Fazit
Dear Esther begleitet den Spieler wie ein düsteres Hörbuch, Journey entführt in ein märchenhaftes Abenteuer – Proteus ist das Betrachten eines interaktiven Gemäldes. Es ist erzählerisch nicht so stark wie Dear Esther, spielerisch weniger ergreifend als Journey, doch das Erlebnis trotzdem ein besonderes. Aus den Pixeln seiner 8Bit-Hommage entstehen Berge, Täler, Wälder, Tiere und eine mythische Erzählung über den Lauf der Dinge. Zahllose Kleinigkeiten fügen sich zu einer lebendigen Welt zusammen, begleitet von einer berauschenden Melodie des Zwitscherns und Quakens. Genau wie ein Bild drängt sich das Spiel von Ed Key und David Kanaga nicht auf. Es stellt einfach dar. Es kann, muss aber nicht entdeckt werden. Und wer an ihm vorüber bzw. mittendurch stolziert, versteht sogar seinen Sinn. Aber nur wer es wirken lässt, begreift die emotionale Kraft, mit der Bild und Ton ein poetisches Kunstwerk erschaffen können.Wertung
PC
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Aus den Pixeln einer 8Bit-Hommage entsteht ein faszinierendes Gemälde – ein poetisches Kunstwerk.
Ich hoffe dieser hochstilisierte Dilettantismus ("8-Bit Hommage") verschwindet schnell wieder von der Bildfläche. 8-Bit war cool als es state-of-the-art und Ausdruck des Zeitgeists war. Heutzutage ist es nur eine Entschuldigung für jämmerlich produzierte Software.
So ich hab es auch mal ausprobiert.
Ich finde es hübsch und nett gemacht.
Aber: Proteus ist kein Spiel
Digitale Kunst ja. Es ist nett und hübsch. Es hat Aussagen.
Beispiel: Ich lade meine Freunde zu einem Brettspiel-Abend ein. Dann lege ich das Mona Lisa-Gemälde auf dem Tisch und wir schauen sie uns an. Sonst nichts. Das nach meinem Verständnis kein Spiel.
Ich finde Proteus ist eine tolle Idee. Muss Kunst immer nur buchstäblich in Stein gemeißelt oder auf eine (reale oder digitale) Leinwand gebannt werden? Es gibt ja auch reale Kunstprojekte das Besucher schrittweise beim Laufen entdecken und erfahren. Ich finde die Idee, das auch digital zu machen wunderbar.
Auf Steam gibt's das Spiel heute übrigens bis 19 Uhr zum halben Preis.
Und die typischen Youtube-Kommentare erst:
Sure you can hunt a tiger...but can you hunt one...with a Mustache?
die ganzen innovativen spiele sind zumeist weniger neu, als sie auf den ersten blick scheinen und bereits in der frühzeit des spiele-journalismus gab es diverse versuche, darauf passend zu reagieren. die power play neigte dazu, wertungen bei titeln zu unterlassen, die ihrer sicht nach "zu wenig spiel sind", andere versuchten das mit begriffs-kennzeichnungen wie "empfehlenswert", wieder andere legten goßen wert darauf, dass wertungen grundsätzlich nur genre-bezogen vergleichbar seien und es gab entsprechend unterschiede im wertungskasten. das ist - nebenbei bemerkt - ein punkt, den 4players konsequent ignoriert.
im falle von proteus scheint mir der bericht wirklich angemessen. tja - bis auf das thema wertung.
mir käme es nie in den sinn, faktoren wie faszination zu wichten. wenn man ein dear esther nimmt, welches das spiel auf die reine form der atmosphäre reduziert, wie kann man das nur als zahl ausdrücken? oder vielmehr in eine standartisierte form bringen, dass...