Skrupellose KI
Jeder weiß, dass Motorradfahren eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit ist. Wenn es dann noch in einem Pulk von 20 Fahrern mit über
300 Sachen über die Piste geht, wird das Risiko damit nicht gemindert und es sollte eigentlich klar sein, dass man sich hier nicht als Rambo auf zwei Rädern durch’s Fahrerfeld kämpft. Ich weiß das und ihr wisst das vermutlich auch – nur die KI scheint davon noch nichts gehört zu haben und fährt euch – und damit auch die Hit-Auszeichnung – von hinten immer wieder gnadenlos über den Haufen. So kam es nicht nur einmal vor, dass die Rüpel mich in Führung liegend in der letzten Kurve noch abgeschossen haben – Frustration pur! Das alles wäre ja noch halb so wild, wenn sich die Rempel-Kerle bei einer Kollision ebenfalls hinlegen und damit die Konsequenzen ihrer rüden Attacken erleben würden. Leider passiert das nur in den seltensten Fällen, denn in der Regel fahren die Übeltäter einfach weiter – selbst das Fahrerfeld hinter euch brettert über euren Körper und die am Boden liegende Maschine hinweg. Wenigstens reißt es euch nicht alleine von der Maschine, wenn ihr mit hoher Geschwindigkeit direkt von hinten auf einen Gegner drauf knallt. Damit ist die Kollisionsabfrage in diesem Punkt zwar etwas besser als das Namco-Pendant, aber insgesamt noch sehr schwach und durch die unfairen Rempelattacken sogar noch frustrierender.
Das Gummiband ist gespannt
Doch wenn ihr nicht gerade in der letzten Kurve durch Fremdeinwirken oder eigenes Verschulden neben der Strecke landet, gibt es noch Hoffnung auf den Sieg, denn die Gegner verfügen über eine Gummiband-KI, wie sie im Buche steht. Selbst wenn ihr in den ersten beiden Schwierigkeitsgraden auf den ersten Metern der letzten Runde noch auf dem dritten Platz liegt, könnt ihr es mit einer fehlerfreien Fahrt noch bis ganz oben auf’s Podest schaffen. Für einen Arcade-Renner mag ein solches Gegnerverhalten ja angebracht sein. Bei einem Spiel, das sich die Simulationsaspekte und „Ultimate Racing Technology“ auf die Fahnen geschrieben hat, dagegen nicht. Erst auf den beiden höchsten Stufen zeigen die Fahrer, was wirklich in ihnen steckt und fahren nicht mit angezogener Bremse weiter, wenn ihr zurück liegt. Schafft ihr es trotzdem, in Führung zu gehen, neigen die Kontrahenten wieder sehr zur Brechstangen-Methode und lassen den Frust-Faktor deutlich steigen.
Peppige Online-Duelle
Wie gut, dass es da noch das Zeitfahren gibt, bei dem ihr ganz alleine oder nur mit einem Ghost auf Bestzeiten-Jagd geht. Wer trotzdem gerne Gesellschaft hat, wird sich auf den Multiplayer-Modus freuen, der nicht nur online und via LAN an den Start geht, sondern sogar am PC bis zu vier Mitspieler an einem Bildschirm erlaubt. Aufregender sind natürlich die LAN- oder Onlineduelle, an denen bis zu 16 Spieler teilnehmen können. Neben Einzelrennen, Grand Prix und kompletten Meisterschaften, gibt es im Multiplayer zwei weitere Modi, die Abwechslung in den Rennalltag bringen: So geht es im Jagd-Modus nicht direkt um den Rennsieg, sondern darum, die Gegner in den Sektorenzeiten zu schlagen – eine schöne Idee. Der Stunt-Modus ist dagegen an Project Gotham Racing & Co angelehnt, denn hier gilt es für waghalsige Fahrmanöver wie Drifts Punkte zu sammeln. Apropos PGR: Auch MotoGP 3 versetzt euch auf Wunsch in die Rolle des Zuschauers, der die Spielesessions einfach nur am Bildschirm verfolgen und sich durch die verschiedenen Fahrer (und Perspektiven) switchen sowie über das Headset Kommentare zum Geschehen abgeben kann.
Die Einstellungen geben dem Host viele Möglichkeiten, die Auseinandersetzungen zu gestalten. So stehen euch nicht nur die Grand Prix- und Extreme-Kurse zur Auswahl, sondern auch noch viele Spieloptionen: Euch nerven die Kollisionen, wenn
ihr eng nebeneinander in die Kurven fahrt? OK, schaltet sie aus. Ihr seid nur zu zweit, hättet aber gerne ein Starterfeld von 16 Spielern? Kein Problem, schaltet KI-Fahrer unterschiedlicher Stärke hinzu, die mit ihren Rempelattacken nicht mehr durch kommen, wenn ihr die Kollisionen deaktiviert habt. Ebenfalls schön: Wenn ihr die Startposition nicht dauernd dem Zufall überlassen wollt, könnt ihr auch online die Qualifikation ausfahren und dabei ein Zeitlimit festlegen – so was sollten alle Rennspiele im Onlinebereich bieten, denn auch die Quali kann eine spannende Angelegenheit sein! Schade ist nur, dass auch Spieler mit besseren (weil freigeschalteten) Maschinen an den Rennen teilnehmen können. Sowohl online als auch offline verbessert oder verschlechtert ihr euch aufgrund eurer Ergebnisse in der Top 100-Rangliste. Logisch: Wer höher steht, hat bereits mehr Erfolge und Belohnungen verbuchen können als jemand, der gerade die ersten Rennen hinter sich gebracht hat. Um trotz dieser Überlegenheit der Profi-Spieler etwas Fairness walten zu lassen, schaut das Spiel bei Online-Duellen genau hin: Selbst wenn ihr als Anfänger nur auf einem vierten oder fünften Rang landet, steigt ihr in der Liste auf. Unterliegt ihr als Profi dagegen einem Grünschnabel, geht es in der Rangliste rapide bergab. Dennoch ist es neben den vereinzelten Lags frustrierend zu sehen, wie andere Fahrer dank überlegenem Material allen anderen uneinholbar auf und davon fahren. Insgesamt ist der Multiplayer-Part trotz kleinerer Mängel hervorragend gelungen und verspricht mit vielen Mitspielern ein Rennvergnügen erster Güte.