Veröffentlicht inTests

Perimeter: Emperor’s Testament (Taktik & Strategie) – Perimeter: Emperor’s Testament

Für Echtzeit-Strategen gibt es selten frische Impulse abseits althergebrachter Eroberungssitten – innovative Exoten muss man mit der Lupe suchen. Aber es gibt sie. Neben dem retrobizarren Darwinia und den mikrokosmischen Pikmins gehört auch Perimeter dazu. Im Mai vor zwei Jahren begeisterte der Newcomer aus Russland mit Terraforming, GO-Anleihen und Schutzschildtechnik.

© K-D Labs / Frogster

Moderne Schutzschildtechnik

Viel angenehmer ist es, den Gegner beim Aufprall auf das eigene Schutzschild zu beobachten, das man just in dem Moment hochzieht, wenn er seine ersten Bomben fallen lässt: Auf Knopfdruck und bei genug Energie könnt ihr entweder einzelne Energietürme oder gar die ganze Basis mit einem flackernden Schild versehen. Erstere Methode eignet sich, um Angriffe auf einen Punkt energiesparend abzuwehren; Letztere ist lebenswichtig, wenn ihr von mehreren Seiten bedroht werdet, kostet aber sehr viel Energie. Beide Varianten sehen gut aus, denn plötzlich wabert ein transparenter Mantel über euren Gebäuden.

Auch aus der Luft werdet ihr attackiert: Schutzschild hochziehen oder die Flugabwehr alarmieren?

Die Stärke dieses Prinzips ist, dass es nicht statisch ist und dass das Schutzschild sowie seine Knotenpunkte ständig erweitert werden müssen: Um einen entlegenen Punkt zu erreichen, muss man quasi eine Kette aus Türmen anlegen. Nur über weit strahlende Transmitter lassen sich unzugängliche Bergregionen überwinden – das ist Raumgewinnung für Kreativköpfe, die immer wieder zum militärischen Knobeln einlädt. Das Gemeine und spielerisch Faszinierende daran: Zerstört der Feind einen Energieturm tief in eurem Netz, kann er damit nicht nur gleich einen ganzen Expansionsarm lahm legen, so dass selbst eure Laser- und Flugabwehrtürme ausgeschaltet werden. Nein, er kann durch geschicktes Anbauen auch dafür sorgen, dass eure fleißig errichtete und jetzt saftlose Infrastruktur komplett erobert wird. Dazu muss er die brachliegenden Türme nur an sein Netz anschließen und schwups: schon wurde alles annektiert. Im Multiplayermodus sorgen diese Gemeinheiten für angenehmes Schwitzen…

Kriegsspiel für Profis

Auch dieses Perimeter ist kein Zuckerschlecken: Abgesehen davon, dass Einsteiger auch aufgrund des fehlenden Handbuchs oder Tutorials an der Komplexität verzweifeln können, zeigt die KI von Beginn an ihre Stärke. Man muss schnell und klug reagieren, um die Missionen heil zu bestehen. Es gibt Dauerangriffe, Zwei- oder Dreifrontenkriege und euer Gegner beherzigt auch ab und an das Schere-Stein-Papier-Prinzip, wenn er Einheiten geschickt in jenen Typ verwandelt, der euch gefährlich werden kann. Für Veteranen und Kenner ist das der ideale Spielplatz, denn gerade dieser Anspruch spornt immer wieder an, die eigene Taktik zu verbessern. Statt einer Aneinanderreihung einfacher Zerstörungsaufgaben muss man hier immer das große Ganze im Auge behalten und wachsam sein.

Die Kulisse konnte schon damals mit ihren ebenso natürlichen wie bizarren Landschaften faszinieren und ist auch heute noch ansehnlich, wenn auch nicht mehr erstklassig: Nicht nur die dampfenden Vulkane, die tiefen Schluchten und vereinsamten Inselplatten, sondern auch die vielen Bodenreliefs mit ihren fossilen Strukturen laden zum Hinschauen ein. Jeder Planet zeigt sein eigenes exotisches Gesicht. Schade ist, dass das Porträt des Imperators nicht animiert wurde; zudem wirkt sein Äußeres fast zu jugendlich. Die Präsentation bleibt insgesamt auf dem Stand von 2004 – gute Zwischensequenzen sind Fehlanzeige, die Menüs wirken steril. Das kann man einem günstigen Add-On verzeihen, aber Perimeter 2 sollte hier einen Zahn zulegen.

Trotz des ungeheuren Potenzials einer futuristischen Exodusgeschichte, in der eine mythische Erde und mysteriöse Schöpfergeister durchaus die Neugier wecken: In Sachen Story bleibt diese Erweiterung leider den verwirrenden Wurzeln treu. Wer das Hauptspiel und die Entwicklung zwischen den drei Völkern der Geister, der naturverbunden Harkbacks und des soldatischen Imperiums nicht kennt, wird erzählerisch in der Luft hängen. Auch diesmal rückt die Story in der 25 Missionen starken Kampagne daher schnell in den Hintergrund, wenn man sich nicht auf vieles selbst einen Reim macht: Hängen bleibt eigentlich nur, dass alle drei Völker ums Überleben kämpfen – hier hätte ein schöner Rückblick oder eine Zusammenfassung der Ereignisse geholfen. Der Multiplayerteil ist zwar immer noch ein Garant für spannende Duelle, aber die Beschränkung auf nur drei neue Karten und lediglich gewöhnliche Modi wie Deathmatch sorgen nicht gerade für Euphorie.
     

  1. wäre natürlich schön gewesen wenn die die vollversion gleich mit auf die dvd gepackt hätten. weil die demo fand ich damals eigentlich wirklich überzeugend - zumindest im multiplayer.
    liefern die eigentlich einen leveleditor mit?
    interessanterweise steht auf der homepage dass die schon seit 2004 an perimeter 2 arbeiten. da könntet ihr ja mal anfragen in wie weit das schon fortgeschritten ist.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.