Nein, Shadow of the Beast war damals kein gutes Spiel. Es war nicht nur frustrierend schwer und aufgrund des nervigen Trial&Error-Prinzips stellenweise sogar unfair, sonder litt auch an einer schlimmen Spielmechanik mit einer unterirdischen Steuerung. Wie konnte dieses spielerisch enttäuschende Machwerk nur so lange in positiver Erinnerung bleiben? Ganz einfach: Wegen seiner überragenden Technik und der bombastischen Präsentation! So etwas Beeindruckendes wie diese stylische und farbenfreudige Fantasy-Welt mit ihrem butterweichen Parallax-Scrolling über mehrere Ebenen hatte man am Amiga so noch nicht erlebt. Dann noch dieser traumhafte Soundtrack aus der Feder von David Whittaker, mit dem das Action-Abenteuer untermalt wurde. Wenn man damals einen Begriff wie Grafik-Porno hätte definieren müssen, dann wäre Shadow of the Beast das perfekte Beispiel gewesen!
Heute fällt es vielleicht schwerer, die Faszination von damals nachzuempfinden – vor allem dann, wenn man das Original nicht selbst in Aktion erlebt hat und angesichts der technischen Offenbarung vom Hocker gehauen wurde. Versuchen kann man es trotzdem, denn die Neuinterpretation beinhaltet auch den Klassiker, den man neben zahlreichen weiteren Boni rund um das Amiga-Werk freischalten und sich im Rahmen einer emulierten Fassung erneut zu Gemüte führen darf – inklusive kleiner visueller Optimierungen wie einer optionalen Kantenglättung. Zwar explodieren dabei die Gläser der rosaroten Nostalgie-Brille angesichts der spielerischen Schwächen noch schneller als gedacht, doch ist diese Reise in die Vergangenheit in Kombination mit anderen Bonusinhalten wie einem Video-Walkthrough des Klassikers, dem kompletten Original-Soundtrack und einem Rückblick auf die gesamte Serie ein toller Fanservice. Deshalb dürften Hardcore-Liebhaber des Originals schon allein deshalb mit einer Anschaffung liebäugeln.
Eine gelungene Wiederauferstehung?
Der Neuinterpretation fällt es dagegen deutlich schwerer, eine ähnlich große Begeisterung wie damals zu entfachen. Das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen lockt die durchschnittliche Präsentation mit ihrer lahmen Inszenierung, den schwachen Animationen und groben Figuren heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor – vor allem, wenn man deutlich imposantere 2D-Titel wie Deadlight oder Assassin’s Creed: Chronicles als Vergleich heran zieht. Zwar wirken manche Schauplätze wie die ausgedörrte Ödnis durchaus eindrucksvoll, doch schwankt die grafische Qualität innerhalb der sieben Level sehr stark und kommt nur selten über Durchschnitt hinaus. Noch enttäuschender fällt aber der belanglose Soundtrack aus – ein Glück, dass man sich optional auch mit den Amiga-Klängen des Originals in das neue Abenteuer stürzen darf.
Das Kampfsystem zeigt mit diversen Angriffen, Betäuben, Kontern, Blocken und speziellen Attacken zwar mehr Tiefgang als früher, versagt aber bei einem zentralen Punkt: einem ordentlichen und dynamischen Fluss innerhalb der Auseinandersetzungen. Wenn von rechts und links die Gegner gleichzeitig anrücken, wird man ständig getroffen, weil die Steuerung viel zu langsam reagiert und man die Schläge dadurch nicht mehr abwehren kann. Versucht man zusätzlich, für mehr Punkte mit einem perfekten Timing zu agieren, gestaltet sich das Vermeiden von Treffern noch schwieriger bzw. es wird nahezu unmöglich, den Kombozähler und damit den Punktesegen nach oben zu treiben. Manche mögen genau darin eine Herausforderung sehen, um sich entsprechende Taktiken zu überlegen. Mir dagegen hat die träge Steuerung, bei der manche Aktionen gefühlt per Zufallsgenerator umgesetzt werden, spürbar die Lust am Schnetzeln geraubt. Zumindest bis zur normalen Stufe hält sich der Schwierigkeitsgrad aber in Grenzen – auch deshalb, weil man quasi über unendliche Leben verfügt, seine Lebensenergie meist schon im Rahmen dieser Arenakämpfe durch Spezialangriffe wieder auffüllen und zur Not auch mit einfachem Knopfgehämmer bestehen kann. Wer über gute Reflexe verfügt, kann sich sogar mit einem Wutrausch-Angriff durchschlagen: Ist die entsprechende Blut-Leiste gefüllt, kann man dieses mächtige Extra aktivieren und im folgenden Reaktionstest mit dem richtigen Timing die anrückenden Gegner blitzschnell töten. Zumindest hier kann sich im Ansatz ein gewisser Flow einstellen, den man beim trägen und langweiligen Standardgekloppe so oft vermisst.
Ich habe es jetzt durchgespielt und danach Sammelkram gesucht sowie die anderen Schwierigkeitsgrade ausprobiert. Ich respektiere die Meinung des Testers und kann viele Kritikpunkte nachvollziehen, aber für mich persönlich ist Shadow of the Beast ein richtig gutes Spiel.
Die Trägheit der Figur geht nach einiger Zeit in Fleisch und Blut über und sobald man das Kampfsystem und die Steuerung beherrscht, schnetzelt man sich durch die Gegnermassen wie durch Butter. Das ist unheimlich befiedigend.
Dazu kommt ein tolles visuelles Design und eine sehr dichte Atmosphäre. Auch der Freischaltkram motiviert. Ich habe z.B. den Soundtrack des alten Shadow of the Beast freigeschaltet und spiele die Level noch einmal damit durch.
Ich persönllich hätte dem Spiel eine hohe 70er-Wertung gegeben. Ältere Spieler mit Bezug zum Amiga-Original dürfen gerne noch ein paar Punkte dazuaddieren.
Ich höre mir lieber https://www.youtube.com/watch?v=qipWqOwkceg 24h in der Schleife an, als das ich das hier kaufe.
Alleine die UI ist schon grausam und unpassend.
Ich habe das Spiel jetzt auch eine Weile gespielt. Und obwohl mir die meisten Kritikpunkte hier aus dem Test auch aufgestoßen sind: Das Teil macht Spaß. Speziell dieses etwas träge Kampfsystem bringt mir richtig Laune.
Hatte jetzt auch weitergespielt und ich muss sagen, dass man hier für 15,- Euro wirklich ein super Spiel bekommt.
Wie schon erwähnt, spornt es an, perfekte Kämpfe zu liefern.
Der Stil der Grafik ist auch gelungen.
PS: Was hat es damit auf sich, dass man eine unschuldige Seele opfern kann, wenn man gestorben ist?
Hab das noch nicht so erblickt.
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