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Pro Evolution Soccer 2018 (Sport) – Zwischen Ball und Gegner

Der Transferwahnsinn wirkt sich auch auf Pro Evolution Soccer 2018 aus: Im Titelbild posiert der Neupariser Neymar mit seinen Ex-Kollegen vom FC Barcelona und im Intro kickt der trotzig streikende Dembélé noch ganz munter im schwarzgelben Trikot neben Reus. Tja, da hat der Fußballrubel auch Konami überrollt – aber keine Bange: Die Kader sind zum Verkaufsstart aktuell, so dass Yarmolenko, Höwedes & Co beim korrekten Arbeitgeber auflaufen. Uns interessiert im Test allerdings in erster Linie, wie die Japaner das Spieldesign der Fußballsimulation entwickelt haben.

© Konami / Konami

Standards, Kosmetik & Kooperationen

Ansonsten gibt es lediglich Kosmetik: Bei einem Eckball kann man jetzt auch aus mehreren kurzen Varianten wählen, so dass sich z.B. zwei Spieler anbieten oder sich jemand an eine bestimmte Position bewegt. Auch bei indirekten Freistößen kann man die Laufwege seiner Mitspieler vor der Flanke modifizieren, so dass sie sich z.B. in einer Reihe postieren, schnell hineinstürmen etc. Auch Strafstöße laufen etwas anders ab. Hinzu kommen noch kleinere Anpassungen: Mir gefällt z.B. die geänderte Perspektive bei den direkten Freistößen, die den Blickwinkel des Schützen in den Vordergrund rückt und so für mehr Spannung sorgt, sobald der Ball in der Luft ist. Außerdem hat man die bisher optionale, aber künstlich wirkende bunte Flugkurve endgültig gestrichen. Es gibt zudem neue Statistiken zu Ballbesitz und Passquote während des Spiels.

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Als deutsche Teams sind lediglich Dortmund, Schalke und Leipzig spielbar. Außerdem die Nationalmannschaft. © 4P/Screenshot

Schließlich gibt es weitere Vereinslizenzen: Nach Barcelona, Dortmund und Liverpool hat Konamit mit Inter Mailand, Valencia und Fulham weitere, wenn auch nicht mehr ganz so namhafte Clubs gewinnen können – hinzu kommt gefühlt die komplette südamerikanische Fußballwelt. Eine Übersicht über alle Lizenzen und Ligen findet ihr hier. Das klingt gut, aber es bleibt bei den Defiziten in der Premier League, was die offiziellen Clubnamen und Trikots von z.B. Manchester United, Chelsea oder Tottenham betrifft, und aus deutscher Perspektive gibt es mit Leipzig und Schalke erneut nur nur drei Vereine. Was zudem unverständlich ist: Da hat man die Möglichkeit, die Mutter aller Derbys zu inszenieren und wie fühlt es sich an, wenn Schwarzgelb und Königsblau im voll besetzten Westfalenstadion aufeinander treffen? Wie präsentieren sich Fans und vor allem Kommentatoren? Wie in jedem anderen Spiel. Hagemann und Küpper lassen dieselben Floskeln vom Stapel. Die Fans zeigen dieselben Banner à la „Gemeinsam sind wir stark“. Von irgendeiner Brisanz oder besonderen Atmosphäre ist nichts zu spüren. Anstatt „Legenden“ wie Norbert Dickel zu digitalisieren, sollte man gerade mit diesen Kooperationen im Rücken versuchen, die Fußballkultur noch authentischer abzubilden. Wie wäre es z.B. mit choreografierten Spielen, in denen man besondere Momente der Vereinsgeschichte wie Derbys oder KO-Spiele nachspielt? Malaga lässt grüßen! Wie wäre es mit tieferen Einblicken in die Historie des Clubs, die man freischalten kann? Oder gar nachspielen kann – inkl. Schwarzweißbild, Holzpfosten und Lederpille?

Apropos Kommentare: Ja, die beiden deutschen Moderatoren gehen auch mal auf die Meisterliga und Jungstars ein, analysieren sogar die eine oder andere Situation treffend, und vor allem Küpper kann mit seinem bärbeißigen Stil für Leben sorgen, aber spätestens nach drei Spielen hat man alles gehört. Vor allem fußballtaktische Analysen gibt es viel zu selten. Wer euphorische Ausrufe zu einem „Welttor!“ von Hagemann nach einem Abstauber nicht mehr hören kann, kann aber auf das bessere englische Duo umschalten.

Schlimme Karriere, aufgepeppte Meisterliga

Und bevor ich mir hier zu viel auf meine oben genannten Hinweise einbilde, die Entwickler tatsächlich ernst nehmen, zitiere ich mich nochmal mit „Konami muss etwas in den stagnierenden Spielmodi tun“, um gleich deprimiert festzustellen: Da passiert fast gar nichts! Vor allem „Werde zur Legende“ bleibt als Karriere ein steriler Witz, der mit seiner unpersönlichen Inszenierung einfach nur langweilt. Hier kann Konami nicht mal ansatzweise abbilden, worum es im Leben eines Profifußballers geht. Wie letztes Jahr muss man sich mit unpersönlichen Statistiken außerhalb und unzureichendem Feedback auf dem Platz abgeben. Bitte streicht diesen seelenlosen Modus endlich komplett – danke!

