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Pro Evolution Soccer 5 (Sport) – Pro Evolution Soccer 5

Eigentlich ist der Ball ja bloß rund. Aber Konami vollbringt jedes Jahr das Kunststück, ihn noch einen Tick runder zu machen. Bisher haben es die Japaner mit erschreckender Konstanz geschafft, die erfolgreiche Serie immer so zu verbessern, dass selbst Kenner aufs Neue überrascht werden. Auch dieses Jahr darf gestaunt werden: Pro Evolution Soccer 5 spielt sich trotz kleiner Macken noch packender, unberechenbarer und authentischer.

© Konami Tokyo / Konami

Ein Mann, eine Pfeife

Die Schiedsrichter sind ein zweischneidiges Schwert: Einerseits legen sie die Vorteils- und die Abseitsregel meist richtig aus. Andererseits bestrafen sie selbst Grätschen von hinten nur mit einer gelben Karte und sorgen gleichzeitig mit der Ahndung fast jedes Tacklings für eine Menge Spielunterbrechungen: Wer mit aktivierter Doppeldeckung aggressives Pressing spielt, wird schnell ein Pfeifstakkato erleben, denn der Mann in Schwarz wacht mit Argusaugen selbst über harmlos erscheinende Zweikämpfe. Das kann gerade in den ersten Spielen nerven.

Gerade die Kopfballduelle sowie das Halten vor dem Sprung haben an Klasse gewonnen. (PS2)

Wer den Stürmer hart von hinten beharkt oder einfach ohne Tackling in den Mann hinein rennt, muss bereits mit einem Pfiff rechnen. Auch im Strafraum sollte man jetzt wesentlich mehr Vorsicht walten lassen, denn ein leichtes Tackling kann sofort zum Elfmeter führen – hier ist man für meinen Geschmack nicht sensibel genug an die Problematik herangegangen. Leider haben wir auch nicht bemerkt, dass sich diese Strenge bei anderen Schiedsrichtern legen würde. Hier hätte Konami deutlicher differenzieren müssen, um den unterschiedlichen Charakter der Schiris hervorzuheben. Aber obwohl das Dauergepfeife in den ersten Spielen an der Geduld nagt, legt es sich mit der Zeit, wenn man seine alte PES4-Spielweise abgelegt und sich eine neue Defensive angeeignet hat.

Die Abwehr im Visier

Für den Spieler heißt das: Man muss gezielter und vorsichtiger verteidigen, darf nicht einfach wild gegen den Ball führenden Gegner anrennen oder auf die Tacklingtaste hämmern. Konnte man die Defensive früher fast automatisiert mit der Doppeldeckung laufen lassen, ist jetzt mehr Übersicht und Feingefühl gefragt. Natürlich funktioniert diese Taktik immer noch, aber man muss sie behutsamer ausführen. Das hebt wiederum den Simulationscharakter und sorgt dafür, dass die Verteidigung etwas mehr Konzentration erfordert. Sprich: PES4-Veteranen werden sich komplett umstellen müssen.

Allerdings gibt Konami exzellente Hilfestellung: Die ohnehin gute KI der eigenen Abwehrspieler hat sich gegenüber dem Vorjahr noch verbessert – sie stehen besser, machen Räume enger, blocken beim Kopfball. Selbst Einsteiger werden trotz der Fülle der Möglichkeiten nicht überfordert und dürfen sich auf intelligente Mitspieler freuen. Natürlich gilt immer noch: Man muss dem Ball selbst entgegen gehen, selber Pässe erahnen und geschickt grätschen. Aber konnte man damals noch mit langen Pässen in die Tiefe fast jede Abwehr aushebeln, weil sich die Verteidiger meist vom weiten Ball überraschen oder während des Spurts einfach abdrängen ließen, beobachtet man jetzt wesentlich häufiger, dass die Außenverteidiger diese Gefahr antizipieren und sich spektakuläre Sprintduelle an der Linie liefern. Die alten Automatismen funktionieren nicht mehr und das sorgt auch in der Abwehr für ein neues, realistischeres Spielgefühl.

