Zuerst wurde mit Resident Evil 4 Anfang 2005 auf dem GameCube ums Überleben gekämpft. Noch im gleichen Jahr durfte man auch auf der PlayStation 2 (!) mit Leon Kennedy in den Kampf gegen die Infizierten ziehen, während man im spanischen Hinterland nach der Tochter des amerikanischen Präsidenten suchte. Die wiederum zwei Jahre später veröffentlichte PC-Version war denkbar schlecht. Und das in jeglicher Hinsicht: Die Kulisse wurde der Hardware überhaupt nicht gerecht, die Steuerung wurde vermurkst. Erst 2014 konnte man mit der „Ultimate HD Edition“ auch auf dem Rechner überzeugen.
Doch vorher wurde 2007 mit der Wii-Version eine Bewegungssteuerung implementiert, die den Überlebenskampf merklich auffrischte. 2011 wiederum konnten die Spieler mit PlayStation 3 und Xbox 360 die Waffen zücken, sich über die wie in Code Veronica in Echtzeit berechnete Kulisse freuen und die Diskussion ob der Schussmechanik aufnehmen, die keinen Seitwärtsschritt erlaubte, sobald man angelegt hatte. Zudem wurde in der letzten Konsolengeneration ein merklicher grafischer Fortschritt erzielt: Waren die Ur-Versionen noch auf ein SD-Erlebnis ausgelegt, durfte man hier in einer aufbereiteten 720p-Kulisse durch die düsteren, aber weitgehend linearen Abschnitte wandern, die Kämpfe gegen bedrohliche Gegnermassen und noch bedrohlichere, häufig denkwürdige Bosse bestreiten, sich an den harmonisch integrierten Reaktionstests versuchen und die kinoreife Inszenierung genießen. Sprich: Mit eigentlich jedem neuen System (die ursprüngliche PC-Version ist die unrühmliche Ausnahme) wurde Resident Evil 4 entweder mechanisch, inhaltlich oder visuell aufgewertet.
Vergangenheit und Gegenwart
Nach heutigen Maßstäben wirkt der weniger auf subtile Spannung oder Schreckmomente, sondern vielmehr auf Panik und atemlos inszenierte Action ausgelegte Horror vor allem technisch nicht mehr zeitgemäß. Zwar wurde für die neuen Systeme die Auflösung auf 1080p geschraubt, doch im Gegenzug wurde vergessen, sowohl viele Texturen als auch die Kantenglättung im gleichen Maße anzupassen. Da Resident Evil 4 aber seinerzeit schon richtig gut aussah und im Laufe der diversen Systemumsetzungen optimiert wurde, ist die Kulisse unter dem Strich nicht so schlecht, wie man sie bei einem gut zwölf Jahre alten Titel erwarten würde. Andererseits hat Capcom aber auch die Chance verstreichen lassen, hier die „Definitive Edition“ anzubieten. Viele Texturen sind so schwammig wie in der SD-Ära, die seltenen Videosequenzen wie z.B. das Intro wurden ebenfalls nicht auf 1080p konvertiert, so dass hier auch nicht alles so sauber läuft wie die Bildrate im Spiel, die bei festen 60 Bildern liegt. Die Sichtweite scheint im Vergleich zu 360 und PS3 erhöht worden zu sein, wodurch aber einerseits das Problem mit deutlicher Treppchenbildung schon in mittlerer Entfernung
zunimmt und andererseits die Atmosphäre leichte Einbrüche hinnehmen muss. Auf eine Option, per Knopfdruck zwischen der ursprünglichen und der aktuellen Kulisse umzuschalten wie es z.B. Teile der Master Chief Collection von Halo bieten, wurde übrigens verzichtet.
