Veröffentlicht inTests

Paper Beast (Adventure) – Anderweltliche Experimente

Another World: So heißt nicht nur der Adventure-Klassiker von Eric Chahi. Der Begriff passt auch bestens zu dem, was sich in seinem neuen Abenteuer Paper Beast vor den Augen von PSVR-Besitzern abspielt. Bizarre anderweltliche Wesen müssen hier durch fremdartige Wüsten und Höhlen gelotst werden, um voran zu kommen. Ein willkommener Eskapismus im Stil gefalteter Biester und grober Polygone? Wir überprüfen es im Test.

© Pixel Reef / Pixel Reef

Völlig weggetreten

Eric Chahi weiß, wie man die Aufmerksamkeit des Spielers voll und ganz für sich gewinnt. Nachdem man in eine Art wild blitzendes japanisches Musikvideo versetzt wurde – und sich bereits ausgiebig am Kopf kratzen würde, wenn nicht das PSVR-Headset im Weg wäre – findet man sich allein in einer weiten Wüstenlandschaft wieder. Kein Erzähler, kaum Text, kein Tutorial: Man muss ganz alleine herausfinden, was es mit den urigen skelettartigen Kreaturen auf sich hat, die plötzlich um einen herum wuseln. Und natürlich Wege finden, sie für sich einzusetzen, denn die Manipulation wirkt sich meist auch zu ihrem Wohl aus.

Kleine Früchte oder andere Objekte hebt man ganz einfach mit der präzisen Bewegungssteuerung des DualShock-Controllers auf, um damit die Origami-Wesen anzulocken. Manchmal muss man sie auch direkt mit dem ausfahrbaren Cursor greifen und in Sicherheit schmeißen – z.B. wenn ein buntes Tonpapier-Raubtier angreift oder der bedrohliche Treibsand droht, alles in der Umgebung zu verschlingen. Dann zielt man einfach aufs zu rettende Tier und bugsiert es eigenhändig mit dem 3D-Cursor ans rettende Ufer. Oder zum rettenden Wassertümpel, der dem fast schon verdursteten Geschöpf wieder auf die Hufe hilft.

Wilde Welt wandernder Wuslons
[GUI_STATICIMAGE(setid=85714,id=92609165)]
Wie lassen sich die galloppierenden Huftiere links nur aus dem Sturm befreien? Screenshots können die dynamische malerische Bildgewalt von Paper Beast nur schwer abbilden. © 4P/Screenshot

Alternativ wird auch eine Steuerung mit zwei Move-Controllern angeboten. Nachdem ihr euch nur mit ihnen an der Konsole angemeldet habt, funktioniert diese Variante ebenfalls prima – wie zu erwarten mit leichten Vorteilen bei der Manipulation der Umgebung und einem weniger intuitivem Gefühl bei der Fortbewegung.

Wild wuselnde Wesen aus Papierstreifen beseitigen verlässlich störende Erdhaufen, klappernde Insekten ziehen fette Kugeln aus Ton hinter sich her – und vieles mehr. Auf zu viele der Mechanismen gehen wir nicht ein, um euch nicht den Spaß am Probieren zu verderben. Die sinnvoll verknüpften und ausbalancierten Experimente sind hier nämlich das Schönste am Spiel und sorgen immer wieder für erhellende Erlebnisse beim physikalisch korrekten Knobeln mit allerlei Materialien, Flüssigkeiten und magischen kleinen Werkzeugen wie einem glühend roten Stein. Nur so viel: Es tauchen immer wieder neue wundersame Kreaturen auf, vom im Boden verankerten knallroten Schnappdrachen bis hin zu rhythmisch zuckenden Würmern. Knobel-Profis dürften dabei zwar nur selten gefordert werden, für den durchschnittlichen PSVR-Benutzer ist der einsteigerfreundliche bis mittlere Schwierigkeitsgrad aber passend angesetzt.

Virtueller Sandkasten

[GUI_STATICIMAGE(setid=85714,id=92609164)]
Ein Blick auf den Sandbox-Modus. © 4P/Screenshot

Auch audiovisuell und in puncto Inszenierung konnte man abseits von Rez bisher kaum etwas vergleichbar Ausgefallenes in VR erleben. Immer wieder wird man von wilden Regengüssen aus Zahlencode, entspannenden Flügen im Ballon oder anderen Ereignissen überwältigt – inklusive passend abgemischter Geräuschkulisse und sphärischer Musik. Subversive Kritzeleien im Sand wie „Dies ist keine Simulation“ regen ebenfalls zum Nachdenken über die Hintergründe an. Schön auch, dass der gelungene eckige Papierstil mit seinen wenigen, ressourcenschonenden Polygonen für ein rundum flüssiges Erlebnis auf der PS4 Pro sorgt.

Schade allerdings, dass der Zauber schon nach wenigen Stunden vorbei ist und man sich dann nur noch im entspannenden Sandbox-Modus an eigenen Experimenten und Wetter-Effekten austoben darf – darunter auch ein Regenguss, der die sandige Landschaft ordentlich erodieren lässt. Dabei steht übrigens auch eine Gott-ähnliche Vogelperspektive zur Verfügung. Kleine Versäumnisse sind auch das Fehlern alternativer Bewegungs-Varianten sowie ein Mangel an Optionen im Bereich der Grafik oder des Komforts. Da ohnehin nur eine (gut funktionierende) Teleportation angeboten wird, bleibt es aber stets angenehm komfortabel.

  1. testpott.de hat geschrieben: 26.03.2020 07:33 Moin Jan,
    deckt sich auch mit meinen Eindrücken, ein toller Titel, der wieder einmal zeigt was Leute ohne PSVR verpassen.
    Schade dass VR Spiele so schwierig zu vermitteln sind, bin gespannt wann Sony Details zu einem PSVR 2 verkünden wird...
    P.S.: Guter Test - Danke dafür
    Gerne, hat mich auch positiv überrascht! Selbst nach der schon ziemlich coolen Demo auf der Gamescom.
    Ja, im Testvideo kommt es zum Glück etwas besser rüber als auf Screens...

  2. Moin Jan,
    deckt sich auch mit meinen Eindrücken, ein toller Titel, der wieder einmal zeigt was Leute ohne PSVR verpassen.
    Schade dass VR Spiele so schwierig zu vermitteln sind, bin gespannt wann Sony Details zu einem PSVR 2 verkünden wird...
    P.S.: Guter Test - Danke dafür

  3. Hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, dass dieser Titel bald erscheinen würde, zumal die Ankündigung auch noch nicht so lange her ist. Schön das was draus geworden ist. Wird sicher irgendwann mal mitgenommen, wenn mir der Sinn nach etwas experimentellen steht.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.