Kein Kinderspiel!
Trotz Knuddelfaktor, putziger Lums und Globox-Gerülpse ist Rayman 3 daher kein Spiel für Kids. Dafür ist der Schwierigkeitsgrad und Kamerafrust an manchen Stellen einfach zu hoch. Vor allem die Bosskämpfe lassen sich nur bei perfekter Beherrschung der Steuerung meistern. Hinzu kommen teilweise recht hektische Kämpfe gegen die wild um sich feuernden Hoodlums. Die Entwickler haben die Levels allerdings so gut ausgestattet, dass man sich immer wieder heilen kann, um noch mal anzugreifen.
Richtig nervig können zudem die Übergänge zwischen den Welten sein: Eigentlich macht das Grinden und rechtzeitige Abspringen auf den leuchtenden Neonröhren ja Spaß, aber eben nur kurzfristig. Wenn die Fahrt in den nächsten Level zu lang wird, weil man zu oft abstürzt oder einfach keine Ende in Sicht ist, reichen abgefahrene Musik und grelle Farben einfach nicht mehr aus, um zu motivieren. In den Bereich gut gemeint, aber unspektakulär umgesetzt gehört auch das Rennen in der Eiswelt gegen Globox, das eher zum Einschlafen einlädt, weil der Strecke der nötige Pfeffer fehlt – hier rast Sonic wesentlich adrenalinhaltiger.
Traumhafte Comic-Welt
Es ist einfach faszinierend, was die Designer von Ubi Soft hier auf die Mattscheibe zaubern. Rayman 3 versprüht von der ersten Minute an einen ganz besonderen Charme: stimmungsvolle Licht- und Farbenspiele, witzige Figuren und malerische Abschnitte sorgen für klasse Atmosphäre. Die Levels bieten von verträumten Wäldern über gefährliche Sümpfe bis hin zu Lava- und Eiswüsten eine Menge Abwechslung. Auch wenn die Unterschiede zu PS2 und GameCube wirklich kaum ins Gewicht fallen, bietet die Xbox-Version bei genauem Hinschauen die detailliertesten Bodentexturen und die besten Farbspiele.
__NEWCOL__Die Außenareale sind allerdings abgegrenzt, manchmal sogar sehr klein und bieten nicht die völlige Erkundungsfreiheit eines Mario Sunshine. An manchen Stellen wird die Abenteuerlust daher schnell von der Levelgrenze gebremst. Dafür gibt es wiederum sehr viele Innenareale mit verzweigten Tunneln, Schächten und riesigen unterirdischen Hallen. Auch wenn manche Texturen im Detail schwächeln und die Xbox vor allem Wasser wesentlich besser darstellen kann, ist die Spielwelt sicher eine der schönsten des Genres: Goldgelbe Lichtschächte, riesige Sternentreppen, die sich spiralförmig gen Himmel winden und glattpolierte Spiegelböden sorgen immer wieder für Begeisterung. Man fühlt sich teilweise wie in einem bunten Comic-Märchen.
Jeder Abschnitt wird dem Gameplay entsprechend musikalisch untermalt – hektische Töne bei Bosskämpfen, verträumte Melodien bei Erkundungen, schnelle Beats bei Levelübergängen. Nur die monotonen Hilferufe der eingesperrten Kleinlinge nerven auf Dauer. Ansonsten überzeugen Musik, Sounds und Sprache auf ganzer Linie.
Klasse Lokalisierung
Ein akustisches Highlight sind die witzigen Dialoge zwischen Globox und Rayman, denn der blaue Riese verblüfft immer wieder mit neuen Sprüchen oder allergischen Reaktionen, die zum Schmunzeln anhalten: Mal juckt es ihn z.B. so sehr am Bauch, dass er seinen Wanst auf allen Vieren über den Boden scheuert. Dass sich hinter Globox die Stimme von Guildo Horn verbirgt, merkt man erst beim zweiten Hinhören. Der Nussecken-Fetischist hat seine Sache sehr gut gemacht und verleiht Globox unheimlich viel Charakter. Aber auch die anderen Sprecher dürfen sich auf die Schulter klopfen, denn die Stimmen der Fieslinge, Ärzte und Kleinlinge überzeugen durchweg mit schauspielerischer Qualität – klasse Arbeit.