Mechanisch hingegen ist der Eindruck, den das Spiel seinerzeit hinterlassen hat und der unter anderem auch Cliff Blezsynski bei der Entwicklung von Gears of War beeinflusst hat, bis heute spürbar. Vor allem von den gelungenen Tempovariationen innerhalb der kinoreifen Inszenierung können sich moderne Spiele eine gewaltige Scheibe abschneiden. Ruhige Momente wechseln sich ab mit brachialen Feuergefechten, Reaktionstests oder intelligenten Umgebungsrätseln, nur um etwas später in Spannung überzugehen, die sich in einem der im Vergleich mit den Vorläufern raren Schreckmomente entlädt. Nach heutigen Maßstäben ist die Entscheidung, Seitwärtsschritte beim Zielen zu verwehren, noch genauso diskussionswürdig wie damals. Doch in einem Spiel, das innerhalb der Serienhistorie so viele alte Zöpfe abschneidet und mit frischen, größtenteils sehr gut verbauten Elementen ersetzt, dabei aber die starre Schussmechanik als viel situative Spannung erzeugenden Brückenschlag zu den „alten“ Serienablegern beibehält, passt diese Entscheidung nach wie vor. Immerhin kann man mittlerweile zwischen diversen Steuerungsschemata wählen, bei denen modernere „Shooter-Knopfkonfigurationen“ ebenso zu finden sind wie die Original-Steuerung. Allerdings ist die sehr empfindliche Kameraführung mittlerweile eine Optimierung wert. Möchte man sich nur ein wenig umschauen, findet häufig ein zu harter Schwenk statt, der einen unnötig unruhig werden lässt.
Die W-Frage
Bleibt natürlich die Frage, für wen die Anschaffung von Resident Evil 4 sinnvoll ist? Wer es schon einmal auf einem anderen System gespielt hat, kann getrost von dem Download absehen. Oder aber man sollte vielleicht auf die physische Version warten, die Ende des Jahres im Paket mit den Teilen 5 und 6 veröffentlicht wird – alles natürlich unter der Voraussetzung, dass man diese letzten Episoden noch nicht kennt. Denn nur wegen der leichten visuellen Aufhübschung lohnen sich die knapp 20 Euro nicht. Wer hingegen noch nicht mit diesem modernen Klassiker Bekanntschaft gemacht haben sollte, ist trotz der visuellen Abstriche, die man im Vergleich zu den Remakes von Resident Evil 5 oder Resident Evil 6 in Kauf nehmen muss, hier an der richtigen Adresse: Spannungsaufbau, Action und Panik angesichts des blanken Überlebenskampfes sind auch noch nach heutigen Maßstäben gelungen und zeigen, wieso Resident Evil 4 zurecht als einer der Meilensteine des Survival-Horrors im Allgemeinen sowie von vielen als bester Teil der Serie im Speziellen gehandelt wird.
Welcher Aspekt wann als gut oder schlecht gealtert bewertet werden möge, bleibe jedem selbst überlassen - klar.
Zu PS2-Zeiten waren saubere Vertonungen für Triple-A-Produktionen bspw. schon locker möglich - siehe GTA.
Vielleicht hat Capcom auch nur das englische Dub versaut und das japanische war/ist bombig - keine Ahnung.
Naja das Gamplay mit dem stehenbleiben beim Schießen ist tatsächlich nicht mehr so dolle aber geht noch immer. Guck dir mal Resi 1 Remake Remaster an. Das hat mit seiner Panzersteuerung trozdem noch jede Menge Leute begeistert und gute bis sehr gute Wertungen abgesahnt.
Nachdem ich es 2007 auf der PS2 durchgespielt hatte, probierte ich es jetzt, 11 Jahre später, nochmal in der HD-Version für PC via Steam. Meines Erachtens ist das Gameplay furchtbar schlecht gealtert. Auch die B-Movie-Geschichte mit dem B-Movie-Voice-Acting kann doch niemand mehr ernst nehmen, der The Last of Us gespielt hat.
Ich kann schon den Umschwung der Spiele-Industrie nachvollziehen: man kann einfach nicht mehr erwarten, dass Spieler sich 3h+ Zeit nehmen, um irgend eine Tür in einer x-beliebigen Ecke ausfindig zu machen. Re1 bzw. chronicles biete ich zum verschenken an, wer will es haben?