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Need for Speed (Rennspiel) – Zurück in den Untergrund?

Mit Need for Speed will Electronic Arts erreichen, was sich derzeit wohl auch VW nach dem Abgasskandal am meisten wünscht: einen gelungenen Neustart. Aber kann Ghost Games die schwindende Faszination der einst ruhmreichen Rennspiel-Reihe neu entfachen? Wir sind durch die Stadt geheizt, haben uns in der Garage als Tuner versucht und als Outlaw mit den Cops angelegt, um es herauszufinden.

© Ghost Games / Electronic Arts

Die richtige Einstellung

Aber keine Sorge: Auch wenn es die Vielfalt an Einstellungen durchaus suggerieren kann, ist dieses Need for Speed keine Simulation, sondern bleibt hinsichtlich der Fahrphysik seinen Arcade-Wurzeln treu. Trotzdem kann es nicht schaden, mit den Handling-Optionen herum zu experimentieren, denn gerade auf dem Standard fiel es mir zunächst sehr schwer, ein ordentliches Gefühl für den Wagen zu entwickeln. Auch mit der anschließenden Stärkung der Bodenhaftung (Grip) wurde ich nicht wirklich glücklich, da sich die Einstellung spätestens beim ersten Drift-Wettbewerb als Griff in den Klo erwies. Erst mit dem Setup, das eine stärkere Tendenz des Wagens zum Driften aufwies, stellte sich endlich der erhoffte Fahrspaß und das gleichzeitige Gefühl einer „Kontrolle mit Stil“ ein, bei der man ähnlich lässig durch die Kurven schlittern kann wie zu besten Ridge-Racer-Zeiten, aber auch in anderen Veranstaltungen immer noch genügend Grip hat, um mithalten zu können. Trotzdem bleibt die Pad-Steuerung generell etwas schwammig und lässt Präzision vermissen. Lenkräder werden als mögliche Alternative leider nicht unterstützt – warum auch immer. Ebenso fragwürdig ist die erneute Entscheidung gegen eine Cockpitansicht – vor allem, weil der Fuhrpark mit seinen etwa 50 lizenzierten Boliden und Modellen von BMW, Nissan, Ford, Porsche, Lamborghini & Co nicht gerade üppig ausfällt, dabei aber sowohl Oldtimer wie den VW Golf Einser GTI als auch Supersportwagen vom Schlag eines McLaren 570S und sportliche Japan-Exporte wie den Nissan GT-R beinhaltet. Nach Rivals hat man hier immerhin eine größere Auswahl an Innen- und Außenperspektiven zur Verfügung, wobei in letzteren der automatische Zoom störend wirken kann.   

Vorhang zu!

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Coole Sprünge? Ghost Games versucht, Gymkhana in Need for Speed zu etablieren, aber man ist weit davon entfernt, Coolness und Style der Ken-Block-Videos einzufangen. © 4P/Screenshot

Spätestens seit Most Wanted haben Story-Aspekte verstärkt Einzug in die Serie gehalten, die meist auf geteiltes Echo gestoßen sind. Ich bin davon überzeugt, dass die Streetracing-Kultur oder Motorsport im Allgemein durchaus als zentrales Element einer Geschichte funktionieren können. Rush war ein großartiger Film, Days of Thunder oder „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ sind Klassiker und selbst den meisten Teilen der übertriebenen Fast-and-Furious-Spektakel kann ich durchaus noch etwas abgewinnen. Verdammt: Selbst der NfS-Kinofilm war noch erträglich und längst nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Tatsächlich erscheint er gegen diesen unsäglichen Trash-Müll, den Ghost Games hier fabriziert hat, sogar wie ein kleines Meisterwerk.

Hier war ich mir dagegen nicht sicher, wie ich auf die mit echten Schauspielern gedrehten Filmsequenzen reagieren soll: Lachen, weil die das einfach nicht ernst meinen können? Oder weinen, weil sie es tatsächlich ernst meinen? Panisch nach der Abbruch-Taste suchen? Oder durchhalten und mich weiter für die amateurhafte Inszenierung mit ihren peinlichen Dialogen des schlimmen, schlimmen…wirklich ganz, ganz schlimmen Drehbuchs fremdschämen? Meine Güte: Dieses bewusst auf cool getrimmte Gehabe mit „Jo“, „Bro“, „Kumpel“ und der obligatorischen Bro-Fist ist zusammen mit dem gaaaaaanz unauffälligen Product Placements eines Energy-Drinks kaum zu ertragen. Gibt es ernsthaft eine so große Zielgruppe, die solch einen Mist tatsächlich gut findet? Manchmal kann Trash ja so schlecht sein, dass er schon wieder gut oder zumindest lustig ist. Aber das, was ich mir hier notgedrungen ansehen musste, ist Trash in seiner reinsten Form: absoluter Müll! Bitte, bitte EA: Wenn ihr das Verlangen habt, einem Rennspiel unbedingt eine Story überstülpen zu müssen, dann macht es bitte anders – Hauptsache nicht so! Und um Himmels Willen: Nehmt den Figuren ihre Handys ab! Ständig klingelt im Spiel das Telefon und eine der Nervensägen muss wieder mit blöden Sprüchen rumnerven – oft und gerne auch in den unpassendsten Momenten, wenn man sich in Events gerade auf sein Rennen konzentrieren muss. Aber darauf nimmt man generell nur wenig Rücksicht, denn auch bei Tutorial-Hinweisen hält man sich nicht zurück und nimmt dem Spieler mit Einblendungen während der Fahrt mal einfach die komplette Übersicht – abgesehen davon, dass es ziemlich unpraktisch ist, bei 200 Sachen einen Text lesen zu müssen.

