Ungewöhnliches Ambiente
Die mythische Welt, in der Ring 2 angesiedelt ist, kann nur als höchst ungewöhnlicher Mix bezeichnet werden. Zu Beginn etwa erinnert uns der kindliche Siegfried mit seiner Steckdosen-Frisur glatt an Yahoo Serious aus Einstein Junior. Damit der Junge die schwere Arbeit beim bösen Zwerg Mime schafft, ist er in eine roboterähnliche Maschine eingesperrt.
Statt auf den Amboss zu dreschen, verfügt der Kollege Gimlis über ein mechanisches Hammerwerk. Der erwachsene Siegfried wirkt eher wie ein tätowierter Eingeborener, denn wie der wasserstoffblonde Hüne, den Ihr vielleicht erwartet habt. Und der Drache sieht eher wie die blecherne Ausgabe des Monsters aus Aliens 25 aus. Auch die ollen Nibelungen müssen eben mit der Zeit gehen!
Wuchtige Hintergründe
Eines ist, wie in fast jedem Point & Click-Adventure made in France, wieder perfekt: die gerenderten Kulissen. Schön düster und wuchtig würden sie auch glatt als Bühnenbild bei Wagners schwermütige Oper durchgehen. Insgesamt kommt das Spiel mit Kinoatmosphäre daher, da es die wichtigen Cinemascope-Streifen oben und unten aufweist.
__NEWCOL__Auch die zahlreichen Videos, welche die recht langweiligen Rätsel unterbrechen, sind gut gelungen. Weniger gekonnt wirken die in Echtzeit berechneten, dreidimensionalen Figuren: Zwar wurden sie in Form und Design ungewöhnlich umgesetzt, sie fügen sich aber nicht immer gut in die Umgebung ein, so dass es manchmal so aussieht, als ob die Akteure etwas neben ihrer Bahn laufen würden. Außerdem gibt es Clipping-Fehler.
Wagner satt aus Wien
Natürlich lässt Schöpfer und Wagner-Fan Philippe Druillet in einem derartigen Spiel permanent die Musik seines Idols aus dem Ring des Nibelungen erklingen. Meisterhaft umgesetzt von den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Sir Georg Solti. Hier ertönen all die bekannten, klassischen Motive aus Wagners Ring, die freilich nicht leicht verdaulich sind, was die Musik für moderne Gemüter zur reinen Geschmackssache macht!
Darüber hinaus muss aber die nicht immer glückliche Auswahl der deutschen Sprecher kritisiert werden: Mime klingt z.B. wie eine schlechte Persiflage auf Kritiker-Papst Marcel Reich Ranicki (!) und der Erzähler ist schlicht zum Einschlafen. Davon abgesehen ist die Lokalisierung jedoch weitgehend gelungen.