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Riot – Civil Unrest (Taktik & Strategie) – Der Protest-Simulator

Immer wieder wird man in den Nachrichten Zeuge, wie vermeintlich friedliche Demonstranten und Staatsgewalt aufeinander prallen. Egal ob Venezuela, Brasilien, Spanien, Deutschland: Die Verhaltensweisen und Resultate scheinen global nach ähnlichen Mustern zu verlaufen. Riot: Civil Unrest von Leonard Menchiari verpackt diese Konflikt-Dynamik in ein Strategiespiel mit Pixelkulissen. Wir haben für den Test sowohl mit der Polizei als auch den Aktivisten sympathisiert.

© Leonard Menchiari, IV Productions / Merge Games

Krawall-Dynamik

Reaktion. Gegenreaktion. Gewalt. Gegengewalt. Provokation. Deeskalation. Egal, ob das Stören der öffentlichen Ordnung durch Autonome fest einkalkuliert ist oder als Kollateralschaden provozierter bzw. zufälliger Ereignisse passiert: Die Bilder von Polizeieinheiten, die auf die Frontlinie einer riesigen Gruppe von Demonstranten prallen, sind allgegenwärtig. Die Aktionen des G20-Gipfels in Hamburg letztes Jahr wirken bis heute nach und angesichts jüngster Ereignisse in Venezuela wirkt Riot: Civil Unrest als Spiel so aktuell wie kaum ein anderes. Das Projekt von Leonard Menchiari lässt einen in der „Kampagne“ in vier Szenarien realistische Unruhen nachempfinden. So findet man z.B. den Arabischen Frühling oder die Proteste um eine Deponie im griechischen Keratea, aber auch die Proteste, die den Hauptentwickler überhaupt erst zu diesem Spiel gebracht haben: Die Demonstrationen, die im italienischen Val di Susa Mitte der 2000er gegen die Errichtung einer Strecke für den Hochgeschwindigkeitszug TAV begannen, bis heute nachwirken und die teilweise nur unter Gewalteinsatz von der Polizei aufgebrochen wurden.

Löblich ist bei den „Story“-Missionen, dass man sie von beiden Seiten erleben darf und somit theoretisch keine moralische Einordnung oder Wertung stattfindet – zumindest seitens der Entwickler. Denn natürlich kann die persönliche Wahrnehmung sowie die Einstellung zu derartigen Ereignissen bei der Seitenwahl bzw. der Art und Weise, wie man versucht, die jeweiligen Aufgabenstellungen zu erfüllen, eine Rolle spielen und sich auswirken. Versucht man, die Seite der Staatsorgane so friedlich wie möglich vorwärts zu bewegen, während man die Demonstranten irgendwann zu Gewaltbereiten werden lässt, obwohl es seitens der Polizei keine Provokation gab? Möglichkeiten für diese Extreme, die entgegengesetzten Positionen sowie einige Grauzonen dazwischen gibt es.  Und die Ergebnisse werden durchaus realistisch dargestellt. Doch da es zwar zeitlich bzw. thematisch miteinander verbundene Missionen, aber keine quasi Kampagnen-persistente Übergabe von Situations-Parametern gibt, die nachfolgende Szenarien erschweren oder erleichtern könnten, wirkt vieles dennoch zu belanglos.

Globale Gefahr

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Auf dem Papier klingen die Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Polizei interessant. In der Umsetzung entwickelt sich weder Spaß noch strategischer Tiefgang. © 4P/Screenshot

Immerhin bietet der „Global“-Modus ein System an, das etwas Kohärenz anbietet: Je nachdem, wie erfolgreich man hinsichtlich der politischen bzw. „militaristischen“ Bewertung abschneidet, hat man in der folgenden Mission Vorteile wie z.B. eine erhöhte Startzahl an Demonstranten. Zusätzlich kann man hier neue „Archetypen“ sowie Boni freischalten wie z.B. Chemikalien, die gegen die Wirkung von Tränengas eingesetzt werden dürfen oder Feuerwerkskörper, die man Richtung Polizei schleudern kann. Dieser Modus ist durch seine zumindest in Ansätzen vorhandene Abhängigkeit von vorhergehenden Aufgaben etwas interessanter, krankt aber an den allgemeinen Problemen, die sich durch das gesamte Design ziehen – nicht nur, weil hier Missionen aus den Stories wiederholt werden. Sondern vor allem, weil sowohl der echtzeitstrategische Unterbau als auch die Steuerungsbasis dürftig ausfallen. Das beginnt bei den sehr überschaubaren Möglichkeiten, die sich sowohl auf Seite der Zivilisten als auch bei der Polizei zeigen, die aber immerhin mit unterschiedlichen Einheiten und rudimentären Formationen etwas mehr Abwechslung in die Brennpunkte bringen. Doch auch hier hat man schnell alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Und es geht weiter bei fehlendem Komfort: So kann man z.B. nicht alle Einheiten oder mehrere Trupps auf einmal auswählen und ihnen Marschbefehle geben, sondern muss alle einzeln aktivieren.


  1. Seltsam. Das Spiel gibt es DRM Frei bei gog, hat aber keinen Linux-Support. Bei Steam hingegen hat es Steamos Support. Gar keine Frage was ich da machen werde. Auch wenn es in meiner Ansicht bei gog nicht so teuer war.
    Das mit dem Mod-Support ist blöd, sonst hätte ich es am liebsten als Retail für PS4 oder Switch gekauft, aber weil da ja nix dabei ist.. und vor allem das Spiel eher den Indie-Preis hat, greife ich wohl noch diesen Monat zu.

  2. jo, ich war auch sehr neugierig, die spielmechanik erinnert mich an hooligans, welches ich leider nicht mehr gestartet bekomme.
    schade, vielleicht mal innem sale mitnehmen.
    greetingz

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