Immer schön zusammen bleiben

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Hinsichtlich Tuning und Anpassungen wird viel geboten. © 4P/Screenshot

Gut, dieser unsägliche Story-Quatsch lässt sich meistens überspringen und irgendwann lernt man, seine steigenden Aggressionen beim ständigen Ertönen des Klingeltons in den Griff zu bekommen. Aber darüber hinaus leidet dieses Need for Speed auch an größeren Problemen, die den Spaß am Rasen beeinträchtigen. So wird man z.B. schnell feststellen, dass klassische Rennen hier eher eine untergeordnete Rolle spielen, denn in den zahlreichen Veranstaltungen dominieren solche, in denen man in erster Linie mit Drifts, Stilpunkten oder dem einfachen Zeitfahren um den Sieg kämpfen muss – oft auch in einer Art Gymkhana für Arme.

Schaut man sich die klassischen Rennen gegen bis zu sieben Kontrahenten an, ist man dagegen fast schon froh, dass sie nur so selten auftauchen, denn wie schon bei der Neuauflage Need for Speed: Hot Pursuit greift auch hier ein starkes Gummiband ins Renngeschehen ein und hält den Pulk künstlich beisammen – es sei denn, man ist so übermotorisiert, dass man die Konkurrenz regelrecht verbläst und gemütlich an der Spitze dem Sieg entgegen fahren kann. Ansonsten gilt: Als Führender wird man aggressiv mit harten Bandagen attackiert. Baut man einen Unfall, schließt man innerhalb kürzester Zeit wieder zum Feld auf, das selbst bei als schwierig bezeichneten Events mit angezogener Handbremse weiterfährt. Das gilt übrigens nicht nur für Rennen mit voller Besetzung, sondern auch in den vereinzelten 1:1-Duellen. Ausgerechnet im Spielmodus, in dem man als Team durch Kurven driften muss und nur im Pulk punkten kann, versagt aber selbst das Gummiband – und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen kommen die Kameraden gerne plötzlich von hinten angepoltert, rempeln mich von der Piste und versauen mir dadurch meinen Drift – wohlgemerkt in einem Wettbewerb, in dem es um Teamwork geht! Zum anderen halten sie es nicht für nötig, gerade hier auf mich zu warten, wenn ich nach einem Unfall zu weit zurück liege und es de facto aufgrund des zu großen Abstands für niemanden die wichtigen Punkte gibt.


  1. silverarrow hat geschrieben:und genau das will man ja mit dem Namen "Underground" erreichen...
    "Undergound"?! Es geht hier um "Need for Speed". Nix "Underground".

  2. holzbursche hat geschrieben:Gesellt sich doch perfekt zur Durchschnittswertung aller anderen Spiele.
    Scheiß Spiele sind in. Wem haben wir das zu verdanken? Der Merkel und den Östereichern zur Abwechslung mal nicht,...
    Ja die Merkel und die Österreicher sind an allen schlimmen Dingen Schuld die dir und allen anderen in unseren Völlereistaaten passieren, sogar wenn du dir deine kleine Zeh stößt hat dich die Merkel geschubst und der Österreicher den Kasten falsch gestellt.

  3. Gesellt sich doch perfekt zur Durchschnittswertung aller anderen Spiele.
    Scheiß Spiele sind in. Wem haben wir das zu verdanken? Der Merkel und den Östereichern zur Abwechslung mal nicht, sondern den Konsumopfern die alles vorbestellen, sogar ihr Essen. Die sind von den Regentropfen auf dem Lack so begeistert, der Rest sieht ja auch ganz gut aus. Alles andere wird schon stimmen so nach dem Motto. Ist wie mit den psychisch kranken Frauen: Hauptsache das äußere Bild stimmt, alles andere ist egal.
    Paar Tage später geht denen ein Licht auf, "ist doch nicht alles Gold was glänzt

  4. Ich habe mir nun den Test und 5 seiten an Kommentaren durch gelesen. Aber es ist mir noch nicht ersichtlich was es nun für ein NFS geworden ist.
    Mir viel im Test folgendes auf: "Hinzu kommt, dass echte Online-Duelle kaum zustande kommen, da es kein Lobbysystem oder dedizierte Mehrspieler-Veranstaltungen gibt."
    Oder auch: "Wenn dank Teleportationspunkten plötzlich Autos von anderen Spielern aus dem Nichts erscheinen oder die eigenen Rennen durch ihr unbewusstes oder gewolltes Eingreifen versaut werden"
    Ist das nun ein reines Singleplayer spiel mit Online zwang (für zB.: Freundes-/bestenisten)?
    Oder ist es ein klassiches Multiplayerspiel (zB. gegen 6-8 andere spieler)?
    Ich hatte fast 5 jahre NFS-World gespielt und nach der Abschaltung von NFSW mit dem neuen teil auf einen Ersatz gehofft.

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