Virtuelle Kneipe für PS4 und PC
Um die passende Atmosphäre zu erzeugen, haben die Vofoo-Studios (Hustle Kings) einige Tische richtig schön nachmodelliert. Auch der Glanz auf den Kugeln wirkt realistisch, was man von der Kneipe dahinter nicht gerade behaupten kann: Um Ressourcen zu sparen, haben die Entwickler einfach einen fetten Unschärfefilter über den Hintergrund gelegt. Insgesamt wirkt der Raum deutlich zu dunkel: Wenn eine Kugel am anderen Rand lag, musste ich oft erst einmal den Bildschirm-Kontrast aufdrehen und die Jalousien herunterlassen, um die Situation präzise einschätzen zu können.
Vorerst erscheint Pure Pool nur für PS4 und PC – eine Umsetzung für Xbox One ist aber in Arbeit. Neben den Klassikern 8-Ball und 9-Ball gibt es noch eine Hand voll Abwandlungen und kleine Herausforderungen, bei denen man z.B. den Tisch so schnell wie möglich leeren muss. Matches für mehr als zwei Spieler fehlen leider. Als Modi warten im etwas unübersichtlichen Menü eine einfach gestrickte Karriere, einzelne Matches gegen Computergegner, Online-Duelle sowie Spiele gegen eine lernende KI: Letztere prägt sich wie beim Drivatar von Forza 5 das Verhalten anderer Spieler ein und simuliert ihre Spielstile. Das funktionierte bei unseren Test-Matches recht überzeugend: All zu viele persönliche Eigenheiten konnte ich zwar nicht erkennen, der Spielstil passte aber gut zum jeweiligen Können des realen Gegners.
Feinfühlig, aber nicht Abend füllend
Matches gegen echte Spieler lassen sich etwas umständlicher starten: Wenn ich andere Personen aus einer Liste (mit ähnlich hohem Spieler-Level) herausgefordert habe, kam leider keine Partie zustande. Die schnellen Matches gegen einen Zufallsgegner flutschten dagegen flüssig und fehlerfrei. Sämtliche Aktionen bringen Erfahrungspunkte ein – selbst, wenn ich ein Match verliere. Die Karriere besteht aus einigen Turnieren sowie kleinen Herausforderungen und ist nicht gerade sonderlich motivierend aufgebaut: Es gibt weder lizenzierte Spieler oder Ligen wie bei PDC World Championship Darts noch skurrile Fantasiegegner wie bei Shufflepuck Cantina. Stattdessen unterscheiden sich meine Kontrahenten lediglich durch ein amateurhaft gezeichnetes Profilbildchen und spielerische Statistiken.
Die Physik wirkt meist glaubhaft: Nur manchmal bleiben die Kugeln einen Deut zu früh auf dem Filz liegen. Auch die Steuerung verrichtet ihren Dienst ordentlich. Auf der PS4 wird mit dem rechten Stick gestoßen: Einfach den Analogknubbel langsam nach hinten ziehen und schwungvoll nach vorne bugsieren. Mit Hilfe der Knöpfe lassen sich Feinabstimmungen und das Anschneiden der Kugel regulieren. Auf dem PC hat man die Wahl zwischen einem 360-Controller und der noch etwas feinfühligeren Maussteuerung. Auch hier fühlt sich der Stoß nach vorne recht authentisch an. Die Joystick-Steuerung leidet auf dem PC allerdings unter einem seltsamen Bug: Die voreingestellte Invertierung ließ sich nicht aufheben, obwohl es eine entsprechende Option im Menü gibt. Wer den Queue nicht wie ein Flugzeug steuern will, wird also oft erst einmal in die falsche Richtung zielen.
Die PS4 hat die Nase vorn
Davon abgesehen ähneln sich beide Versionen stark. Auf der PS4 sieht die Kneipenkulisse allerdings einen Deut detailreicher und sauberer aus als auf dem PC – bei uns lief das Spiel mit höchsten Einstellungen auf einer GeForce GTX 770. Untermalt wird das Geschehen von leichten Kneipen-Jazz: Zunächst hat mich das relaxte Geklimper herrlich entspannt, nach einer Weile gingen mir die sich wiederholenden Stücke aber auf die Nerven. Die Kameraperspektive lässt sich übrigens nicht beeinflussen: Das Spiel wird stets aus der Ego-Sicht gespielt, man darf aber immerhin zwischendurch aufstehen, um den Tisch besser überblicken zu können. Nicht einmal die eingeblendeten Hilfslinien lassen sich deaktivieren.
Zumal: Zu welchem Spiel passt der Begriff Kneipensport denn überhaupt, wenn nicht zu Pool oder Darts? Auch das wurde durch die PDC ja professioneller - und trotzdem wird es viel in Kneipen gespielt.
Das ist doch dieser Sport, wo halbnackte, bärtige Männer im Ring stehen?
Ich weiß, dass das ein Kampf gegen Windmühlen ist, aber:
Als mehrfacher Teilnehmer bei Deutschen Meisterschaften kommt mir wiedermal alles hoch, wenn Pool-Billard als "Kneipensport" tituliert wird. Von diesem Image will der Sport unbedingt weg, und ich lade jeden ein, sich einmal einen Bundesligaspieltag live vor Ort anzuschauen. Da wird man sehr deutlich sehen, wie wenig das ganze mit Kneipensport zu tun hat.
Der momentane Weltranglistenerste ist ein Deutscher, Thorsten Hohmann. Ihn kennt hierzulande keine Sau, in Taiwan oder wo immer Pool-Billard einen völlig anderen Stellenwert hat, könnte der Mann nicht unerkannt über die Straße laufen. Trotzdem gehören die Deutschen im Pool-Billard zur Weltspitze, aber gibt es dazu hierzulande Anerkennung? Nein, kein bisschen. Hier weiß der Großteil der Leute - wie scheinbar auch der 4Players-Redakteur - nicht einmal, dass auf dem Tisch Baumwolltuch gespannt ist und kein Filz.
Okay, wir haben den Begriff in "Einseiter" plus Mouseover "Artikel auf einer Seite" geändert - jetzt müsste alles klar sein. :wink:
Und nur zur Info, die 1,99€ sind der Preis für ein ganzes Jahr, du musst nicht bei jedem Artikel erneut 1,99€ zahlen! Das wäre dann Unverschämt! :wink: