Spielerisch ist Not Tonight ein Klon des ebenso düsteren wie sozialkritischen Papers, Please von Lucas Pope aus dem Jahr 2013. Doch während man damals in monochromer 8-Bit-Optik an der Grenze einer sozialistischen Diktatur Stempel in Pässe drückte, steht man bei Not Tonight vor schicken Pixel-Hintergründen an der Tür diverser britischer Pubs und Clubs und sortiert nach den Vorgaben seiner Vorgesetzten aus. Unter 18, irische Abstammung oder ein abgelaufener Ausweis? So kommt ihr mir hier aber nicht rein Freunde!
Ich schlüpfe dabei in die Rolle von #112, einer ausreisepflichtigen „Euro“-Abstämmigen, die nach dem Brexit in einer heruntergekommenen Wohnung in einem der Sammel-Komplexe für Zuwanderer der ersten oder zweiten Generation eingepfercht wird. Die Regierung aus Konservativen und den fiktiven „Albion First“ (eine faschistische Variante der rechtsnationalistischen UKIP) sortiert die Bevölkerung nämlich ab sofort nach Herkunftsland – und Brite ist man erst in der dritten Generation, ganz egal ob man in UK geboren wurde. Die Türsteher-Jobs kommen über die Bouncr-App direkt aufs Smartphone und der fiese Polizei-Aufseher Jupp kommt immer mal wieder mit Spezialaufträgen um die Ecke. Und jetzt gilt es ranzuklotzen, denn für die nächste befristete Aufenthaltsgenehmigung, das Ziel des ersten von drei Kapiteln, müssen 2500 Pfund Sterling erwirtschaftet werden.
Arbeit ohne Ende
Das hat spielerische Methode, denn immerhin stelle ich nur ein kleines Rädchen im menschenfeindlichen Post-Brexit-System dar. Zwar gibt es Bestechungsversuche oder man lässt vielleicht mal jemanden aus Mitleid vorbei, insgesamt lohnt es sich aber immer mehr, nach den Regeln zu spielen. Das lässt die stressige Türsteher-Routine jedoch schnell zu einem repetitiven Geduldsspiel werden, das für mich einfach nicht so zünden will wie die Grenzkontrolle des großen Vorbilds.
glückwunsch an die briten.