Der direkte politische Bezug, den Roll7 bei der PC-Veröffentlichung von Not a Hero parallel zu den letzten britischen Parlamentswahlen herstellen konnte, fehlt mittlerweile zwar. Doch die satirisch angehauchte Politposse funktioniert nicht nur angesichts des anstehenden Volksentscheids um die Entscheidung um die EU-Zugehörigkeit von England nach wie vor. Immerhin geht es hier um einen Kandidaten, der versucht, die Macht an sich zu reißen. Pardon: die britische Bevölkerung davon zu überzeugen, ihm beim nächsten Urnengang die Stimme zu geben. Dass es sich hierbei um ein lilafarbenes Riesenkaninchen mit menschlichen Zügen aus der Zukunft namens BunnyLord handelt, ist vielleicht ein Grund des Misstrauens, aber kein Hindernis. Denn BunnyLord hat eine einfache Formel zum Sieg: Verbrechen. Genauer gesagt: Das Auslöschen der Kriminalität. Der Wahlkampf-Organisator Steve (und acht seiner Kollegen) ist mit seiner Vergangenheit als Auftragskiller genau der richtige, um die über 20 Aufträge durchzuführen und die Stimmen für BunnyLord zu sichern.
Pixel-Gewalt
Den zahlreichen Feinden, die natürlich allesamt bewaffnet sind und die teilweise auch überraschend beim Überschreiten bestimmter Punkte getriggert werden, kann man mit zahlreichen Methoden den Garaus machen: Entweder im klassischen Schusswechsel, aber auch per Exekution, wenn man es schaffen sollte, sie kurzfristig KO zu schlagen, so dass man an sie herankommen und ihnen den finalen Rettungsschuss verpassen kann. Oder aber mit Sprengkörpern in verschiedenen Formen wie Granaten, Rohrbomben usw. Mein Favorit in diesem Bereich ist die Katze, die erst fröhlich miauend auf die Feinde zuläuft, dann aber einen Zünder aktiviert, der das halbe Stockwerk mit einer Flammenwelle einnebelt. Viele dieser
Zudem gibt es für jeden Level drei Sonderaufgaben, die das Ergebnis der Stimmauszählung beeinflussen – was sich aber letztlich nur darin zeigt, dass zusätzliche (Nicht-)Helden freigeschaltet werden. Da jede der insgesamt neun Figuren jedoch mit unterschiedlichen Spezialfähigkeiten sowie Bewaffnung durch die Gegend rennt, kommt der Figurenwahl zumindest rudimentär eine taktische Bedeutung zu. Hat man z.B. Abschnitte, in denen es bei den Sekundäraufgaben auf Geschwindigkeit oder eine bestimmte Abschussquote ankommt, ist Jesus mit seinen eleganten Exekutionen sowie dem großen Magazin erste Wahl. Doch auch Samantha, die ihre Waffe während des Laufens abfeuern kann oder der durchgeknallte Mike mit seiner abgesägten doppelläufigen Schrotflinte sind für einige Nebenaufgaben unabkömmlich. Mit dem gesamten „Wahlkampf-Komitee“ hat man die Option, das Spiel seinen Vorlieben entsprechend zu spielen. Allerdings wird dadurch der generell anspruchsvolle sowie sprunghafte Schwierigkeitsgrad, der seine Spitzen aus mitunter fiesem Trial-and-Error sowie inkonsistentem KI-Verhalten zieht, nochmals zu einem Geduldsspielchen. Wenn man z.B. von den Gegnern nicht geschlagen werden darf, aber mit seiner Pumpgun gezwungen ist, auch Tuchfühlung zu gehen, sind Probleme vorprogrammiert.
Humoristische Wahlkampf-Tour
Dass diese Mankos sich nicht langfristig auf die Motivation auswirken, ist zwei Faktoren zuzuschreiben. Zum einen dem Tempo, in dem die Action inszeniert wird: Mit Deckungsmanövern, Ausweichrollen, Exekutionen, dem nötigen Nachladen sowie den enorm zufällig ausgeschütteten Munitionsupgrades kommt man kaum zum Atemholen. Man muss zwar häufig einen Bildschirmtod in Kauf nehmen, doch ein Neustart ist schnell gemacht und man lernt normalerweise aus jedem seiner Fehler.