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In der aufgepeppten Meisterliga gibt es jetzt auch mal Interviews mit den Stars. © 4P/Screenshot

Immerhin kann man die alte „Meisterliga“ spürbar  aufpeppen: Ab sofort gibt es einen zweiten Schwierigkeitsgrad, der die Ansprüche an den Manager eines Clubs erhöht – was mir gut gefällt. Zum einen ist es schwieriger, sowohl unbequeme Spieler in den Kader zu integrieren als auch aufkommende Stars zu halten. Wer für eine gute Teamchemie sorgen will, muss also besser auf die Einsatzzeiten, Rollen sowie Positionswünsche achten. Und man wird leichter gefeuert, wenn der Club nicht die erwarteten Platzierungen erreicht oder die Mannschaft unzufrieden ist. Klingt gut, aber in der Praxis reagieren die Verantwortlichen selbst auf Pleiteserien nicht spürbar, sondern erst am Ende einer Saison.

Dafür wirkt die Inszenierung etwas „lebendiger“, denn Anfragen an Vereine werden von einem Telefonklingeln begleitet, es gibt mal Interviews und das Schließen des Transferfensters wird über einen Stunden-Countdown dargestellt. Da in dieser Phase auch eigene Spieler mit fester Ablösesumme den Verein verlassen können, ohne dass man reagieren kann, kommt

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Nicht nur bei langen, auch bei kurzen Ecken hat man jetzt eine Auswahl. © 4P/Screenshot

durchaus Spannung auf, zumal manche der eigenen Stars gerade in den Nachrichten mit ihren Meinungen zum kolportierten Wechsel auftauchen. Hier bildet die Meisterliga die relative Hilflosigkeit der aktuellen Clubs ein wenig ab. Schön ist auch, dass die eigene Jugendmannschaft wesentlich wichtiger ist, denn auch hier fragen fremde Vereine früh nach den aufstrebenden Stars; außerdem kann man dort gezielter trainieren lassen. Unterm Strich wirkt die Meisterliga strategischer und spannender. Aber auch da ist noch so viel Luft nach oben, um die vielen alten Krusten dieses Spielmodus aufzubrechen!

Mein Tipp an Konami: Konzentriert euch doch voll auf die Meisterliga, gestaltet sie noch persönlicher und versucht über Rivalen, nicht nur auf Vereins-, sondern auch auf Trainerebene, für mehr Spannung und Wettbewerb zu sorgen. Außerdem sollte man sie wieder online zugänglich machen! Dass man als Entwickler hier so wenig tut liegt vermutlich daran, dass in einem anderen Spielmodus aufgrund der Mikrotransaktionen zusätzlich Geld verdient wird: In myClub, wo man à la Ultimate Team aus FIFA eine eigene Mannschaft mit Überraschungsei-Effekt zusammen bastelt. Und ich kann diesen Modus absolut nicht ausstehen.

  1. Spielerisch das Beste seit PES6, aber für mich als Meisterliga-Fetischisten ist das einfach zu wenig, auch dieses Jahr :roll: Lizenzen, Atmosphäre, Präsentation seien mal dahin gestellt, ist mir nicht so wichtig.
    Ich mag die Herausforderung auf Superstar - aber was sich die KI zusammencheatet ist eine Frechheit. Dass jeder Fehler bestraft wird ist ja irgendwo realistisch, aber dass jeder Zweitligist einen Tikitaka ala Barcelona aufzieht und die Bälle aus 20 Metern schön in den Winkel setzt, ist dann einfach zu viel. Wie gesagt, Herausforderung ist gut, aber wenn die KI-Spieler grundsätzlich schneller und stärker sind, vergeht mir jede Lust. Man muss sich nur angucken, wie der CPU die Tore macht, immer das gleiche Muster mit einem hohen Ball hinter die Verteidiger aus dem Halbfeld.
    Generell ist die Meisterliga auch mit den von Jörg angesprochenen Neuerungen hoffnungslos veraltet. Warum kann ich mit lediglich 5 Spielern gleichzeitig verhandeln? (Seit PES4 schon so!) Warum ist die Trainingssteuerung so umständlich? Warum sind die Taktikeinstellungen so beschränkt (seit 3-4 Jahren Stillstand)? Warum kommt mein wiedergenesener Kapitän nicht automatisch wieder in die Startelf? Und und und... :?
    Jedenfalls wars das für mich mit Konami, als Fan seit PES3 tue ich es mir nicht mehr an :evil:

