Kein guter Start
Manchmal spiele ich Spiele, bei denen ich schon weit im Voraus weiß, was ich zu sagen haben werde. Oft hoffe ich, dass es dann doch anders kommt – aber meistens verraten Trailer schon so viel über bald anstehende Releases, dass es schier unmöglich ist, unvoreingenommen in ein Videospiel einzutauchen. Bei Pokémon Karmesin & Purpur habe ich das extra gemieden, um ohne Vorwissen in die neunte Generation der Taschenmonster starten zu können. Womit ich nicht gerechnet hatte: mit Game Freak, ironischerweise. Denn die Dreistigkeit der Pokémon-Producer mit Karmesin & Purpur ist kaum mehr zu überbieten…
Mir wurden Ausschnitte der Trailer in meine Twitter-Timeline gespült, auf WhatsApp hagelte es Memes, die Clips sorgten für Schlagzeilen. Es war unumgänglich, Karmesin & Purpur nicht wenigstens bruchstückhaft wahrzunehmen. Mehr als Bruchstücke wahrzunehmen war wiederum auch nicht möglich, denn die Spiele kamen bereits in den Trailern so unfertig daher, dass wild spekuliert wurde, ob das nur die Beta-Versionen waren, die der Öffentlichkeit vorab präsentiert werden sollten. Das Videomaterial offenbarte eine dermaßen schwache Grafik und Performance, dass ich mich mehrfach fragte, ob sich Game Freak so etwas nach Pokémon-Legenden: Arceus ernsthaft noch einmal erlauben würde. Aber da ging vermutlich die Naivität mit mir durch, oder die Gutgläubigkeit, oder die Liebe zu diesem Franchise, oder einfach alles zusammen.
Die Trailer zeigten unter anderem Texturen, verwaschener als der Wasserfarbenkasten eines Zweitklässlers; Bäume und Blumen, geschmückt mit gefalteten Pappblüten und Zahnstocher-Ästen; NPCs und umherlaufende Pokémon, quasi bis zur Unkenntlichkeit heruntergerendert, damit das Spiel wenigstens halbwegs flüssig läuft. Zusammengefasst: eine Unverschämtheit in Form eines Videospiels, präsentiert vom Unternehmen mit dem kommerziell erfolgreichsten Franchise der Welt.
Dabei sind Pokémon Karmesin und Purpur auf dem Papier die Wunschkinder der Community: Mainline-Editionen im Open-World-Gewand, ein nichtlinearer Handlungsstrang, etliche Quality-of-Life-Verbesserungen. Und es ist möglich, mit Freunden nicht mehr nur zu kämpfen und Pokémon zu tauschen, sondern mit ihnen gemeinsam die Welt zu erkunden. Wenn da kein Ash-Ketchum-Feeling aufkommt! Aber das bietet Karmesin und Purpur größtenteils nur auf dem Papier. In der Realität führe ich eine ausgeprägte Hassliebe zur neunten Taschenmonster-Generation, und das nicht nur aufgrund der grottigen Performance und Grafik.
Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück
Die offene Spielwelt in Karmesin & Purpur hatte Game Freak schon in Pokémon-Legenden: Arceus erprobt, und das größtenteils erfolgreich. Nicht mehr nur von Alabastia nach Vertania City schlappen, sondern die große Welt auf eigene Faust erkunden – so hässlich sie auch sein mag. Der entscheidende Vorteil lag im Spielablauf, denn die Pokémon trotteten neuerdings über Stock und Stein und versteckten sich nicht mehr nur hinter ein paar Grasbüscheln. Nie war es so leicht, vor allem aber so spaßig, gegen Pokémon zu kämpfen, sie zu fangen und so den Pokédex zu füllen. Karmesin & Purpur haben diesen Gameplay-Ansatz übernommen, aber nicht vollständig: Im Gegensatz zu Arceus ist es nicht möglich, Pokémon durch das bloße Werfen eines Pokéballs zu fangen. Stattdessen schleudert der Spieler das erste Pokémon aus dem Team und startet damit einen Kampf. Ein Rückschritt, den ich so nicht erwartet habe, der mich aber mehr stört, als ich mir zunächst eingestehen wollte. Denn ich sehe keinen nachvollziehbaren Grund, warum Game Freak dieses zeitsparende Feature gestrichen hat. Sich an Pokémon anzuschleichen und ihnen klammheimlich einen Hyperball in den Nacken zu schmettern – das hätte ich nie mehr hergeben wollen!
