Veröffentlicht inTests

Pentiment im Test: Aus Liebe zu(r) Geschichte(n)

Pentiment ist ein über die Maßen erstaunliches Videospiel: Es stellt eine große, menschliche Erzählung in den Mittelpunkt und verwebt religiöse Fragen, familiäre Dramen sowie die Entscheidung über Krieg und Frieden zu einem einzigartigen Kriminal-Adventure. Gleichzeitig jubelt es dem Spieler viel Geschichtswissen über eine kaum behandelte, spannende Zeit unter – das ausgehende Spätmittelalter mit der Reformation und dem Deutschen Bauernkrieg. Schließlich sind auch Grafik und Präsentation so einzigartig wie hochwertig – all das macht Pentiment zu einem der besten Spiele des Jahres!

© Obsidian Entertainment / Microsoft

Neues von Obisidian

Schon bei meinem Interview im Frühsommer ahnte ich, dass Design Director Josh Sawyer seine Chance nutzen würde: Als Teil der Microsoft-Studio-Familie für den Xbox Game Pass ein ungewöhnliches Adventure auf die Beine stellen. Wie wir vor kurzem berichteten, wäre Pentiment ohne die Einbindung in den Game Pass vermutlich nie entstanden. Was für ein Verlust wäre das gewesen! Denn dieses Spiel ist ein leiser, aber bedeutsamer Gegenentwurf zur AAA-Stagnation, die Games-Connaisseure der Spielebranche so gerne und oft vorwerfen: Pentiment schert sich einen feuchten Kehricht um Massentauglichkeit, es ballert den Spieler mit Text, Text und nochmal Text zu – Hallo, Torment: Tides of Numenera –, bietet aber keine Sprachausgabe an. Es sieht schrullig aus und erinnert an Holzschnitte oder Buchmalerei. Man spielt auch keine Superheldin, keinen Soldaten oder Weltall-Abenteurer sondern den Nürnberger Künstler und Meisteranwärter Andreas Maler, der sich aktuell sein Auskommen in der Schreibstube einer Abtei verdient und ansonsten im fiktiven bayrischen Dorf Tassing als Untermieter bei einer armen Bauernfamilie unterkommt.

[GUI_STATICIMAGE(setid=92393,id=92655577)]
Opulent: Pentiment hat Stil – auch ein Spiel ohne hochgezüchtete 3D-Optik oder Pixelcharme kann 2022 begeistern. © 4P/Screenshot

Ich gebe unumwunden zu: Pentiment ist nicht für jeden Spielertyp geeignet – viele werden sich wegen des zähen Tempos abwenden oder schlicht kein Interesse an einem textlastigen Krimi-Adventure ohne Rätselkomponente haben. Aber die Themen, die dieses Spiel behandelt, sind so erfrischend anders, dass es eine Freude ist, damit in einem Videospiel konfrontiert zu werden: In Pentiment geht es darum, wie sehr der Abt eines Klosters die Bauern mit immer höheren Steuern auspresst, man erlebt die gesellschaftlichen und moralischen Zwänge innerhalb einer streng gläubigen Dorfgemeinschaft. Es geht auch um Hunger und kranke Kinder, um Unfreiheit in der Ehe, um Neid und Misstrauen zwischen den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, um Ehebruch und Missbrauch. Gleichzeitig sehen wir, wie Menschen durch Bildung den Aufstieg schaffen können oder welche Auswirkungen die Erfindung des Buchdrucks hat, wir erleben Solidarität innerhalb der klösterlichen Gemeinschaft und können ans Herz gewachsenen Protagonisten zusehen, wie sie ihr mitunter hartes Leben meistern, Kinder groß ziehen und Feste feiern.

[GUI_STATICIMAGE(setid=92393,id=92655572)]
Gestatten, Andreas Maler: Der aufstrebende, ernste Künstler hat vorher studiert und persönliche Interessen sowie Stärken. Und zwar ist er ein… © 4P/Screenshot

Pentiment ist ein buntes, greifbares Panoptikum spätmittelalterlichen Lebens, es zeigt mit dem Brennglas auf die Sorgen der Menschen und bewegt den Spieler, ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu winken. Ich fühlte mich dabei mehr als einmal an den außergewöhnlichen Film Boyhood erinnert, weil auch in Pentiment nicht bloß ein kurzes Abenteuer oder eine turbulente Episode im Leben dieser Menschen gezeigt wird – diese Figuren existieren wirklich in der Spielwelt, sie werden erwachsen oder altern, sie verzweifeln am Leben oder bekommen Nachwuchs, und sie erinnern sich viele Jahre später an meinen Spieler-Charakter. All das verleiht dem Spiel eine Größe, eine Bedeutung wie sie nur relative wenige Spiele erlangen können.

Wo sind die Rätsel?

[GUI_STATICIMAGE(setid=92393,id=92655580)]
Praktisch: Gerade beim ersten Durchlauf sorgen die vielen Namen der Dorfbewohner für Kopfzerbrechen – in Andreas‘ Büchlein könnt ihr aber jederzeit nachschlagen. © 4P/Screenshot

In puncto Spielemechanik war ich nicht enttäuscht, aber doch überrascht, wie sehr Pentiment die Dialoge in den Vordergrund rückt. Von ein, zwei kleinen Knobel-Momenten abgesehen existieren keine Denkaufgaben à la Monkey Island. Es gibt auch kein Inventar, kein Kombinieren von Gegenständen, kein Durchprobieren von Lösungsoptionen – Pentiment ist viel mehr Visual Novel als klassisches Adventure. Wenn man das weiß und von den etwas trägen Bewegungen des Herrn Maler nicht genervt ist, dann kann man sich auf das Abenteuer einlassen und in der hervorragend aufgezogenen Spielwelt versinken. Im Dorf gibt es viele Wege und begehbare Gebäude, im weitläufigen Kloster kann man sich schon mal verzetteln – dazu kommen Nebenschauplätze wie Mühle oder Wald sowie ein paar Extra-Locations, die man im Storyverlauf einmalig erkundet.