  2. Kannachu hat geschrieben: 02.10.2017 15:45
    Freakstyles hat geschrieben: 02.10.2017 15:24
    Kannachu hat geschrieben: 28.09.2017 21:16 Dir ist aber schon klar warum die PC Spieler unzufrieden sind, ja? Das hat eher weniger was mit der Qualität des Spiels zu tun, sondern eher mit der Tatsache das man nicht oder nur sehr beschissen Online spielen kann. Ein GTA5 hat dort auch nur 67%.
    Mit dem kleinen aber feinen Unterschied das GTA 5 noch im Mai als sehr Positiv bewertet wurde und erst mit den 2 neuen DLCs im Juni die Wertungen abrutschten ;) (Und schon hat sich das neue Steam Chart bewährt, wer hätte es gedacht ^^)
    "Sehr Positiv" bedeutet in diesem Fall 73%, denn das ist die Bewertung wenn man alle Reviews bis zum Mai 2017 nimmt. Auch nicht gerade der 90er Hit wie er mir hier im Test versprochen wurde. :roll:
    Freakstyles hat geschrieben: 02.10.2017 15:24Abgesehn davon sind Serverprobleme nicht Hauptkritikpunkte der Negativ Rezensionen.
    Das ist definitiv der Hauptgrund warum viele das Spiel negativ bewerten. Klick dich einfach durch die Reviews und du siehst diesen Punkt fast überall.
    Da fallen mir durchaus auch andere Punkte bei auf die gleichzeitig erwähnt werden: Schlechte Grafik, schlechte Präsentation, Bugs, Spielerverhalten, in allen Belangen schlechter als die Konkurenz, da ließt man so einiges.
    Und ja, ich gebe Dir recht! Auch GTA wurde hier viel zu sehr gehyped, kannst Dir ja den GTA Thread hier mal aufrufen, ich meine da war seinerzeit ganz schön was los ;) !!
    und nochma zum Thema Steam Rezensionen, da muss man schon ein wenig unterscheiden, GTA 5 ist schon lange draussen und wurde über viele Sales und Updates bewertet. Bei Pro Evo ist es momentan einfach noch eine frische Momentaufnahme da gerade erst erschienen, aber genau nach dieser sollte das Spiel ja auch bewertet werden (als fertiges Produkt).

  3. Freakstyles hat geschrieben: 02.10.2017 15:24
    Kannachu hat geschrieben: 28.09.2017 21:16 Dir ist aber schon klar warum die PC Spieler unzufrieden sind, ja? Das hat eher weniger was mit der Qualität des Spiels zu tun, sondern eher mit der Tatsache das man nicht oder nur sehr beschissen Online spielen kann. Ein GTA5 hat dort auch nur 67%.
    Mit dem kleinen aber feinen Unterschied das GTA 5 noch im Mai als sehr Positiv bewertet wurde und erst mit den 2 neuen DLCs im Juni die Wertungen abrutschten ;) (Und schon hat sich das neue Steam Chart bewährt, wer hätte es gedacht ^^)
    "Sehr Positiv" bedeutet in diesem Fall 73%, denn das ist die Bewertung wenn man alle Reviews bis zum Mai 2017 nimmt. Auch nicht gerade der 90er Hit wie er mir hier im Test versprochen wurde. :roll:
    Freakstyles hat geschrieben: 02.10.2017 15:24Abgesehn davon sind Serverprobleme nicht Hauptkritikpunkte der Negativ Rezensionen.
    Das ist definitiv der Hauptgrund warum viele das Spiel negativ bewerten. Klick dich einfach durch die Reviews und du siehst diesen Punkt fast überall.

  4. Kannachu hat geschrieben: 28.09.2017 21:16 Dir ist aber schon klar warum die PC Spieler unzufrieden sind, ja? Das hat eher weniger was mit der Qualität des Spiels zu tun, sondern eher mit der Tatsache das man nicht oder nur sehr beschissen Online spielen kann. Ein GTA5 hat dort auch nur 67%.
    Mit dem kleinen aber feinen Unterschied das GTA 5 noch im Mai als sehr Positiv bewertet wurde und erst mit den 2 neuen DLCs im Juni die Wertungen abrutschten ;) (Und schon hat sich das neue Steam Chart bewährt, wer hätte es gedacht ^^)
    Konami verpasst es halt seit mittlerweile fast einem Jahrzehnt vernünftige Server zu stellen, das gilt nicht nur für Pro Evo sondern für ettliche Spiele aus diesem Hause. Man hängt dabei technisch einfach hinterher, vor allem wenn man es mit der direkten Konkurenz vergleicht. Abgesehn davon sind Serverprobleme nicht Hauptkritikpunkte der Negativ Rezensionen. Obwohl es natürlich schon echt Scheiße ist 2017 nicht vernünftig online spielen zu können, hab ich ja vollstes Verständnis für, deshalb würd ich dafür auch nie Geld ausgeben. Gibt natürlich noch 50% Singleplayer, die können sich immerhin an der Stagnation der letzten Jahre erfreuen.

  5. Ja ja und nächstes Jahr gibts SG Wattenscheid 09 lizenziert....Und einen Manager Modus der NBA2K gleicht....Aber...ABER...der Preis bleibt dersselbe...Vielen Dank Konami! Wundert ja eh schon jeden warum es in PES keinen Frauen-Fußball gibt....

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