Trotzdem kommt eine gewisse Just-one-more-Mentalität auf: Was kriecht denn da hinten? Schnell mal nachschauen! Oh, da klettert etwas in die Baumkrone? Will ich haben! Das lässt mich ein Stück weit darüber hinwegsehen, dass das Pokéball-Feature verschwunden ist. Auch deshalb, weil nicht zwingend ein Kampf gegen Pokémon gestartet werden muss, um sie zu besiegen (fürs Fangen hingegen schon). Per Schultertaste schickt man das Pokémon an erster Stelle im Team los, um es automatisch gegen wilde Pokémon antreten zu lassen – ob es gewinnt, hängt von Typvorteilen und Levelunterschieden ab. Dadurch lassen sich während des Erkundens nach und nach Erfahrungspunkte für das ganze Team sammeln. Stichwort Erfahrungspunkte: Ja, der unsichtbare EP-Teiler ist von Anfang an eingeschaltet und nein, er ist – erneut – nicht ausschaltbar.
Bei mehr Power einer Switch2, wird es trotzdem ruckeln, weil sie dann die Power für was anderes nutzen.
Spiele können auf der Switch sehr gut aussehen, das sieht man an BotW - einem Launch-Titel - und dass die beiden Pokemon-Spiele so arg ruckeln, liegt am nach wie vor nicht gefixten Memory Leak, der dafür sorgt, dass das Spiel immer schlechter läuft, je länger man die Switch-Konsole anlässt (so wie Skyrim auf der PS3 damals), was im Falle der Switch natürlich ziemlich dämlich ist, wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen ihre Switch vermutlich in den Stand By-Modus versetzen, anstatt sich richtig auszuschalten.
Das würde es, es wäre aber auch kein Problem gewesen, ein recht ruckefreies Spielerlebnis auf der aktuellen Switch zu bieten aber wir reden hier von Game Freak, welche seit dem Sprung in die 3D-Ära mit der Performance zu kämpfen haben, es gab seit einschließlich X und Y kein Pokemon-Spiel mehr, welches NICHT irgendwelche Probleme mit der Performance hatte.
Ich blame 70% Game Freak und 30% Nintendo
Die ganzen offensichtlichen Probleme mal dahingestellt, fast keine Spieleadaption auf der Switch kommt mit einem Grafikdowngrade von mindestens 2 Konsolengenerationen aus um das Spiel halbwegs ruckelfrei wiedergeben zu können. Ich liebe meine Switch und ich hab mich echt drauf gefreut, dass endlich auch Titel wie Persona oder Witcher auf ihr spielbar sein werden, aber goddamn, am Ende hab ich lieber in eine PS4/5 investiert als mir diesen Grafikmatsch anzutun.
Well yeah, Switch ist hauptsächlich ein Handheld, aber dann sollte zumindest das Dock für die fehlende Power sorgen. Oder man bleibt einfach gleich beim altbewährten Konzept Handheld UND Konsole auf den Markt zu bringen. So ist es nichts Halbes und nichts Ganzes.
Was hat das Jetzt mit KarPu zu tun? Nun, ich wette, dass die Grafiken wesentlich hochwertiger waren, man dann aber festgestellt hat dass die Hardware heillos überlastet ist und daher die Defaultskin verwenden musste. Vergleiche wie zu BotW hinken, da Pokémon sich einfach eines ganz anderen Systems bedient, man hat nicht eine Hand voll statischer Bossmobs, man hat fast 1000 individuelle Charaktermodelle, Geschlechtsunterschiede, Shinyformen etc nicht mitgezählt, das verbraucht Speicher. Dieses Problem existiert seit der ersten Generation.
Entschuldigt alles nicht die restlichen Fuck-Ups in der Entwicklung, aber mehr Konsolenpower würde durchaus helfen, ein flüssigeres Spieleerlebnis zu haben.
Es ist einfach eine Frechheit im Jahre 2022, beinah '23 sowas zu liefern.
Das Spiel ist technisch locker 10-15 Jahre zu spät dran.
So ziemlich jeder von uns, der in seiner Kindheit Pokémon auf dem Gameboy oder N64 gespielt hat, hat sich sowas in der Art im kopf ausgemalt und ich bin der Meinung, technisch ist das heute gelieferte nicht Jahrzehnte weit weg von dem, was damals bereits möglich war.
gefühlt ja
aber die raids gehen deutlich flotter weil die kampfanimationen gleichzeitig abgespielt werden.
aber das funktioniert auch nicht einwandfrei. kann aber auch am nintendo-lag liegen.