[GUI_STATICIMAGE(setid=92393,id=92655571)]
Prachtvoll, schrullig, interessant. Ein Druck auf die Pause-Taste und ihr seht das Abenteuer auf einer Buchseite – die ulkigen Kreaturen sind immer wieder neu. © 4P/Screenshot

Einerseits vermittelt diese Spielwelt den Eindruck, dass man ein geschlossenes, überschaubares Ökosystem vor sich hat, dass man nach 15 oder 20 Spielstunden dann auch richtig gut kennt, andererseits gibt es so viele Figuren, Räume und Wege, dass sich das Hin- und Herlaufen sowie das Erkunden niemals nervig anfühlen. Ständig gibt es nach Ereignissen neue Dialog-Optionen und andere Personenkonstellationen, immer wieder verquatscht man sich oder stößt auf dem Hof am Ostrand oder in der Krypta unter der Kirche noch auf ein übersehenes Detail oder eine doch endlich redselige Person.

  1. Hab noch nie so ein entschleunigtes Spiel erlebt. Egal wie hellwach ich bin, mein Gott, ich werde binnen Minuten so schläfrig. Dabei ist das ganze Ding echt Spannend, bin ich Kapitel 7.

  2. 4P|Matthias hat geschrieben: 06.12.2022 11:05 Und lass du dann doch bitte auch cM0 seine sehr gute "Arbeit" weitermachen. Auch wenn man mal mit der Ergebnis nicht zufrieden sein mag - honoriert doch bitte, wie ausführlich und freundlich er das (nicht nur in diesem Thread) gemanaged hat. Und in der Sache dann letztlich konsequent sein - das kann man einem Mod schlecht vorwerfen.

    Das geschieht ja alles. Aber darüber sprechen ist auch nicht verkehrt.

  3. Der_Pazifist hat geschrieben: 05.12.2022 20:50
    cM0 hat geschrieben: 05.12.2022 20:22 Generell kann man mir immer Feedback geben. Das haben einige Leute auch per PN getan (unter anderem Khorneblume und Roebb) und das war deutlich konstruktiver als alles hier im Thread. Ich schreibe dir nachher auch noch eine PN dazu, muss aber vorher noch ein bisschen arbeiten. Mein Hauptproblem ist, dass Servulon wiederholt harsch für etwas angegangen wurde, was im Test steht.
    Die Sperre gegen Nasenbrot gab es aus verschiedenen Gründen, unter anderem auch, weil er seinen Ton eben nicht gemäßigt hat und weil er 4P in einem anderen Thread unterstellt hat, dass die Tests gekauft sind. Irgendwo muss eine Grenze sein.
    Wegen Sperrgrund: Sehe ich tatsächlich anders.. ich verstehe was du meinst, aber dein Postverlauf sagt was anderes. Auch wurde er nur einmal beleidigend. Möchte das auch gar nicht komplett aufdröseln. Selbiges gilt für deine Aufforderung zur PM nur um es im nächsten Satz wieder nichtig zu machen. Kommunikativ sehr schwierig.
    Lass die User diskutieren und im schlimmsten Fall präzise wie ein Chirurg eingreifen.
    Und lass du dann doch bitte auch cM0 seine sehr gute "Arbeit" weitermachen. Auch wenn man mal mit der Ergebnis nicht zufrieden sein mag - honoriert doch bitte, wie ausführlich und freundlich er das (nicht nur in diesem Thread) gemanaged hat. Und in der Sache dann letztlich konsequent sein - das kann man einem Mod schlecht vorwerfen.

  4. cM0 hat geschrieben: 05.12.2022 20:22 Generell kann man mir immer Feedback geben. Das haben einige Leute auch per PN getan (unter anderem Khorneblume und Roebb) und das war deutlich konstruktiver als alles hier im Thread. Ich schreibe dir nachher auch noch eine PN dazu, muss aber vorher noch ein bisschen arbeiten. Mein Hauptproblem ist, dass Servulon wiederholt harsch für etwas angegangen wurde, was im Test steht.
    Die Sperre gegen Nasenbrot gab es aus verschiedenen Gründen, unter anderem auch, weil er seinen Ton eben nicht gemäßigt hat und weil er 4P in einem anderen Thread unterstellt hat, dass die Tests gekauft sind. Irgendwo muss eine Grenze sein.
    Wegen Sperrgrund: Sehe ich tatsächlich anders.. ich verstehe was du meinst, aber dein Postverlauf sagt was anderes. Auch wurde er nur einmal beleidigend. Möchte das auch gar nicht komplett aufdröseln. Selbiges gilt für deine Aufforderung zur PM nur um es im nächsten Satz wieder nichtig zu machen. Kommunikativ sehr schwierig.
    Lass die User diskutieren und im schlimmsten Fall präzise wie ein Chirurg eingreifen.

  5. Das freut mich für euch natürlich, doch der sehr allgemeine Vorwurf steht weiterhin hier im Thread im Raum.
    Dabei geht es mir wiederholt nicht darum, 4P in Schutz zu nehmen. Nur ist es halt so, dass es so viel am neuen 4P zu kritisieren gibt, dass wir uns mit einer übertriebenen und meiner Meinung nach nicht zutreffenden Kritik keinen Gefallen tun... Weil solch eine Kritik eher dazu führt, dass noch weniger irgendwas darauf gegeben wird, was irgendwer im Forum schreibt, als ohnehin schon.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1