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Pitfall! (Plattformer) – Pitfall!

30 Jahre ist es mittlerweile her, dass die Sidescroller, die für uns heute so selbstverständlich sind, ihren Anfang nahmen – und zwar nicht mit einem gewissen Schnauzbart-Italiener, sondern mit einem wenigfarbigen Indiana-Jones-Verschnitt: Pitfall! So ein Jubiläum wird doch sicher standesgemäß gefeiert, nicht?

© The Blast Furnace / Activision

Wie damals, nur ganz anders
Willkommen zurück, Harry. Auch wenn du ganz und gar nicht mehr der Alte bist: Das neue Pitfall orientiert sich überdeutlich an Temple Run.
Willkommen zurück, Harry. Auch wenn du ganz und gar nicht mehr der Alte bist: Das neue Pitfall orientiert sich überdeutlich an Temple Run. © 4P/Screenshot

Mit dem Original hat das neue Pitfall nur kurz vor dem Hauptmenü zu tun – wenn sich nämlich der klassisch-pixelige Pitfall Harry zur Eröffnung der Entwicklerlogos an der guten alten Liane durchs Bild schwingt. Alles, was danach kommt, mag zwar den Geist des Atari 2600 in sich tragen, das Spielprinzip aber ist ein ziemlich offensichtlicher Klon des mobilen Erfolgstitels „Temple Run“. Hier wie da wird automatisch in den Bildschirm hinein gerannt, über Wischbewegungen bringt man den Helden dazu, zu springen, auf dem Boden zu rutschen und nach links bzw. rechts zu rennen. Neigbewegungen des Geräts bringen Pitfall Harry dazu, leicht nach links und rechts zu driften, um Hindernissen auszuweichen oder Boni aufzusammeln.

Immerhin hören die Parallelen hier auf, denn der junge Entwickler The Blast Furnace (der u.a. aus einigen Köpfen von Rockstar Leeds besteht) hat die Tempel-Rennerei noch deutlich ausgearbeitet.

Autsch - da war der Skorpion wieder schneller. Noch ein Treffer, und die Runde ist gelaufen.
Autsch – da war der Skorpion wieder schneller. Noch ein Treffer, und die Runde ist gelaufen. © 4P/Screenshot

Das geht schon bei der Perspektive los; hier wird das Gerät horizontal gehalten. Die Landschaft ändert sich ständig: Mal rennt man durch den dichten Dschungel, mal durch kleinere Dörfer, mal durch schummrige Höhlen, mal durch Lavagrotten. Gelegentlich schont man auch die eigenen Füße, während man auf einer Raubkatze reitet, ein spritziges Motorrad steuert oder, ganz der Herr Dr. Jones, auf einer Lore durch düstere Minen rast. Das Spielprinzip ändert sich während dieser Ausflüge zwar nicht, aber die sorgen für eine willkommene Abwechslung. Außerdem gibt es nicht nur die gewohnten Hindernisse, unter denen man drunter durch rutschen oder sie überspringen muss, sondern auch Gegner wie Schlangen oder Skorpione, denen man mit der mächtigen Peitsche etwas Respekt verpassen muss. Wer das nicht tut, wird entweder vergiftet (was man nur einmal verträgt) oder, wie vom Krokodil, gleich verschlungen.

Shut up and take my money?

Aller 2000m kann man einen Checkpunkt aktivieren - der allerdings erst freigekauft werden muss. Auch die anderen Extras lässt sich das Spiel teuer bezahlen.
Aller 2000m kann man einen Checkpunkt aktivieren – der allerdings erst freigekauft werden muss. Auch die anderen Extras lässt sich das Spiel teuer bezahlen. © 4P/Screenshot

Während man bei Temple Run bei jedem Fehler ganz von vorn anfangen muss, bietet Pitfall Checkpunkte: Passiert man einen bunten Papagei, kann man sich hinterher wieder bei diesem ins Spiel beamen. Das ist allerdings nicht gratis, sondern kostet gleich doppelt: Zuerst muss der Checkpunkt freigeschaltet werden, anschließend braucht man noch „Macaw Tokens“, um sie auch nutzen zu können. Die ersten paar davon kriegt man noch geschenkt, danach will die Bequemlichkeit bezahlt werden. Entweder mit den Goldbarren, die man im Laufe des Rennens aufsammelt, oder den Diamanten, die man für jeden Levelaufstieg bekommt. Mit normalem Spielen verdient man allerdings gerade von Letzteren so wenig, dass sich der Kauf von Checkpunkten, Power-Ups oder neuen Klamotten für Harry schier unendlich hinzieht.

Die Lösung: IAP (In-App Purchase). Investiert man reale Münze, bekommt man die Diamanten nur so hinterher geschmissen. Was ja grundsätzlich kein großes Problem wäre, wenn man nicht aller Nase lang darauf hingewiesen werden würde, dass man sich das Leben doch mit einem locker sitzenden Portemonnaie doch viel leichter machen könnte – das erreicht schnell Nervpenetranz-Grenzen. Wenn wenigstens das Original-Pitfall Teil der Freischalt-Geschichte wäre…

Später ist man auch in einer Lore oder auf einem Motorrad unterwegs.
Später ist man auch in einer Lore oder auf einem Motorrad unterwegs. © 4P/Screenshot


Technisch ist Pitfall durchaus bemerkenswert. U.a. durch seine Hardware-Voraussetzungen, denn man gibt sich nur mit dem Besten zufrieden: Alles unter iPhone 4, iPad 2 oder iPod touch 5 wird gar nicht erst unterstützt, und die Minimal-Voraussetzungen sind wirklich gerade gut genug – auf dem iPhone 4 sind nicht nur die Ladezeiten ziemlich lang, das Spiel ruckelt auch immer wieder mal spürbar. Auf dem iPhone 5 hingegen flutscht alles wunderbar, hier kann man die Kulisse richtig genießen. Denn die Entwickler nutzen einen interessanten Retro-Ansatz für die Grafik: Keinerlei Texturen, stattdessen dicke Comic-Shader für die nackten Polygone. Das Ergebnis sieht klar und farbenfreudig aus, die Animationen sind geschmeidig, die Kameraschwenks elegant und variantenreich.

  1. also mittlerweile bin ich mir net sicher...
    hab pitfall als 16farben game in erinnerung, bei dem man lianen erwischen muss um über sümpfe zu schwingen in denen hungrige krokodile rumschwirren... aber was das genau mit DIESEM spiel zu tun haben soll... no frikkin idea :)
    edit: FO_UND!
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