Sense: A Cyberpunk Ghost Story (Adventure) – Hongkong-Horror der platten Art

Vielfach fühlte ich mich von dieser unkomfortablen Mechanik geradezu veräppelt: Wenn ich ein und denselben Tisch zehn Minuten später, wenn die Handlung etwas fortgeschritten ist, erneut untersuche, finde ich plötzlich ein neues Schriftstück. Und die doofe Plastikkiste, die ich natürlich sofort mitgenommen hätte, kann ich erst auflesen, nachdem meine Spielfigur weiß, dass sie sie ein Stockwerk tiefer auch ganz sicher braucht. Das mag sogar näher am echten Leben sein als die absurden Inventare klassischer Adventures – es produziert aber auch elendig viel Backtrackung und Lauferei. Schließlich führt es hier sogar dazu, dass man in fast jedem Raum alle interaktiven Punkte wieder und wieder anschaut, weil man hofft, dass sich irgendwo etwas getan hat. Gutes Spieldesign sieht so jedenfalls nicht aus.

Und die Ghost Story?

Vielleicht bietet ein Sprung aus dem Fenster die Chance, aus dem Spukhaus zu entkommen… © 4P/Screenshot

Während man sich nach und nach Zugang zu den diversen, oftmals sehr ähnlich aussehenden Räumlichkeiten des Wohnhauses verschafft, puzzelt man sich gleichzeitig ein Bild der einstigen Bewohner zusammen – welches Schicksal mussten sie erleiden und warum spuken einigen von ihnen scheinbar noch als Geister herum? Die sporadisch auftretenden Horrorgestalten erinnern denn auch an asiatische Gruselklassiker wie The Grudge – meist kann Mei vor ihnen flüchten, manchmal kommt es zu kurzen Quick-Time-Einlagen z.B. ein geistreiches Schnick-Schnack-Schnuck, mitunter schützt euch aber auch Meis Jade-Armband vor Schaden.

Vorsicht, ein Geist: Die Aufeinandertreffen mit den Spukgestalten pumpen ein wenig Adrenalin in eure Adern – richtig furcheinflößend ist das Spiel aber leider nie. © 4P/Screenshot

Unverwundbar ist die Dame, für die man auch alternative Outfits freispielen kann, indes nicht: Ignoriert man eindeutige Warnungen wie Stromblitze auf nassem Untergrund oder Meis Anmerkung, dass die Krähen im Zimmer ziemlich angriffslustig aussehen, kommt der Game-Over-Bildschirm blitzschnell. Wohl dem, der regelmäßig die stets verfügbare Quick-Save-Option nutzt – diese macht übrigens das eigentliche, altmodische Speichersystem an spärlich verteilten Punkten und auf aufgesammelten Betamax-Kassetten obsolet. Sprachausgabe gibt es in Sense: A Cyberpunk Ghost Story nicht, die Bildschirmtexte sind auf Englisch. Das überschaubare, aber trotzdem umständlich zu handhabende Menü versorgt euch mit Infos zu den Gegenständen in Meis Inventar, hält die gesammelten Notizen parat und bietet eine Karte des mehrstöckigen Hauses – das hilft bei der Orientierung, trotzdem fällt es einem manchmal schwer, sich zu erinnern, ob der Familienaltar, den man gerade sucht, nun in Raum 204 oder 206 ist.