Der Torwart ist auch ein Teil der Defensive, überzeugt dieses Jahr sogar mit neuen weiten Würfen, Befreiungskopfbällen am 16er oder klasse Faustparaden. Außerdem macht er beim Abwehren von 1:1-Situationen sowie Lupfern eines solidere Figur und zeigt bei Fernschüssen keine peinlichen fehler. Allerdings macht er nicht immer eine so nachvollziehbare Figur: Wir haben eine Szene erlebt, in der ein Verteidiger einem Richtung Tor kullernden Ball hinterher rennt, diesen aber nicht

Im Bereich der Animationen überflügelt PES5 sogar FIFA 06 – Vielfalt und Natürlichkeit sind enorm. (PS2)

erreichen kann. Anstatt dass der Torwart diesen Ball einfach fängt oder weg schlägt, lässt er ihn tatsächlich ins Tor rollen – das sah peinlich aus, weil es absolut unrealistisch ist. In einer anderen Szene hat der Torwart sich den Ball in einer ähnlichen Lage selbst reingelegt. Okay, das sind Patzer am Rande. In neun von zehn Spielen läuft alles hervorragend. Aber: Es kann zu abstrusen Aussetzern des Goalies kommen, an denen Konami arbeiten muss.

Scherenschnitt & Konfettijubel

Obwohl die Spieler nur interessiert, was auf dem Platz abgeht, war das unansehnliche Publikum schon immer ein Problem der Serie: matschige Texturen und Pixelbrei statt tosender Fans. Viel hat sich an der Grafik nicht getan, selbst das Ruckeln bei Kameraschwenks und manchen schnellen Schüssen ist immer noch zu beobachten – vor allem auf der PS2; die Xbox und der PC zeigen sich flüssiger. Aber die Engine scheint auf allen Systemen einfach an ihr Limit zu kommen. Zwar wird Konami diese Baustellen erst auf Xbox 360 & Co in den Griff bekommen, aber dieses Jahr werden immerhin zwei neue, überaus ansehnliche Stilmittel eingeführt: Zum einen sieht man ab und zu nur einen Ausschnitt jubelnder Fans, aber dafür erstmals bunte Polygonfiguren in Vereinskluft und Konfettiregen – eine gute Idee, die auch die Präsentation der 2K Sports-Spiele wie NBA 2K6 oder NHL 2K6 auszeichnet. Zum anderen erlebt man den Torjubel ab und zu von einer Kamera hinter den Fans, die nur ihre schwarzen Silhouetten mit den ausgestreckten Armen zeigt.

Auch dieser animierte Scherenschnitt hebt die Qualität der Präsentation, die insgesamt noch zu wünschen übrig lässt, aber damit den richtigen Weg einschlägt. Realistische Stadionatmosphäre mit ansehnlichen Fans wird es erst auf den Next-Generation-Konsolen geben. Dafür hat PES5 bei den Kommentaren klar die Nase vorn: Im Gegensatz zu den teilweise unsinnigen bis peinlichen Bemerkungen in FIFA06 hört ihr hier solide Analysen von Hansi Küpper & Co. Die ähneln zwar teilweise dem Vorgänger und wiederholen sich nach einem Dutzend Matches, aber sie bestechen mit situationsbezogenen Bemerkungen, die selten daneben liegen. Man kann sie ohne Probleme laufen lassen, aber natürlich auch abschalten.
        

  1. Seit heute ist der "Superpatch" draußen, an dem einige besonders eifrige Europäische Editierer gebastelt haben. Dieser Patch sorgt letztenendes dafür, das es bei PES 5 keine Sorgen mehr wegen fehlenden Originalnamen oder falschen Faces oder Stadien gibt.
    Eine Übersicht über die Features inklusive den Downloadlinks entweder hier:
    http://www.pesx.de/forum/showthread.php ... post436249
    oder alternativ hier:
    http://www.gbase.ch/forum/viewtopic.php?t=4505
    Wer schon mal das Vergnügen hatte, PES 4 mit dem WOlff oder Obsession Patch zu zocken, hat eine kleine Vorahnung, was ihn bei PES 5 erwarten kann: geniale Stadionatmosphäre und große Detailverliebtheit.
    Wer also Fifa 06 immer noch nur wegen den Trikots und Mannschaftsnamen spielt, mit diesem Patch sei auch jenen letzten EA Jüngern geholfen, in den wirklichen Fußballgenuss zu kommen.
    Geduld vorausgesetzt, die Downloadlinks sind ziemlich überlastet seit heute mittag.

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