Anders als in Japan
Zuerst ein paar Worte zur, in diesem Fall, seltsamen Release-Politik von Namco: In Japan erscheint die Namcot Collection (Namco veröffentlichte in den 1980ern NES-Spiele unter dem Label Namcot, daher der Name) nur auf Switch. Zum einen als Spiel mit Packung, für gut 20 Euro erhält man zehn Spiele. Release-Variante zwei: In Japan gibt es die Collection zusätzlich als eine Art App, die ist umsonst und enthält nur ein Spiel, den Plattformer Wagan Land. Weitere Titel können zum Preis von umgerechnet circa drei Euro hinzugekauft werden; aktuell nur jene, welche auch Teil der physischen Collection sind. Im August und Oktober, das hat Namco bereits angekündigt, werden dann in Japan jeweils zehn weitere NES-Spiele für die Switch-App verfügbar gemacht.
In Europa sieht die Sache anders aus: Bei uns gibt es zwei digitale Collections, Volume 1+2, mit jeweils zehn NES-Spielen zum Preis von je 19,99 Euro. Für Steam, PS4, Xbox One und Switch. Beide Retrosammlungen erscheinen auch als verpackte Fassung – allerdings nur auf Switch und nur als sogenannte „Code in a box“-Version. Soll heißen: Packung fürs Regal ja, Modul nein. Jetzt, wo diese Rahmendetails geklärt wären, können wir zur Software selbst kommen. Ein Vergleich mit den unzähligen Namco-Sammlungen, die es seit der PSone gibt, ist schwierig: Natürlich bringt Namco wieder reichlich übliche Verdächtige unter (von Pac-Man über Dig Dug bis Xevious), dafür ist die Prämisse diesmal angenehm klar umrissen: Es geht nur um NES-Spiele – und die hat man nicht schon dutzendfach in anderen Namco-Collections gesehen.
2 x 10 bzw. 2 x 11
Weil der ein oder andere sicher Wert auf einen bestimmten Titel legt, hier rasch die genauen Spielelisten: Namco Museum Archives Volume 1 beinhaltet Dig Dug, Dragon Buster, Dragon Spirit: The New Legend, Galaxian, Mappy, Pac-Man, Splatterhouse: Wanpaku Graffiti, Sky Kid, The Tower of Druaga und Xevious. Plus als cooles Bonusspiel: Pac-Man Championship Edition (als 8-Bit Demastered-Version). Namco Museum Archives Volume 2 umfasst Battle City, Dig Dug 2, Dragon Buster 2, Galaga, Legacy of the Wizard, Mappy-Land, Mendel Palace, Pac-Land, Rolling Thunder und Super Xevious. Plus als elftes Bonusspiel: das Galaga-Sequel Gaplus als neue 8-Bit-Variante. Verantwortlich für die sehr sauberen, originalgetreuen Ports sind die japanischen Retro-Profis von M2. Es gibt alle wünschenswerten Bildformate (von 4:3 Fullscreen über „pixel-perfekt“ bis hin zu 16:9), plus CRT-Filter sowie eine „Anti-Aliasing“-Option, die für ein ziemlich originalgetreues Röhren-TV-Feeling sorgt. Vier Speicherplätze pro Titel und eine etwas unhandliche, aber immerhin vorhandene Rückspul-Mechanik (man spult nicht, sondern springt in Schritten) runden den Funktionsumfang ab. Schade: Modul-Fotos, Anleitungen, Infos zu den Entwicklern, etc. gibt es in dieser Namco-Sammlung nicht – dabei hätte ein so interessanter Einblick in die Archive das durchaus gerechtfertigt.
Über die üblichen Namco-Verdächtigen brauche ich nicht viele Worte verlieren – manches macht noch Laune, andere Dinge wirken aus heutiger Sicht ultrasimpel und langweilig. Dig Dug zum Beispiel kann ich tatsächlich noch ein Weilchen spielen, Galaxian ödet mich schon nach 30 Sekunden an. Interessant ist bei etlichen „großen Namen“ natürlich die Tatsache, dass es sich um die NES-Umsetzungen und nicht die Arcade-Originale handelt. Wobei auch hier natürlich die individuelle Zockervita darüber entscheidet, welche Version eines Klassikers sich für einen wie das Original anfühlt – in Deutschland wird das z.B. nicht selten die C64-Variante sein.
Cool, dass die dabei sind
Ein paar 8-Bit-Titel sind aber hervorzuheben, weil sie sich noch klasse spielen oder eine Besonderheit darstellen: Richtig witzig ist zum Beispiel Splatterhouse: Wanpaku Graffiti, die verniedlichte Version des Arcade-Schockers. Der Hüpf-und-Hack-Titel steuert sich tatsächlich großartig und überrascht mit pfiffigen Bossfights. Auch Pac-Land, Namcos 1984er Sidescroll-Hopser und Ideengeber für Miyamotos Super Mario Bros., ist interessant – und lenkt sich (man gibt mit den Buttons „Gas“) bis heute sehr eigenwillig aber gut. Rolling Thunder hat mich besonders positiv überrascht: Der 8-Bit-Port des Sidescroll-Actioners ist technisch sauber und punktet mit Deckungsballereien, gutem Trefferfeedback und begrenzter Munition – wer Segas Arcade-Shinobi kennt, fühlt sich sofort zuhause.
Mindestens interessant ist das Kerker- und Drachenabenteuer Dragon Buster 2: Yami no Fuuin mit seinem atmosphärischem Intro, das einst nur in Japan erschien. Auch beim Vorgänger Dragon Buster lohnt das Ausprobieren: Die feindlichen Tatzelwürmer sehen mit ihren kümmerlichen Bewegungen richtig putzig aus und auch die Schwertschlag-Animation des Helden ist ein Hingucker. Flott und motivierend ist die Dreingabe von Volume 1, die eigens entwickelte 8-Bit-Fassung der Pac-Man Championship Edition von 2007 – die turbulente Pillenfresser-Hatz macht in dieser Version heute einfach viel mehr Spaß als das vergleichsweise behäbige (NES-) Original.
Ziemlich gleich stark. Wow, was ne große Hilfe. Beide haben coole Titel, die man nicht so leicht auf modernen System zocken kann. In den Konsolen-Archives z.B. Pac-Land oder das NES-Splatterhouse, in den Evercade Collections 1,2 Rennspiele und Weapon Lord. Daher würde ich die Entscheidung davon abhängig machen, ob man sie eher zum Zocken kauft (dann die beiden Archives, weil am TV einfach komfortabler spielbar) oder ob auch die Sache mit der Packung für die Sammlung wichtig ist (dann wohl eher die beiden Evercade-Dinger).
Was würdest du eher empfehlen diese Collection auf der Switch oder auf der Evercade?