Veröffentlicht inTests

No Pineapple Left Behind (Taktik & Strategie) – Soziale Lehre

Auf die Idee muss man erst mal kommen: Anstatt wie Die Sims einen unterhaltsamen Comic des Schulalltags zu skizzieren oder das Streben nach einem besseren Klassendurchschnitt zu einer spritzigen Wirtschaftssimulation der Marke Theme Park zu machen, nimmt Seth Alter das Thema bierernst. Kein Wunder, der Entwickler ist studierter Mathelehrer und weiß, wovon er spricht. Aber macht sein No Pineapple Left Behind als Spiel auch Spaß? Im Test sind wir auf der Suche nach der richtigen Note.

© Subaltern Games / Mastertronic

Übertreiben darf man es natürlich nicht, denn Lehrer verfügen über begrenzte Energie und sowohl das Feuern der Laser als auch das Wirken eines Zauberspruchs (Alters Bild für das Erstellen eines Unterrichtsplans) kosten Kraft. Je nach Gehalt, das man ihnen zahlt, erholen sie sich zwar und können so am nächsten Tag vielleicht einen Unterricht gestalten, der die Noten verbessert. Spätestens am Nachmittag sind die Batterien aber oft leer und das Risiko einer Verschlechterung der Zensuren steigt gerade bei kräftezehrenden Zaubern. Für Geld kauft man außerdem Gastdozenten oder Handouts. Witzig: Letztere rauben eine kleines Bisschen Menschlichkeit.

Nun werden viele sagen, das wussten sie vorher schon – gerade jene, die Interesse an einem solchen Spiel hegen. Anderen wird die Beschreibung reichen, um Alters Anliegen zu verstehen. Doch das ist nicht alles. Was dem ehemaligen Lehrer nämlich erstaunlich gut gelingt, ist das Veranschaulichen der Zusammenhänge. Wie eng die finanziellen und sozialen Sorgen miteinander verwoben sind, dass kleine Erfolge im sozialen Bereich nicht belohnt werden und wie stark man genötigt wird, Schüler als Ressource zu begreifen, das vermittelt nur sein Spiel. Und darin liegt Alters größter Erfolg.

Frustrierendes Fensterwerk

Was dem ehemaligen Lehrer allerdings nicht gelingt, ist das Inszenieren spielerischer Spannung beim Schalten und Verwalten als Schulleiter. Das liegt zum einen an einer umständlichen Fensterverwaltung, die sich die Position einmal

[GUI_STATICIMAGE(setid=79545,id=92520531)]
Die Schulleiter jeder der neun Schulen müssen unterschiedliche Herausforderungen meistern. © 4P/Screenshot

verschobener Fenster nicht merkt, offene einfach schließt oder genau das nicht tut, wenn man sie nicht mehr benötigt. Überflüssige Klicks sind so zahlreich, dass sie alleine den Ablauf empfindlich stören.

Hinzu kommt das ständige Ändern der Gehälter, das ausschließlich manuelle Auslösen der Laser sowie viele weitere, ebenso notwendige wie monotone Aktionen. Der Spielfluss wird ständig unterbrochen. Man beobachtet nicht das Treiben in den Fluren, sondern verwaltet ständig die nüchternen Werte des unhandlichen Fensterwerks. Man muss den Schnellvorlauf nicht nutzen! Allerdings gibt es absolut nichts zu sehen, wenn Schüler und Lehrer lediglich vom Haupteingang ins Klassenzimmer, in die Mensa und zurück laufen. Man beobachtet kein lebendiges Terrarium – deshalb spult man vor.

In den ersten Minuten ist No Pineapple Left Behind so ungewöhnlich, dass es eine Weile dauert, bis man weiß, wie seine Rädchen ineinander greifen – sobald man es durchschaut hat, ist es ein komplizierter Mikrokosmos eintöniger Fließbandklicks, der frustrierend schwer sein kann. Hat man in jeder der neun Schulen das Endlosspiel freigeschaltet, gewinnt das Verwalten der Bildungseinrichtungen zwar an Schwung, die Herausforderungen auf dem Weg dorthin sind jedoch beinharte Einführungen, deren enge Zielvorgaben dem Spaß des freien Schaltens und Waltens im Weg stehen.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.