sich das Endgame so monoton gestaltet. Als Vergleich will ich die Anno Reihe nennen. Auch hier geht es zu Beginn darum wichtige Ressourcen wie Holz und Stein zu sammeln, als nächstes kontinuierliche Nahrungsversorgung zu sichern und höhere Technologien freizuschalten. In Bezug auf Minecraft bedeutet dies Rezepte mit Eisen, Gold, Diamant und ähnliches. Wo Anno es durchaus schafft auch nach der Anfangsphase noch Aufgaben an den Spieler bei der Verwaltung zu stellen, lässt einen Minecraft wie so oft allein und mit einem unbefriedigendem Gefühl zurück. Würde es nur mehr bieten als Spiel, mehr Komplexität bei den Rezepten, mehr Notwendigkeit etwas zu machen anstatt dem üblichen: Fackeln und Waffen/Rüstungen gegen Monster, Höhle als Behausung und Nahrung gegen Hunger. Als freier...
êrschreckend finde ich die grafik von 1980.was soll das denn?
Die Welt von Minecraft ist in seiner aktuellen Form erschreckend leer. Zwar gibt es Dorfbewohner, die aber keinerlei Interaktionsmöglichkeit oder sonstige Funktion haben, Tiere die nur als Rohstofflieferranten dienen und kaum zur Atmospähre beitragen (Stichwort Vogelgesang im Wald). Nachts bzw. an dunklen Orten tauchen Monster auf, damit Schwierigkeit in das Spiel gebracht wird. Dungeons, Höhlen, andere Welten sind bei genauerem Blick stark zufallsgeneriert und wirken dadurch wie ein random Blockverteilen, zusätzlich gefüllt mit Monstern um eine Herausforderung beim Erkunden zu bieten und teils mit Kisten um den Aufwand des Entdeckens zu belohnen. Wobei man in den Kisten hauptsächlich Dinge findet die man a) schon hat bzw. selber produzieren kann und somit nicht zwingend braucht oder b) nicht zwingend notwendig sind und mehr ein kurzweiliger Spaß darstellen. Auch die Craftingmöglichkeiten sind trotz der vielen Rezepte auf Dauer arg begrenzt, auch weil man nicht alle von ihnen braucht und etliche, je nach Spieler, komplett vernachlässigt werden können.
Minecraft hat soviele Schwächen und Fehler, und doch kann es einen packen und süchtig machem nie wieder aufzuhören. Gerade da ist so schade das sich das Endgame so monoton gestaltet. Als Vergleich will ich die Anno Reihe nennen. Auch hier geht es zu Beginn darum wichtige Ressourcen wie Holz und Stein zu sammeln, als nächstes kontinuierliche Nahrungsversorgung zu sichern und höhere Technologien freizuschalten. In Bezug auf Minecraft bedeutet dies Rezepte mit Eisen, Gold, Diamant und ähnliches. Wo Anno es durchaus schafft auch nach der Anfangsphase noch Aufgaben an den Spieler bei der Verwaltung zu stellen, lässt einen Minecraft wie so oft allein und mit einem unbefriedigendem Gefühl zurück. Würde es nur mehr bieten als Spiel, mehr Komplexität bei den Rezepten, mehr Notwendigkeit etwas zu machen anstatt dem üblichen: Fackeln und Waffen/Rüstungen gegen Monster, Höhle als Behausung und Nahrung gegen Hunger.
Als freier...